Adoption in Deutschland, wer hat Erfahrungen?

Hallo zusammen,

mein Wunsch war es schon immer ein Kind zu adoptieren. Mein Mann (30) verdient ganz gut, ich (28) bin ebenfalls berufstätig, aber von Zuhause aus (selbstständig). Wir haben zwei eigene Kinder und würden gerne, wenn sie etwas älter sind, ein drittes Kind als Adoptivkind zu uns holen.

Wie gut sind unsere Voraussetzungen? Welche Kriterien muss man erfüllen?

Wie lange dauert ein Adoptionsverfahren? Wenn wir z.B. in drei Jahren ein Kind möchten (in etwa), wann sollte man sich dann anfangen zu "bewerben"?

Mit welchen Hindernissen hattet ihr zu kämpfen und wo lagen die Schwierigkeiten - auch nach der Aufnahme eines Kindes?

Danke für eure Antworten, bin sehr gespannt!

Lg
Clarissa

1

Hi Clarissa,

keine Erfahrungen hier, aber schoen zu hoeren, dass ir darueber nachdenkt! Wir wollen auch in ein paar Jahren adoptieren. Gott sei Dank sind die Bedingungen hier nicht so eng gestrickt wie in Deutschland und es geht auch um einiges schneller.

LG

Biene

2

Echt, ihr auch? Das finde ich toll :-)

Jaja, Deutschland und seine Bürokratie... wir haben uns auch schon über Auslandsadoption etwas informiert, aber das ist glaube ich mit einem noch größeren Aufwand verbunden und kostet zudem noch eine ganze Stange Geld..
Wie läuft das denn bei euch ab, gibt es da nicht so viele Regelungen und Voraussetzungen?

Lg
Clarissa

3

Hallo,

wir kennen welche mit Adoptionskindern und auch welche die Kinder adoptieren wollen.

Ich glaube es ist sehr schwer Kinder zu adoptieren, auch wenn alle Voraussetzungen stimmen.
Es gibt in Deutschland mehr Familien die Kinder adoptieren möchten als Kinder die zur Adoption sind.

Ich weiß nicht ob ihr mit 2 Kindern eine Chance habt.
Es gibt so viele Familien die keine Kinder bekommen können und selbst dort, dauert es grds. Jahre/wenn es überhaupt klappt ein Kind in Deutschland zu adoptieren.
Vielleicht ist es ja etwas anderes wenn die Kinder schon älter sind.

Vielleicht kommt für ein ja auch ein Pflegekind in Frage.

lg urmel_hh

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Hallo Clarissa,

ich bin Adoptivmutter einer 11jährigen Tochter aus dem Ausland, aber ich habe ein "deutsches" Pflegekind.
Das Pflegeverfahren in Deutschland ist ähnlich wie das Inlandsadoptionsverfahren.

Die Grundvoraussetzungen habe ich hier einmal zusammengetragen:
http://bunterunde.de/index.php?option=com_content&view=article&id=50&Itemid=61


Wichtig finde ich, dass man weder Ado, noch Pflege als "Kampf" ansieht.
Wenn man schon im Vorfeld sämtliche Negativ- und Horrorberichterstattungen über die angeblich furchtbare Bürokratie gerne glauben möchte, macht man es sich nur unnötig schwer.

Wir haben beide Bewerberverfahren richtig genossen, sie haben uns auch eine "innere Wachstumschance" gegeben, die wir wahrgenommen haben.

Schwierig ist, was ich als schwierig empfinde ;-).

Wenn Du speziellere Fragen hast, kannst Du Dich gerne an mich wenden, sei es hier in dem Thread oder über VK.

Pauschal, welche "Schwierigkeiten" wir haben, findet sich nicht so schnell eine Antwort.
Wir haben uns willentlich und wissentlich für sog. schwer vermittelbare Hochrisikokinder entschieden, unsere Grosse ist gesund wie ein Fisch im Wasser, unsere Kleine ist schwerbehindert.

Man kann es als "Schwierigkeiten" sehen, aber auch als spannende Herausforderung.

LG
Claudia

5

Hallo,

wir wollen zwar kein Kind adoptieren, aber haben ein befreundetes Pärchen, das adoptieren will - so haben wir einiges mitbekommen. Das Paar ist übrigens unfruchtbar, hat also keine eigenen Kinder.

Die beiden mussten mit dem Jugendamt mehrere Gespräche führen, Tests machen, an Kursen teilnehmen... Ihre Wohnung wurde begutachtet, mit dem Ergebnis, dass sie umgezogen sind - Wohnung war zu klein, Kinderzimmer muss eine bestimmte Größe haben etc. Dann wurden natürlich auch die Finanzen überprüft... leider verdienen die beiden nicht sooo gut und sind zwischendurch auch mal aus dem Programm geflogen, weil sie unter die Einkommensgrenze gerutscht sind. Nun haben sie neue Jobs und können wieder hoffen. Ich glaube, das ganze Verfahren dauert nun schon fast 3 Jahre...

Ein anderes Paar aus ihrem Kurs konnte von Anfang an alle Bedingungen erfüllen und hat schon nach einem Jahr ein Kind vermittelt bekommen - sogar ein Neugeborenes! Es kann also auch schnell gehen...

Wie schnell es geht, hängt unter anderem davon ab, wozu ihr bereit seid - man muss da einen Fragebogen über seine Vorstellungen ausfüllen. Gesunde Babys werden natürlich schneller vermittelt, als ältere Kinder oder Kinder mit Behinderung...

Euer Alter spielt übrigens auch eine Rolle! Wenn dein Mann "schon" 30 ist, müsstet ihr euch ran halten - bei 35 ist Schluss.

