Probleme private Flüchtlingsunterkunft

Hallo,
wir haben eine ukrainische Flüchlingsfamilie aufgenommen, seit Montag. Die ersten Tage waren ganz gut, jetzt wird es schwer. Sie wohnen in einer Einliegerwohnung und haben bereits Geld für 4 Wochen von der Behörde bekommen. Sie können sich eigentlich selbst versorgen, aber sie fordern immer mehr ein. Es ist Mama mit zwei Kindern und der Opa. Er ist der Wortführer und sehr fordernd und er respektiert unsere Privatsphäre gar nicht und stöbert in Keller und Garage herum und bedient sich dort an den Lebensmittel Vorräten. (Wir haben die Wohnung vor Anreise der Familie großzügig mit Lebensmitteln ausgestattet und waren mehrfach mit ihnen einkaufen) Gleichwohl sind sie sehr passiv, sie verlassen die Wohnung trotz Sonnenschein nicht selbstständig sondern nur nach Aufforderung zur. B. zum Spazierengehen. Sie gehen nicht einkaufen, obwohl es nur 2 Haltestellen entfernt ist und auch zu Fuß zu erreichen wäre. Wir haben Ihnen alles gezeigt, aber keine Zeit uns jeden Tag mehrere Stunden zu kümmern. Wir fühlen uns nun sehr unwohl, denn der Helfer-Gedanke Gerät immer mehr in den Hintergrund. Das macht mich sehr traurig.
Wir möchten gerne helfen aber fühlen uns im Moment einfach nur ausgenutzt und alleingelassen und unsicher wie es weitergehen soll. Wir möchten die Wohnung gerne langfristig zur Verfügung stellen, aber haben jetzt ein beklemmendes Gefühl.
Wie würdet Ihr Euch Verhalten?

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Ich würde bei der Stadt, dem Roten Kreuz, der Diakonie, Caritas oder einer anderen flüchtlingsorganisation anfragen ob sie aufgenommen werden können. Ja, es sind geflüchtete und ja, in dem Land ist Krieg und es ist ganz furchtbar. Trotzdem sind es auch nur Menschen und Menschen können auch einfach mal blöd sein. Und wenn ihr mit ihnen nicht klar kommt, dann müssen sie nunmal wo anders hin. Da brauchst du kein schlechtes Gewissen haben.

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Das sehe ich auch so. Es gibt ja immer Menschen, die nicht zu einem passen. Und dafür kann niemand etwas. Zuerst würde ich es noch mal mit einem sehr deutlichem Gespräch versuchen. Und wenn es überhaupt nicht harmoniert, muss man es ämdern

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Vielen Dank für Deinen Beitrag!!
Wir bekommen morgen Unterstützung von einem Dolmetscher und wenn es sich dann bis zum nächsten Wochenende nicht bessert werden wir das tun. Für die Kinder wäre ein Umzug sicher stressig, daher möchten wir versuchen die Situation, wenn es möglich ist, zum Wohle aller zu lösen.

LG

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Hallo.

Es ist schön, dass ihr so hilfsbereit agiert habt und auch euch bereit erklärt.
Euch ist die Familie zugeteilt worden oder habt Informationen zum Amt, dass euch die Familie vermittelt hat? Vielleicht da mal anrufen?
Ich weiß, dass die Flüchtige ja auch z.B. von Gemeinden verteilt werden oder die Leute, die Unterkünfte stellen können, dort aufgenommen werden. Dort mal anfragen?

Eure Privatsphäre gehört euch und sollte respektiert werden. Was sie letztlich in ihrer Freizeit an Aktivitäten machen, ist ihre Sache.
Wie sieht es mit den Sprachkenntnissen aus? Habt ihr jemand, der russisch oder ukainisch sprechen und vermitteln kann?

Da würde ich erst einmal ansetzen.
Ansonsten Garage und Keller erst einmal abschließen, bis da geklärt ist.

