Ich habe das Gefühl versagt zu haben 😪

Ich habe keine Ahnung, ob ich in dieses Forum gehöre, falls nicht bitte verschieben.

Heute morgen waren wir einkaufen, wir räumten die Einkäufe grade ins Auto als irgendwas -ich weiß nicht was es war- meine Aufmerksamkeit erregte. Ich schaute zur Seite und sah einen Bagger auf der Straße, der Fahrer wirkte hektisch. Dann sah ich Flaschen auf dem Boden und ein grünes Knäuel. Als ich realisierte, dass an diesem grünen Knäuel ein Kopf war, schrie ich meinen Mann nur an "ruf einen Krankenwagen" und rannte los. Mein erster Gedanke war nur "ich muss helfen". Als ich an der Unfallstelle ankam, lag ein Alter Mann unter dem Bagger.
Der Fahrer hatte den Mann mit Rollator wohl nicht gesehen und ihn überfahren.
Der Mann wollte aufstehen, ich blieb bei ihm und sagte ihm, er müsse liegen bleiben. Aus seinem Ohr tropfte Blut. Ein anderer Passant rief den Notruf. Ich sprach mit dem Mann, sagte ihm immer wieder das er liegen bleiben muss, da er aufstehen wollte. Er hörte mich aber nicht, da die Batterie von seinem Hörgerät rausgefallen war.
Zufällig kam jemand vom DRK und von der Caritas, die fragten nach Verbandsmaterial und in dem Moment vielen mir die Schuppen von den Augen. NATÜRLICH, ich hätte versuchen müssen die Blutung zu stoppen, wieso zur Hölle bin ich da nicht drauf gekommen? Ich habe mehrere erste Hilfe kurse gemacht aber mein Kopf war wie leer geblasen.
Ich habe das Gefühl, dass ich mehr hätte machen sollen.
Als die Erstversorgung sichergestellt war, holte ich mein warndreieck, andere Passanten sperrten die Straße in alle Richtungen. Kurze Zeit später trafen auch Notarzt und Polizei ein, ich durfte gehen.

Ich weiß nicht, was ich mir erhoffe aber es tut gut, sich das von der Seele zu schreiben.
Ich werde wohl in absehbarer Zeit noch einen erste Hilfe Kurs machen, ich möchte mich in so einer Situation nie wieder so hilflos fühlen.
Allerdings hoffe ich, dass ich niemals wieder in so eine Situation komme!

Danke fürs lesen

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Hi du,

du hast doch nicht versagt!!! Du hast die Situation sofort realisiert und warst für den Mann da. Klar, du hättest die Blutung stoppen können, aber du standest doch selbst unter Schock. Da bringen dir alle Kurse nichts, weil man nie weiß, wie man in so einer Situation reagiert. Du warst auf emotionaler Ebene für den Mann da, andere haben auch geholfen. Mit Sicherheit wärst du auch noch darauf gekommen, die Blutung zu stoppen. Ich werde nie vergessen wie ich mit 14 an der Bushaltestelle stand. Ein älterer Mann ist neben mit umgekippt, hat gezittert und Schaum vor dem Mund gehabt. Ich war total überfordert. Hab an einem Haus geklingelt wie verrückt und um Hilfe gebeten. Später dachte ich mir auch, warum bist du nicht zu dem Mann hingegangen?! Mit meinem Handy wurde dann noch der Notarzt gerufen und ich bin weg gerannt 🙈. Keine Ahnung warum. Heute würde ich hoffentlich anders handeln. Ich dachte mir hinterer nur: wenigstens hast du Hilfe geholt.

Mach dir bitte keinen Kopf. Alles Gute für dich.

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Danke dir!
Mit 14 ist man ja selbst noch ein Kind, ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt.
Ich habe in dem Moment nach besten Wissen und gewissen gehandelt aber im Nachhinein fragt man sich ja immer, was man besser hätte machen können.

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Ja, das fragt man sich wohl immer.
Aber wir können nicht alle eine Ausbildung zum Rettungssanitäter haben ;-)

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Es ist schrecklich sowas erleben zu müssen und verarbeite erstmal diesen schock!!!
ich denke es war auch richtig das jemand bei dem mann geblieben ist, das hast du gut gemacht!!

jeder reagiert bei sowas anders und man kann 20 mal einen kurs belegt haben, das heisst aber nicht, das man dann anders reagiert.

ich finde du hast es richtig gemacht. Hut ab dafür!!

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Hör bitte auf dir Vorwürfe zu machen.
Das was du getan hast, hätte so manch anderer Mitbürger NICHT getan bzw manch einer hätte eher das Handy gezückt und ein Filmchen gedreht 🙄.

Du hast gehandelt, das zählt 👍. Höchstwahrscheinlich standest du etwas unter Schock, da kann man nicht alles richtig machen.

Also, sei nicht so streng mit dir 😘

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Hey, du hast geholfen, das ist mehr als viele andere machen. Dass einem in einer Stresssituation mal der Kopf leer ist ist doch ganz normal und schmälert nicht, dass du geholfen hast.
Vergiss nicht, andere machen mehrere Jahre eine Ausbildung, klar trainiert man solche Notfälle da immer und immer wieder, damit es sitzt. Du bist einfach nur eine Helferin, die mal einen Kurs gemacht hat.
Viele Experten sagen: besser irgenwie helfen, als nix machen. Und wenn man nur den Notruf wählt oder einem Verletzten Mut zuspricht.

