Brauche Rat zum Umgang mit Schwiegereltern

Hallo,

auf der Suche nach einer Lösung oder einem Rat für mein Anliegen habe ich dieses Forum gefunden und mich angemeldet.
Mein Mann und ich sind Anfang und Mitte 30 und einige Jahre verheiratet und schon lange zusammen. Bisher sind wir gewollt kinderlos.
Ich habe mittlerweile Schwierigkeiten den richtigen Umgang mit seiner Familie zu finden und bitte um Ratschläge.

Seine Eltern sind Mitte 50 und Anfang 60 und haben mich von Anfang an mit offenen Armen in ihre Familie aufgenommen. Sie haben die Beziehung zwischen mir und meinem Mann immer unterstützt und so weit es um mich alleine geht, kann und möchte ich nichts schlechtes über sie sagen.

Leider folgt jetzt ein aber, denn ihr Umgang mit und zu meinem Mann war immer sehr distanziert und oberflächlich. Als Kind hat er nach eigenen Angaben sehr daruntet gelitten, wünschte sich eine Änderung aber konnte sie auch als Erwachsener nicht herbeiführen. Seiner jüngeren Schwester gegenüber fühlte er sich wohl auch zurückgesetzt, zumindest emotional.

Wir haben uns zusammen weiter entwickelt und mein Mann ist einige hundert Kilometer weit weg in meine Stadt gezogen, damit wir zusammen leben können. Das Verhältnis zu seinen Eltern wurde langsam inniger und so wie er es sich immer wünschte, bis seine Schwester anfing zu intervenieren. Anfangs hatte ich keinen Draht zu meiner Schwägerin, was vermutlich daran lag, das kein Kontakt zwischen den Geschwistern abgesehen von den üblichen Familientreffen über die Schwiegereltern stattfand. Aber wir begegneten uns stets höflich und freundlich. Meinen Mann hat sie bei den wenigen gemeinsamen Zusammentreffen die zustande kamen runter geputzt und verbal angegriffen. Ich weiß nicht wieso und meine Nachfragen brachten keine Erklärung. Er hat es still über sich ergehen lassen. Irgendwann konnte ich dieses Szenario nicht mehr mitansehen, daneben zu sitzen und mir immer wieder anhören zu müssen, was für ein Nichtsnutz mein Mann doch sei. Dazu möchte ich sagen, dass mein Mann beruflich erfolgreich ist und auch zwischenmenschlich sonst sehr beliebt ist. Jedenfalls war mein Vorschlag das er das Gespräch mit seiner Schwester sucht. Er hat es versucht und wurde nicht ernst genommen. Es wurde sogar noch schlimmer und sie fing an ihn zu beleidigen. Ich habe meinem Mann mitgeteilt, dass ich mich nicht mittelbar in seinen Geschwisterzwist einmische, aber die Zusammentreffen meiden werde. Eine zeitlang funktionierte es bis die Schwiegereltern die Thematik ansprachen. Natürlich wünschen sie sich Kinder, die sich verstehen. Aber sie ergriffen Partei für die Schwester indem sie an meinen Mann appellierten als älterer doch über dem dummen Geschwätz zu stehen und das auszuhalten. Diese Forderung, so hat mein Mann es zumindest aufgefasst, hat ihn sehr verletzt und alte Wunden und die Gefühle der Zurücksetzung wieder ausbrechen lassen. Er hat all das gesagt was er als Kind und junger Erwachsener nicht konnte. Ich bin sehr stolz auf ihn, das er zu keinem Zeitpunkt beleidigend oder laut wurde. Er hat einfach über seine Gefühle gesprochen. Seine Eltern sind ausgerastet und haben ihn darin bestätigt, daß er von Anfang an ungewollt war und das es ihnen reicht die Tochter in ihren Leben zu haben. Er hat daraufhin den Kontakt zu seinen Eltern abgebrochen.

Ein halbes Jahr später ist er wieder auf sie zugegangen, auf mein Zureden ( und ich schätze das war mein zweiter Fehler neben der Bitte die Situation mit seiner Schwester zu klären) und es herrscht seitdem ein regelmäßiger aber sehr oberflächlicher Umgang mit den Eltern, die Schwägerin spielt gar keine Rolle mehr in unserem Leben. Wenn wir uns sehen grüßen wir uns, mehr aber auch nicht.

Jetzt ist der Schwiegervater schwer erkrankt mit keiner Chance auf Heilung. Das tut mir sehr weh,ich habe selbst vor nicht allzu langer Zeit auf ähnliche Weise ein Elternteil verloren. Mein Mann leidet natürlich noch viel mehr darunter und wir stützen uns wie immer und sind für einander da. Jetzt komme ich endlich zum Problem. Die Schwiegerfamilie sucht und wünscht Unterstützung in dieser schweren Zeit. Sowohl beide Eltern als auch seine Schwester suchen seelische Unterstützung. Mein Mann möchte aber Distanz halten. Ich fühle mich hin und hergerissen und zum Teil verpflichtet, möchte aber keinen weiteren Fehler machen. Wie verhalte ich mich richtig? Wie unterstütze ich meinen Mann richtig?Was ratet ihr mir?