VG

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Vielen Dank für Deine Rückmeldung.
Wir haben die Familie direkt aus einer Erstaufnahme- Stelle übernommen, weil das Kind krank war.
Morgen wird ein Übersetzer kommen und wir werden mit seiner Unterstützung nochmals auf die "Regeln" hinweisen.
Wir möchten unser Angebot nicht voreilig zurückziehen und werden abwarten wie die nächste Woche verläuft.
Viele Grüße!

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Ich weiß nicht wie genau das bei der Familie in der Aufnahmeeinrichtung gelaufen ist, aber ich arbeite selbst in einer und habe da so einen Verdacht woran es happern könnte. In den Unterkünften gibt es drei Mahlzeiten am Tag und zusätzlich noch Taschengeld zur freien Verfügung. Es kann natürlich sein, dass die Familie (insbesondere weil ihr sie ja auch mit Lebensmitteln zu Beginn ausgestattet habt) denkt,dass ihr auch weiterhin dafür zuständig seit ihnen Lebensmittel zur Verfügung zu stellen und das Geld für alles andere gedacht ist.
Außerdem darf man nicht vergessen, dass da durchaus auch andere kulturelle Prägungen reinspielen. Also dass es in ihrer Kultur normal seien könnte, dass sich Gäste selber nehmen was sie brauchen und man eben auch für sie einkauft.
Wichtig ist die Regeln mit Hilfe des Dolmetschers nochmal deutlich zu klären. Sie sind nicht eure Gäste, sondern wohnen eigenständig in der von euch zur Verfügung gestellten Wohnung. Ihr seid nicht verantwortlich mit ihnen zu jedem Arzt- und Behördentermin zu gehen. Sie sind selber verantwortlich für sich einzukaufen und zu kochen. An Dinge außerhalb ihrer Wohnung haben sie nicht dran zu gehen. Gegebenfalls steht ihr natürlich für Fragen und kleinere Hilfestellungen zur Verfügung.
Aus meiner Sicht ist es wichtig sehr schnell von dem Rund-um-Sorglos Paket wegzukommen und hin zu einem selbstständigen Leben. Denn andernfalls begebt ihr euch da schnell in eine ungesunde Verantwortlichkeit, die sowohl von der Familie, Ärzten und Behörden ausgenutzt wird und euch sehr in eurer Freiheit beschneidet. Es ist nämlich sehr schön einfach, wenn man als Arzt oder Behörde direkt mit dem Helfer kommunizieren kann und weiß dass man verstanden wird. In einer städtischen Massenunterkunft bekommt die Familie auch nur ihr Geld und muss den Rest alleine klären, da kommt keiner mit zu Behörden- und Arztterminen und es kauft auch keiner Lebensmittel zur freien Verfügung ein.

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Könnt ihr euch gut verständigen? Ich würde ihnen einfach ganz klar eure Gefühle und Wünsche vermitteln. Wenn das nicht funktioniert, dann gibt es doch sicherlich einen Ansprechpartner von der Stadt?

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Vielen Dank für Deine Rückmeldung.
Die Kommunikation läuft über Google Translate und morgen kommt zur Unterstützung ein Übersetzer. Wir werden dann unsere Bedürfnisse klar kommunizieren und hoffen, dass es dann funktioniert.
Liebe Grüße

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Für welchen Zeitraum habt ihr euch den verpflichtet diese Familie aufzunehmen? Nur kurz oder auf unbestimmte Zeit? Wenn es nur 1-2 Wochen sind, würde Ich alles abschliessen und die Zeit absitzen. Wenn es auf unbestimmte Zeit ist, würde ich mit Hilfe einer Russisch sprechenden Person einen Vertrag aufsetzen, der das Zusammenleben regelt, also was kostet die Miete/Nebenkosten, wer darf sich wo und wieviel bedienen und welche Bereiche sind tabu. Wenn die Familie das nicht will muss sie halt anderweitig untergebracht werden. Ich fürchte du bist nicht die Einzige die diese Probleme hat. Bekannte von uns haben die Erfahrung in der letzten Flüchtlungskriese gemacht, sie helfen jetzt nur noch mit Spenden aber auf keinen Fall holen sie sich wieder Flüchtlinge in ihre Ferienwohnung.