Ehrlich gesagt, ich denke, dass eure Chancen eher schlecht sind - weil ihr fruchtbar seid, eigene Kinder habt und weitere zeugen könntet. Das Jugendamt wird sicher die Gefahr sehen, dass ihr euren leiblichen Kindern in schwierigen Zeiten den Vorzug einräumt. Da gibt es genug Paare, die keine eigenen Kinder bekommen können!

Ich weiß zwar nicht, was eure Motive sind - aber so ein Adoptionsverfahren ist kein Zuckerschlecken! Wenn ihr noch ein drittes Kind wollt, zeugt lieber ein eigenes - das ist einfacher!

LG, Tina

6

Hallo,

da wir selbst nicht betroffen sind, kann ich dir wohl nix genaues dazu sagen.
Ein befreundetes Paar hat jedoch ein Kind adoptiert und nachdem sie alle Bedingungen (Kurse, Tests...) erfüllt hatten, haben sie nur ca. 6 Monate gewartet.
Allerdings waren sie schon an der Altersobergrenze, vielleicht wurden sie deshalb bevorzugt behandelt.
Und sie konnten keine eigenen Kinder bekommen.

Später wollten sie noch ein zweites Kind adoptieren.
Mal abgesehen vom Alter, wäre es weitaus schwieriger bzw. unmöglich gewesen, da sie ja nun schon ein Kind haben.
Es ist tatsächlich so, das mehr Paare adoptieren wollen, als Babys vermittelt werden können.

Aber es gibt viele schon ältere Kinder und auch Babys, die als Pflegekinder vermittelt werden, weil sie kein richtiges Zuhause haben. Nur hat hier eben NOCH die leibliche Mutter das Sorgerecht.... und solange eben noch geprüft wird ob sie es weiterhin behält oder nicht, werden die Kinder nicht zur Adoption freigegeben. Bei Pflegekindern sind die Bedingungen nicht ganz so streng, zumindest was das Alter der Eltern und die Anzahl der weiteren Kinder angeht.
Das befreundete Päärchen hat diese Möglichkeit gewählt. Jetzt haben sie ein 2. Kind zur Pflege. Als sie es bekamen, war es auch noch sehr klein (Babyalter) und die Wahrscheinlichkeit, das sie es später noch adoptieren können, ist sehr hoch. Wenn der leiblichen Mutter das Sorgerecht aberkannt wird (Verfahren läuft noch), haben sie dann das Adoptionsvorrecht, weil das Kind ja schon bei ihnen lebt.
Klar gibt es bei Pflegekindern immer das "Risiko", das sie nicht dauerhaft in der Familie bleiben dürfen, vielleicht wäre es aber dennoch eine Option für euch.
Gerade diese Kinder brauchen ein gutes Zuhause...
Bei einer richtigen Adoption würde ich euch keine allzugroßen Chancen einräumen.

LG
cornichon

7

Danke für eure interessanten und informativen Antworten! Es scheint tatsächlich sehr schwierig zu werden, innerhalb Deutschlands bei einem Adoptionsverfahren berücksichtigt zu werden.

Ich werde mich deshalb wohl eher über Auslandsadoption oder die Aufnahme von Pflegekindern weiterinformieren.
Natürlich würde ich auch gerne einem Pflegekind die Chance auf ein schönes Zuhause mit intaktem Familienleben geben und bin auch nicht abgeneigt, ein älteres Kind aufzunehmen - es muss nicht zwingend ein Kleinkind sein - aber ich weiß nicht ob ich damit umgehen könnte, wenn einem das Kind irgendwann wieder "weggenommen" wird.. Schließlich sieht man das Kind ja als sein eigenes an, wenn es ins Familienleben integriert wird. Ob man einen solchen Verlust dann verkraften kann?!

Lg
Clarissa

8

Hallo Clarissa,

von meinem Standpunkt aus kann ich sagen, dass ich es in all den Jahren keine Sekunde bereut habe, ein Pflegekind aufzunehmen.

Ich bin so gerne Pflegemama und lebe das richtig aus, für mich stellt es auch keine Schwierigkeit dar, mit der leiblichen Mutter unserer Pflegetochter zusammenzuarbeiten.

Ich denke in der Hinsicht nicht im "Besitzdenken" - es ist "mein" Pflegekind...oder so gesagt: mein mir anvertrautes Pflegekind.
Ich bin die Pflegemama, die leibliche Mama ist die leibliche Mama.

An unserer Pflegetochter wird nicht "gezerrt", die leibliche Mama akzeptiert uns als Pflegefamilie, wir akzeptieren sie als Mutter.

Aber es gibt natürlich etliche Pflegefamilien, die das Thema völlig anders erleben als wir.

LG
Claudia

9

Hallo,
es gibt sehr viele Paare, die ungewollt kinderlos sind. Diese werden (und sollten meiner Meinung nach) bevorzugt.

Grundsätzlich hängt es aber davon ab, woher das Kind kommen soll und wie alt es sein darf. Ein Kind aus Afrika: So ca. 1 Jahr (so lange dauerte es bei einer bekannten Familie von uns), bei anderen europäischen Ländern etwa 3 Jahre (Lt. Fernsehreportasche). Kinder aus D: 6 Jahre im Schnitt. Eine Bekannte erzähte von einer Freundin, die hat nach 1 Jahr ein deutsches Baby adopiert. Wohl eher eine Ausnahme, wahrscheinlich waren ihre Grundvorrausstzungen als Ärztepaar extrem gut.

Schon mal darüber nachgedacht ein Pflegekind aufzunehmen? Es gibt so viele Kinder in Deutschland, die in einer völlig zerrütteten Familie leben, die Eltern nicht in der Lage sind sich um diese zu kümmern. Ich würd mich mal erkundigen.

LG Sandra