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Meine Meinung: dein Mann hat da genug aushalten und mitmachen müssen. Respektiere seinen Willen.
Wenn ER Distanz halten will, dann gesteh ihm das zu.

Du kannst dich ja trotzdem mit deinen Schwiegereltern treffen, anrufen, sie unterstützen, was weiß ich. Er möchte nicht aufgrund der Erfahrungen und das sollte sein Recht sein.

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Vorab muss ich einfach loswerden, dass mich Dein Verhalten beim lesen wirklich sehr verärgert, wenn nicht sogar wütend gemacht hat.

Warum zur Hölle hast Du Deinen Mann dazu genötigt auf seine Eltern wieder zuzugehen, obwohl sie ihn so abwertend behandelt haben - echt zum kotzen! Was mischst Du Dich da überhaupt ein? Klar hört Dein Mann auch Deine Meinung an und gibt natürlich auch viel darauf, was Du sagst, aber das Ende war ja schon abzusehen...

Wie wäre es mal die Wünsche Deines Mannes zu respektieren und sein Seelenheil in den Vordergrund zu stellen? Hör' auf Dein verqueres Helfersyndrom über Deinen Mann auszuleben. Halt Dich da raus, das geht Dich rein gar nichts an. Hast Du Deinem Mann in dieser Beziehung, durch Deine tollen "Ratschläge" nicht schon genug Müll ans Bein gebunden?

Es muss nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sein. Die Eltern und die Schwester Deines Mannes haben sich ihr Leben lang entschieden Deinen Mann mies zu behandeln und jetzt wo es aufs Ende zugeht, da ist dann plötzlich alles anders. Respektiere endlich mal die Entscheidung Deines Mannes und halt Dich zurück!!

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Da du dir die Zeit genommen hast mir auf meine Frage zu antworten, danke ich dir auch wenn es mir absolut nicht gefällt, dass du mich unqualifiziert psychologisch unter das Phänomen Helfersyndrom einzuordnen versuchst.

Es muss und kann nicht alles Friede Freude Eierkuchen sein und ich habe meinem Mann immer nach bestem Wissen und Gewissen Ratschläge erteilt. Seine Entscheidung wieder Kontakt aufzunehmen hat er alleine getroffen. Ja, ich habe es ihm geraten, weil er sehr gelitten hat und natürlich möchte ich das es ihm gut geht. Da ich selbst auch nur ein Mensch bin, der Fehler macht und sich diese auch zugesteht verstehe ich deine aggressive Ausdrucksweise nicht. Ich bin hier um es besser zu machen. Runter machen lassen, dass brauche ich nicht.

Natürlich ist mein Mann nicht aus Stein und spricht dieses Thema selbst immer wieder an. Er will Distanz, aber nicht absolut. Wenn er eine eindeutige Haltung beziehen würde, wäre es leichter knall hart alles an mir abprallen zu lassen.
Letztlich geht es mir um ihn und was das beste für ihn ist. So eindeutig wie es sich für dich liest ist es eben im wahren Leben nicht. Mein Mann hat unseren Urlaub storniert um die Zeit mit seinen Eltern verbringen zu können, nachdem wir die Nachricht erhalten haben. Normale Reaktion, wenn man bloß Distanz will? Keine Ahnung. Ich bin mittendrin und will ihn unterstützen. Vielleicht wäre eine psychologische Beratung tatsächlich hilfreich.

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Hallo,

ich glaube, dass du deinem Mann nur helfen möchtest.

Ich habe leider auch eine nicht sehr freundliche Familie. Ich habe lange gebraucht, um die ganzen Verstrickungen zu begreifen und vor allem zu verarbeiten. Es geht mir deutlich besser, seitdem kein Kontakt mehr besteht. Meißtens kann ich mit nur wenig negativen Gefühlen auf alles Geschehebe zurück blicken und keine Wut hegen, obwohl mir wirklich böse Dinge angetan wurden. Ich habe den Eindruck, dass viele Betroffene diesen Schritt scheuen. Aber bei manchen Konstellationen ist das einfach sinnvoll. Ich denke, das wäre auch bei deinem Mann der Fall.

ICH würde ihm also genau dazu raten.

Alles Gute für euch!

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Dass Du dich seiner Familie gegenüber in der Pflicht siehst zu helfen und zu unterstützen, finde ich gut.

Dein absolute Loyalität sollte jedoch Deinem Mann gehören. In ihn hast Du Dich verliebt, ihn hast Fu geheiratet. Die Familie gab es nur on top.

Du schreibst selbst, dass Dein Mann beruflich erfolgreich und menschlich beliebt ist. Also hat er keine kognitiven oder emotionalen Defizit, die es ihm verbieten würden, eine fundierte eigene Entscheidung zu treffen.

Er hat deutlich gemacht, was er möchte. Dann unterstütze ihn darin.

