Riesenproblem: Mutter ist krank und macht alle fertig

Hallo,

ich schlepp schon seit einiger Zeit ein Riesenproblem mit mir rum. Irgendwie kann mir hier in meinem Umfeld niemand so richtig helfen.
Vielleicht findet sich hier jemand, der ähnliches erlebt hat, oder einen Rat für mich hat.

In Kurzform: Meine Mutter hat Krebs. Sie benimmt sich total asozial. Ich komm mit diesem Verhalten einfach nicht mehr klar. Im Normalfall würde ich den Kontakt einschlafen lassen und leicht verweigern (nicht reagieren), bis es sich wieder eingerenkt hat. ABER: Die erneute Erkrankung (zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres Metastasen) führen dazu, dass ich 1) nicht weiß wielange sie noch lebt und ob ich die Zeit wirklich im Streit mit ihr erleben will und 2 ) ihr Sozialverhalten immer schlimmer wird.

Damit ihr euch ein Bild von den Dingen machen könnt, die mich stören, schreib ich euch hier ausgewählte Beispiele.

1) Ich schreib ihr, das sich krank bin. Sie schreibt dazu lediglich:"Du bist aber oft krank": Kein gute Besserung oder so.

2) Sie verbietet meinem Vater, ihre Krankheit mit anderen Menschen zu thematisieren ("Ich hab ihm gesagt, er soll das niemandem erzählen."). Er leidet sehr unter ihrer erneuten Erkrankung und hat doch mit jemandem geredet. Daraus entstand einStreit, weil sie es ihm ja verboten hatte. ("Ich bin doch die kranke"). Einwände ("Papa leidet auch darunter, er muss darüber auch mit jemandem sprechen können") verneint sie. Sie ist der Meinung, sie ist die Kranke und nur sie dar entscheiden mit wem wer über was redet. Eine Selbsthilfegruppe (hatte ich ihm zuliebe ausgesucht) darf er auch nicht besuchen.

3) Sie stiftet Streit

4) Sie pöbelt rum. Beispiel. Sie grillt, es qualmt stark und jemand schaut hinüber wegen des Qualms. (Nur schauen!!! ohne Kommentar oder so) und sie entgegnet:"Ey, was gickste denn so......")

5) Sie beschwert sich über Genesungswünsche. Ihr gefallen die Formulierungen nicht, bettgemeintes zieht sie ins lächerliche. ("Wieso schreibt die, ich denk oft an dich? Sowas schreibt man doch nicht.)

6) Sie vergrault "Freunde". Sie fängt generell nach kurzer Zeit der Bekanntschaft schlecht über die neuen Bekannten zu sprechen. Bis der Kontakt weg ist. Ehemalige Kontakte, die auch im Interesse meines Vaters sind, verweigert sie. Wenn er Glück hat, darf er den Kontakt aufrechterhalten. Ohne ihre Begleitung natürlich!

7) Sie beleidigt andere und bekommt grundsätzlich Reaktionen wie "Nimm dir alle Zeit die du brauchst" etc. Alle Menschen in ihrem bekanntschaftlichen Umfeld akzeptieren ihre garstigen, beleidigenden und unmöglichen Äußerungen (meistens per Mail oder SMS), weil sie ja krank ist.

8) Alles hat sich nur um sie zu drehen!!!

9)Höflichkeitsfloskeln wie eine Begrüßung oder Abschied in Mail oder SMS sind ihr völlig fremd.

10) Sie hält es nicht für nötig sich für irgendwas zu bedanken. Egal, ob man stundenlang am Computer sitzt um etwas für sie zu regeln oder sie durch die Gegend fährt. Aber ist ja auch klar, Es dreht sich ja auch alles um sie!

11) Sie benimmt sich in Kommunikation wie eine 15-jährige. Sie argumentiert einfach unsachlich. Man kann nicht zu ihr durchdringen.

Alles in allem kann man zusammenfassen: Sie benimmt sich wie eine offene Hose.
Ich kann das nicht mehr. Ich kann nicht mehr zusehen, wie sie meinen Vater fertig macht.
Ich kann nicht mehr leiden, wie sie genau das tut, was sie meiner Oma (ihrer Mutter) immer vorwirft. Nämlich ihre Geschwister zu bevorzugen.

Obwohl ich mir (vor allem seelisch) den Hintern aufreiße, bin ich die, bei der Schutt und Garstigkeit abgeladen werden.