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Denke nicht, das es da um Verpflichtung geht. Wenn man bestohlen word ist das eine Straftat, auch für diese Menschen!

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Eventuell wurde da einiges nicht richtig vorher geklärt, ich finde es immer schwierig mit anderen Menschen zusammen zu leben, deshalb würde Ich mir sowas auch nie zutrauen. Ich würde Regeln aufstellen und wenn sich da eine Seite nicht daran halten will, da müssen sie sich was anderes suchen aber halt vorher genau kommunizieren was man bereit ist zu bieten und was man erwartet, wenn man da nicht zusammen findet muss man sich trennen, wie in jeder Beziehung 😏.

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Das ist insgesamt eine total schwere Situation.

Ihr müsst bedenken, dass das keine fröhlichen Touristen sind, die gerne die Gegend erkunden möchten. Das sind Menschen, die für den Moment alles verloren haben und es ist unsicher, ob und wann sie zurück können. Sie sind im einem Land, deren Kultur sie nicht kennen, deren Sprache sie nicht sprechen, deren Essen sie nicht kennen und dazu die tiefe Trauer um ihr Leben und die großen Sorgen um ihre Zukunft, die Familie, die Freunde.

Sie sind von euch abhängig und ja, ihr habt sie in euer Haus und euer Leben geholt und dazu gehört auch, sich zu kümmern, wenn sie es nicht allein schaffen. Ihr seid im Moment für diese Familie verantwortlich.

Grundsätzlich sollte man sich nur dann engagieren, wenn man mit dem umgehen kann, was kommt. Ich glaube ihr habt euch das wirklich nett und leicht vorgestellt. Es ist aber Krieg und kein Wochenendausflug.
Eurer guter Gedanke in allen Ehren, manchmal können diese Menschen in größeren Unterkünften professioneller versorgt werden.

Was ich machen würde: wenn es irgendwie geht, mich in der Zeit, in der ich mich verpflichtet habe, intensiver um sie kümmern, danach das ganze beenden, wenn es bis dahin nicht erträglicher wird.
Vielleicht brauchen sie aber auch nur mehr Zeit zum ankommen und mehr Routine. Die Angebote für Flüchtlinge laufen ja auch gerade mal erst an.

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Hallo

da hast du recht. Aber das ist gerade beim große Problem. Viele Privatpersonen haben Flüchtlinge aufgenommen. Leider nicht selten ohne sich Gedanken zu machen ob man das auch wirklich leisten kann ob nun wohnlich, finanziell oder auch seelisch.
Häufig verstehen diese Menschen garnicht was wir von ihnen wollen. Wer hat ihnen z. B bei der TE erklärt das sie nicht an die Vörrate dürfen. In vielen Kulturen ist das z. B völlig normal das jeder Hausbewohner frei über gewisse Dinge verfügen kann. Dazu kommt es häufig das Übersetzungensprogramme falsch übersetzen. Daher wäre da schonmal gut wenn man sich bei örtlichen Hilfsangboten informiert ob mal einen Tag ein Übersetzer kommen darf.

Dazu sind diese Menschen gerade total traumatisiert. Sie sind ja wirklich nicht da um sich ein paar schöne Wochen zu machen sondern sie sind vor dem Krieg geflohen, haben häufig alles verloren, wissen nicht ob ihre Angehörigen wirklich alle leben. Da ist ein schöner Spaziergang häufig das letzte was sie möchten.

Das Einkaufen und mit dem Bus fahren ist in einer anderen Kultur häufig nicht so einfach wie wir einheimischen es uns denken. Wir reisen viel, aber es ist jedes Mal wieder auch ein kleines Abenteuer wenn wir in einem fremden Land mit den öffentlichen Verkehrsmittel des Landes auf einen Markt fahren.