Vielleicht wird er eines Tages sein Vorgehen bereuen. Ja, das kann passieren. (übrigens unabhängig davon, für welchen Weg er sich jetzt entscheidet).
Du kannst nur dafür sorgen, dass er rückblickend nie sagen muss "Du bist mit in den Rücken gefallen" oder "Du hast meine Entscheidung untergraben".

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Seine Eltern sind ausgerastet und haben ihn darin bestätigt, daß er von Anfang an ungewollt war und das es ihnen reicht die Tochter in ihren Leben zu haben.

In diesem Satz ist alles enthalten, danach würde ich mein Handeln richten.

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Ganz ehrlich wenn dein Mann weiterhin Distanz halten will kann ich das absolut verstehen. Denn er war nicht gewollt, aber wenn ein Elternteil stirbt ist er gut genug? Sorry dann sollen sie sich dann auch ans gewollte Kind, die SChwester halten.

Ela:-[

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Ich habe jetzt alle Beiträge gelesen und danke euch allen für eure Meinungen und Vorschläge zum Umgang.
Ich glaube der Knackpunkt ist, dass ich die Distanzwahrung gegenüber den Schwiegereltern bisher nicht als Schutzmechanismus, sondern als eine Art von Strafe aufgefasst habe. Und ich tue mich schwer Menschen zu strafen, besonders die mir persönlich nichts getan haben. Aber, und da habt ihr absolut recht, es ist egal welche Motivation da hinter steckt. Ich bin gar nicht in der Position eine Entscheidung zu treffen. Ich werde mir das immer wieder bewusst machen müssen und die Entscheidung (en) meines Mannes mitragen.

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Schwierig.

Einen richtigen Kontaktabbruch habt ihr ja nicht, offensichtlich seht und trefft ihr deine Schwiegereltern mehr oder weniger regelmäßig.
Was genau wollen denn seine Eltern jetzt? Ihr habt doch Umgang, wenn auch nur oberflächlich.

Einerseits geht es deinem mann so wie es ist ja ganz gut, warum sollte er also etwas ändern.
Andererseits scheinen die Tages des vater ja wirklich gezählt zu sein. Vielleicht will der Vater jetzt die letzte Chance ergreifen sich noch vor seinem Tod mit deinem Mann auszusprechen? Das wäre ja nicht nur für den Seelenfrieden deines Schwiegervaters gut, auch dein Mann hat jetzt eben nicht mehr ewig Zeit sich auszusöhnen. Und es geht immerhin nicht um irgendwen sondern um seine Eltern, seine Kindheit und eine großen teil seines Lebens. Menschen ticken unterschiedlich, aber viele leiden lange wenn die letzte Chance auf Aussprache unwiderruflich vertan wurde.

Natürlich muss dein Mann das selbst entscheiden und ich würde ihm da auch nicht dreinreden. Trotzdem kannst du ihn ja mal ganz dezent darauf hinweisen, dass es eben jetzt noch eine Möglichkeit zur Aussöhnung gibt. Wahrscheinlich die letzte.

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Hallo!

Versuche einfach, für ihn da zu sein und ihn aufzufangen, ohne ihn zu etwas zu drängen.

Diese Familie wird ihn niemals so lieben wie er es verdient, es wird da immer schwierig bleiben, und daran ändert auch die Krankheit seines Vaters nichts.

Es ist besser, wenn Dein Mann seine eigenen Gefühle schützt, indem er den Kontakt gering hält. Er kann nur immer tiefer verletzt werden.

Mein Mann hat vor ein paar Jahren den Kontakt zu Mutter und Halbgeschwistern abgebrochen, eben auch weil sie ihn nur immer mehr verletzt haben. Es geht ihm damit wesentlich besser.

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Meine Eltern starben als ich 13 Jahre alt war. Ich hatte drei wesentlich ältere Halbgeschwister. Ich hing sehr an ihnen, aber ich passte wohl nicht in ihr gutbürgerliches Schema. Habe halt kurz vor dem Abi die Schule geschmissen, war bei der Partnerwahl nicht gerade vernunftgesteuert und wurde mit 18 Mutter. Meine Geschwister brachen den Kontakt zu mir ab. Später in meinem Leben waren viele Leute der Ansicht, ich solle doch den Kontakt zu denen wieder suchen.
NEIN,NEIN, NIEMALS. Das ist definitiv nicht an mir. Wenn dann wäre es an ihnen. Und selbst dann müsste ich mir sehr gut überlegen, ob ich auch nur antworten würde.
Trotz aller Jugendsünden habe ich viel erreicht, bin angekommen, habe tolle Menschen um mich. Ich brauche keine Verwandten die nicht für mich da waren und verurteilten.

An deiner Stelle würde ich keinesfalls nochmal deinen Partner beeinflussen. Er macht das absolut richtig. Sein Vater wird es auch ohne seinen Beistand hinkriegen gesund zu werden oder zu sterben. Dein Partner kann seiner Familie auch verzeihen für sich in seinem Herzen wenn es für ihn der richtige Zeitpunkt ist ohne dass er Kontakt haben muss mit ihnen.