Ich kann es nicht mehr haben, dass sie auf alles immer fies und übergriffig reagiert. Ich kann es nicht mehr ertragen, dass sie gegen alles (auch meinen Mann) stichelt. Keiner kann IRGENDWAS richtig machen.

Ich weiß, dass sie krank ist. Und ich weiß auch, wie sehr sie das mitnimmt. Und wie wenig sie vielleicht von dem versteht, was da mit ihr passiert rein körperlich. Aber sie hat trotzdem nicht das Recht, ihr komplettes Umfeld so zu behandeln. Ich hab heut mit meinem Bruder gesprochen. Er ist ihr ältestes...ihr Liebling. Er will nochmal mit ihr reden.

Es gibt 2 Möglichkeiten.
a) ich belass es dabei, wie es ist. Aber das halt ich nicht lange aus.

b) Ich minimiere den Kontakt. Ich werd ihre garstigen SMS (mindestens eine pro Tag) ignorieren und von mir aus auch keinen Kontakt aufnehmen.

Aber ganz ehrlich. Macht man sowas, wenn man nicht weiß, wielange sie noch lebt?

Ich halt es einfach nicht mehr aus.

Gibts keinen Heulsmiley?

#schmoll

Ciao und danke fürs lesen

1

Hallo,

innerhalb kürzester Zeit erkrankte Deine Mutter 2 mal an Krebs.

Beim ersten Mal ist das schon schlimm. Das Bangen, das Hoffen, die Ärzte, die zerstörten Hoffnungen, das zerstörte Leben.

Dann besserte sich alles. Sie hat es "überstanden" und nach kurzer Zeit kommt "die Watsche"!

Rums! Das sitzt!

Was ist, wenn sie daran stirbt? So wollte sie sicher nicht alt werden!

Bevor ich Dir einen Rat gebe, möchte ich, dass Du mal über deine Lebensträume und Hoffnungen nachdenkst - ernsthaft -, und was passieren würde, wenn Du plötzlich in den Schuhen Deiner Mutter stecken müsstest.

Alles in Allem klingt das für mich nach Angst, Trauer, Ungläubigkeit - völlig normal also.

Natürlich darf sich kein Mensch einfach benehmen, wie die Axt im Wald und alle müssen runterschlucken.

Dein Vater sollte sein Leben so leben, wie er es für richtig hält und Du ebenso.

Ich würde unbedingt Deiner Mutter ernsthaft - und nicht so wischewaschiweichei - bescheid geben, dass Du die Nase voll hast. Sie könnte sterben. Will sie so die Zeit, die sie noch hat, verbringen?

Wenn ja, dann ist das ihre Entscheidung! Wenn Du mit ihr reden willst, musst Du stark genug sein, diese mögliche Entscheidung akzeptieren zu können.

Bist Du das? Ein Gespräch sollte es sicher geben, aber Du solltest vielleicht vorher darüber nachdenken, welche Konsequenzen Du tragen könntest - und welche nicht.

Alles Gute euch allen.

sbl

2

Hallo!

Ich lese aus deinem Text, dass euer Verhältnis noch nie das beste war. Die einzelnen Punkte, die du aufzählst, sind jetzt keine, die deine Mutter zu einem sympathischen Menschen machen, aber so schrecklich ungewöhnliche Dinge sind auch nicht dabei. Ich kenne einige Menschen, die so sind, immer schon so waren. Durch die Erkrankung wird sich das alles eher noch zuspitzen, denke ich.

Du wirst sie nicht ändern können. Ihren Umgang mit ihrer Erkrankung genauso wenig. Auch dein Vater hat sie sich irgendwann ausgesucht und die Beziehung zu ihr so gepflegt wie sie sich jetzt darstellt. Daran kannst du nichts machen.

Da ich ein ähnlich schlechtes bzw. mittlerweile kein Verhältnis mehr zu meiner Mutter habe, ahne ich ein wenig wie es dir geht. Die Frage ist jetzt tatsächlich, ob du das weiter aushalten kannst, ob du das Gespräch suchst oder ob du wortlos den Kontakt abbrichst. Vielleicht solltest du versuchen, ihr deine Sicht der Dinge näher zu bringen, aber erwarte nicht zu viel davon. Es wird nichts plötzlich alles gut und harmonisch werden.
Deinen Vater kannst du insofern unterstützen indem du mit ihm die Erkrankung und alles was dazu gehört thematisierst. Einfach auch, um wenigstens mit ihm ein bisschen zu planen, was mal wie ablaufen soll.

Alles Gute!