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Du hast es mitbekommen,
bist sofort hin gelaufen,
hast sofort deinen Mann beauftragt, einen Rettungswagen zu holen,
hast dich auch um den Verunglückten gekümmert, ihn zum Liegenbleiben gebracht.

Ich finde, du hast das wirklich sehr gut gemacht!

So ein Schock und seine Auswirkung ist nicht kalkulierbar.
Auch ein weiterer Kurs wird einen Schock nicht verhindern.
Du bist ja nicht routiniert wie ein Rettungssanitäter.

Ich finde du hast alles richtig gemacht und perfekt ist man in dieser Situation wohl eher selten.

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Hi
Du hast doch nicht versagt. Ich musste mal mit ansehen wie jemand auf dem Rad überfahren wurde. Ich bin eigentlich ein rational denkender Mensch. Aber das hat mich doch sehr geschockt. Ich hab zwar schon 2 Tote Menschen gefunden. Aber das war viel heftiger. Mein Körper hat unmengen Adrenalin ausgeschüttet. Ich hab die Rettung gerufen und es viel mir schwer zu erklären wo ich bin. Gott sei Dank war meine Freundin dabei die Artzhelferin ist und die Erst Versorgung gemacht hat. Ich weiss nicht was ich ohne sie getan hätte. Ich war heilfroh das sie dabei war. Es ist was anderes Tote zu finden als jemanden zu sehen der überfahren wird. Das möchte ich auch nie wieder erleben. Es waren so viele Menschen um mich die vollkommen kopflosen waren. Auch eine hysterische Frau die schreiend umher lief. Die Situation kann man gar nicht richtig wiedergeben. Ich glaube nur wenn man sowas beruflich macht, kann man klar denken. Ein Laie wird immer überfordert sein mit sowas. Das ist total menschlich! Mach dir da keine Vorwürfe. Das schlimmste was man tun kann ist gaffen! Und das hast du nicht! Alles Liebe für dich.

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Ich gebe dir Recht. Die TE hat in meinen Augen alles richtig gemacht.
Sie hat sich um den Mann gekümmert, auch wenn er nichts hörte. ..Er spürte da ist jemand und das ist finde ich ganz wichtig.

Vor mir ist mal jemand umgefallen, einfach so. Ich wusste in dem Moment nicht mal mehr die Notrufnummer ob 112 oder 110 und wie die Straße heisst. Dabei gehe ich jeden Tag dort lang.So absort eigentlich.
Hab mein Handy einen anderen in die Hand gedrückt und mich dann um den am Boden liegenden gekümmert.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund ging das wie von alleine ,ohne Nachzudenken.

Mir war das vor der Polizei die auch kam so peinlich. Aber mir wurde gesagt das passiert ganz oft das man 110 und 112 verwechselt ,weil man unter Schock steht. Hauptsache man ruft irgendwo an.

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Sowas ist mir auch schon passiert. Ich hörte Hilfe rufe und als ich in die Richtung der rufe schaute, sah ich eine schwarze Rauchwolke. Die Frau kam mit ihrem Hund auf die Dachterrasse gerannt. Die Wohnung brannte und zwar ordentlich. Sie war am schlafen, ihr hund weckte sie in letzter Sekunde. Ich wusste gar nicht, welche Nummer ich anrufen muss und habe irgendwas gewählt.

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Ich finde, du hast absolut nichts falsch gemacht. Du hast die Situatuon erkannt, dafür gesorgt, dass dein Mann die Rettung holt und dich um den alten Herren gekümmert, damit er liegen bleibt. Emotionaler Beistand ist manchmal in so einer Situation für die Betroffenen viel wichtiger, als eine Blutung zu stillen (sofern es nicht gerade eine Hauptschlagader ist, die betroffen ist). Mach dir bitte keine Vorwürfe.

Ein Erste Hilfe Kurs kann natürlich trotzdem nie schaden und wenn du das Erlebte zum Anlass nimmst, (nochmal) einen zu machen, umso besser 👍

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Ich möchte mich natürlich allen anderen anschließen, die sagen, dass du absolut richtig gehandelt hast und dir bitte keine Vorwürfe machen sollst.

Aber ich möchte noch hinzufügen: Wenn du merkst, dass die Situation, die du erlebt hast, dich verfolgt, dann hole dir bitte psychologische Hilfe.
Mein Freund hat letztes Jahr auch einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht, in dem ihm genau das nahegelegt worden war. Tatsächlich nehmen sich anscheinend viele Menschen, die einen Unfall/verunfallte Menschen gesehen haben, das Leben, da sie die Situation nicht verarbeiten konnten. Wenn man also merkt, dass die Situation einem auch Wochen später noch zu schaffen macht, sollte man sich Hilfe suchen.

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Du hast gar nichts falsch gemacht. Du hast den Mann emotional unterstützt und Hilfe geholt. Das sind die beiden elementarsten Dinge in der Erstversorgung. Auch ein Profi versucht erst mal Kontakt zum Opfer aufzunehmen und es zu beruhigen bevor irgendwas anderes gemacht wird.

Und mach dir keine Vorwürfe, weil du dich überfordert gefühlt hast. Die beste Ausbildung bereitet einen nicht auf den Anblick und den Adrenalinstoß vor. Ich bin ausgebildete Krankenschwester und doch war ich bei meinem ersten Notfall völlig überfordert. Und Unfälle sind nochmal ein ganz anderes Kaliber, selbst manch erfahrenes medizinisches Personal ist in solchen Situationen überfordert.

Vor meinen Augen ist mal eine junge Frau vor einen Bus gelaufen und ihre Freundin selbst Sanitäterin stand völlig neben sich.