11

Hey,

dank dir.
Ja, unser Verhältnis ist generell nicht das Beste.
Sie gehörte schon vorher nicht zu den sympatischten, herzlichsten Menschen. Die Verhaltensweisen haben sich nur extremer ausgeprägt. Anscheinend ist sie jetzt hemmungsloser:"Ich bin ja krank, ich darf das"...

...danke und schöne Grüße

3

Das ist eine sehr schwere Situation für alle. Du willst dich und deinen Vater vor den Stimmungen deiner Mutter schützen. Deine Mutter willst du unterstützen und in dieser schweren Zeit nicht allein lassen, auch mit dem Gedanken, dass niemand weiß, wie lange sie noch leben wird. Und ein paar Päckchen schleppst du noch aus deiner Kindheit mit, so dass manche Dinge einen wunden Punkt bei Dir treffen.

Viele Schwerkranke leiden unter Persölichkeitsveränderungen, werden ungerecht und machmal aggressiv. Sie empfinden ihre Krankheit als ungerecht und sind unendlich wütend über ihr Schicksal. Das ist belastend für die Angehörigen, doch wenn man sich der Ursachen bewusst ist, kann man vieles besser aushalten. Es ist die Krankheit und die Rebellion dagegen, nicht der Mensch an sich.

Mit diesem Wissen wird es dir leichter fallen einen Mittelweg zu gehen: Auf deine Mutter zuzugehen und eine blöde SMS einfach zu ignorieren. Mit deinem Vater zur Selbsthilfe zu gehen und gemeinsam zu weinen. Deiner Mutter Deine Liebe zu zeigen und ihr auch mal deutlich die Meinung zu sagen, wenn sie sich unmöglich benimmt. Großzügig mit ihr zu sein. Für Dich selbst gut zu sorgen. Deine persönlichen Freiräume zu bewahren, in die sich die Krankheit nicht reindrängen kann.

Es ist ein Ausnahmezustand für Euch alle. Der lässt sich nur von Moment zu Moment leben. Schaut, dass Ihr psychologische Hilfe hinzuzieht, vielleicht über den Arzt oder ein Hospiz. Nimm' Deine Mutter ernst aber lass' dich nicht verbiegen. Wenn du reden musst, dann tu das. Mit wem auch immer du es für richtig hältst. Gleiches gilt für deinen Vater. Ihr seid alle betroffen, nicht nur Deine Mutter.

Mit dem Bewusstsein, dass das Verhalten Deiner Mutter Teil ihrer Krankheit bzw. ihrer Rebellion dagegen ist, gelingt es Dir vielleicht manches anders zu werten und dich nicht mehr so getroffen und verletzt zu fühlen.
Ich wünsche Euch allen viel Kraft
doremi

12

Vielen Dank für deine Antwort.
So eine Meinung habe ich gesucht. Die Tatsache, dass viele Erkrankte eine Persnlichkeitsveränderung erleben, war mir bis jetzt nicht klar.
Das hilft, einiges einfach zu akzeptieren.

Danke:)

17

Das freut mich. Ich wünsche Dir und Euch viel Kraft.
Liebe Grüße, doremi

4

Klar gibt es den Heulsmilie weiter unten;-)

Eins schreibst du gar nicht. Ist sie erst jetzt so oder schon vorher ? Wenn es erst jetzt ist, weiß ich nicht, wie ich mich Verhalten werde, wenn ich weiß, ich sterbe.

Unabhängig davon finde ich wichtig, dass du, bevor du Kontakt minimierst, einmal offen sagst, dass du ihr Verhalten so daneben findest, dass du den Kontakt minimierst, um di h zu schützen.

Ich finde es für eure Beziehung wichtig. Und dann gilt natürlich der Eigenschutz als wichtiger.

Wenn ich es als mein Fehler einsehe, dann denke ich, dass wir bei meinen Schwiegereltern hätten einmal sehr deutlich sagen müssen, wie sehr sie sich daneben Verhalten. Nicht wegen Ihnen aber wegen uns selbst.

#winke

13

Hey,

stimmt. Sie war auch vorher schon kein herzlicher, sympathischer Mensch...

Dank dir für deine Antwort:)#heul
hab ihn gefunden.

5

Hallo, meine Mutter ist an Krebs gestorben und war zum Schluss auch nicht mehr sie selbst. Wir sind damals davon ausgegangen, dass die Metastasen auch im Gehirn waren und sie sich dadurch so verändert hat. Wir mussten den Kontakt aber leider trotzdem reduzieren, sonst wäre es nicht gegangen. Alles Gute!

6

Hallo!

Ich kenne einen ähnlichen Fall aus dem Bekanntenkreis, da war es wirklich die Krankheit, die die Person so "gemacht" hat.
Es blieb den Angehörigen aber nicht viel mehr, als irgendwann selber eine schützende Distanz aufzubauen, damit sie selber nicht kaputtgehen.
Vielleicht habt Ihr Glück und eine deutliche Ansage hilft, aber wendet Euch in jedem Fall auch an eine Selbsthilfegruppe für Angehörige, die können Euch sicher besser sagen, wie man damit umgeht, ohne dass man selbst vor die Hunde geht.

Gruß
Beycha

7

Hallo
so ein schlag ins gesicht ist nie leicht und es ist wohl eine kunst das ganze weichgespült zu überstehen.
ich frage mich ob sie metastasen im gehirn hat? Oder aber sie tut das um euch zu unterstützen, um euch ihr sterben leichter zu machen. Vllt meint sie euch fällt der abschied so leichter?

Ich würde wohl klartext reden und ihr sagen was du fühlst. Es ist deine mama und ihr seit alle traurig und erschüttert aber ihr werdet den weg mit ihr gehen. Auch wenn sie sich benimmt wie die axt im walde.

Ich wäre wohl auch so. Aufeinmal ist man die Attraktion, jeder kommt und will seine Absolution, seinen frieden mit sich machen und ja im guten auseinander gehen. Vllt reicht ihr auch einfach das, diese falschen bekannte und freunde die kommen um zu glotzen und zu reden, um ihrer selbstwillen und nicht wegen der kranken.

Du weißt nicht wie deine mutter denkt, fühlt und empfindet wenn du sie nicht fragst.

8

Ich habe auch nicht so das bombastischste Verhältnis zu meiner Mutter. Ich versuche (klappt aber nicht immer so super) in dem Moment, wo etwas meine Grenze überschreitet, das deutlich zu signalisieren und dann sofort mit einer geeigneten Maßnahme zu reagieren. Im Idealfall wäre das einfach, nach Hause zu fahren. Könnte aber auch erstmal für 10 Minuten aus dem Raum gehen sein.

Auf doofe SMS reagiere ich manchmal nicht, manchmal schreibe ich aber auch meine Meinung. Neulich hat sie sich über einen Onkel aufgeregt, der sich nach längerer Funkstille nun anscheinend mehr Kontakt wünscht und ihre Zeit mit Whatsapp-Nachrichten »verschwendet«. Da habe ich ihr geschrieben, dass sie doch bitte ihre negativen Gedanken bei sich behalten soll. Ich weiß, dass sie nicht am Leben von anderen teilhaben möchte, das hat sie mir als Kind oft genug deutlich gemacht. Mein armer Großonkel weiß das offenbar nicht, dann soll sie es ihm direkt sagen und nicht bei mir darüber lästern.

Wäre sie jetzt krank, würde ich mich sicher genauso verhalten. Ich würde ihr anbieten, für sie da zu sein, aber eben nur in einem Rahmen, der mir angenehm ist und ihr versuchen, sofort Feedback zu geben, wenn mir etwas nicht passt. Wenn ich dann gehe, weil es mir zu viel geworden ist, soll sie ja nicht aus allen Wolken fallen.

In der Umsetzung klappt das dann wie schon erwähnt nicht immer so gut. In emotionalen Situationen fällt es mir schwer, klar zu erkennen, was ich für mich jetzt brauchen würde. Ist es jetzt sinnvoll oder überzogen, mit dem Taxi nach Hause zu fahren, obwohl man gerade mit der ganzen Familie auf dem Weg ins Restaurant ist? Oder vielleicht gerade schon den Hauptgang bestellt hat...

9

Hallo,

ich weiß nicht, wie alt Deine Mutter ist.

Aber ich kann sie verstehen. Sie ist wieder an Krebs erkrankt, wahrscheinlich - wenn er metastasiert - auch das letzte Mal.

Sie wird sterben, klar dass sie dann eine einfache Erkältung etc. als nicht so ernst empfindet. Daran wirst Du sicher nicht sterben.

Andererseits wird jeder Besserungswunsch in ihren Ohren wie der reine Hohn klingen. Da wird sich nichts mehr bessern.

Versuch Dich mal in ihre Lage zu versetzen, wenn Du eine tödliche Krankheit hättest. Ich glaube nicht, dass Du Dich dann noch höflich und rational verhalten könntest.

Du solltest Dich zusammenreißen, ihre Spleens akzeptieren, wie sie sind. Du wirst sie nicht mehr lange haben.

GLG