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Deswegen dürfen sie die Leute, die ihnen ein Dach über dem Kopf geben, bestehen und sich respektlos verhalten???

Sorry, aber anstatt froh zu sein, daß sie nicht in eine Massenunterkunft müssen, verhalten sie sich unverschämt.

Nein, die Te muss sich nicht um alles kümmern und ist auch nicht für sie komplett verantwortlich.

Wir haben auch gespendet.

In unserer Ferienwohnung würden wir auch keinen einquartiert.

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Hallo,

Erstmal, ich finde es toll, dass ihr die Familie aufgenommen habt!

Zu den Problemen würde ich vielleicht erstmal versuchen zu klären, welche Bereiche für die Leute ok sind und welche privat sind. Notfalls mit Google Translator. Und dass eure Vorräte euch gehören usw.

Allerdings, ob sie rausgehen oder in der Wohnung bleiben ist ebenso ihre Privatsphäre. Das können sie machen, wie sie wollen. Sie sind doch erst vor kurzem angekommen. Vielleicht müssen sie sich erstmal von dem Erlebten erholen und wieder Sicherheit fassen, dass draußen keine Gefahr auf sie wartet. Da würde ich sie tatsächlich in Ruhe lassen.

Ebenso, ob und wie oft sie einkaufen gehen ist ihre Sache. Da würde ich nur klar kommunizieren, dass ihr sie nur zum Beginn als Starthilfe mit Essen versorgt habt und sie es ab jetzt selber regeln müssen. Und dann würde ich mich auch da raushalten.

Ich hoffe, dass ihr einen guten Weg zusammen findet!

Viele Grüße

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Vielen Dank für Deine Meinung.
Wir werden morgen nochmal grundlegendes besprechen - und ja, sie können alles tun uns lassen was sie möchten, wann sie es möchten und wie sie es möchten - solange sie unsere Grenzen einhalten und für sich selbst sorgen.
Wir hoffen, dass es ab morgen dann besser wird und sie bleiben können - sonst werden wir unterstützen gemeinsam mit dem Landkreis einen anderen Wohnraum zu finden.

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Ich würde mir selbst sagen ich habe es versucht, aber es geht nicht.
Es kann nicht sein, dass ihr euch in eurem Zuhause nicht mehr wohl fühlt.
Darum würde ich mich mit der Behörde in Verbindung setzen, damit die Familie einem anderen Platz zugewiesen wird.
Helfen kann man auch anders.

Ich kenne die Mentalität der Ukrainer nicht, aber ich denke rumschnüffeln gehört nicht dazu.

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Die Frage ist nur wie die TE der Familie erklärt hat das sie nur sowas wie eine kostenfreie Mietwohung haben.
Daher sollte man sich immer für so wichtige Sachen aus Hilfsangeboten Übersetzer kommen lassen (bitte keine Google übersetzer da dort häufig doch fehlerhaft übersetzt wird) wo gemeinsam besprochen wird was man sich wünscht.

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Sorry wenn ich das jetzt so sage. Dann müssen sie gehen. Sowas geht gar nicht.
Dann müssen sie in eine Unterkunft.

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Danke auch für Deine Meinung.
Wir möchten gerne konstruktiv das Problem lösen und sie nicht "einfach so" wieder "loswerden". Es sind immerhin zwei Kinder betroffen und diesen würden wir gerne ermöglichen weiter zur Ruhe zu kommen.

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Hm, also seit Montag ist ja noch keine lange Zeit. Wir haben insgesamt sieben Flüchtlinge bei uns zuhause. Ein älteres Ehepaae und eine Mama mit drei Kindern und der Oma. Die wohnen jetzt seit knapp drei Wochen bei uns und so ganz langsam tauen sie auf. Sie kommen auch noch alle aus alle aus Kriegsregion im Speratistengebiet, haben alle Bomben im Nachbarhaus bzw. eigenen Haus miterlebt. Dass sie kein Interesse an Spaziergängen etc. haben, war für mich klar. Sie können zudem weder Deutsch noch Englisch und wir kein Wort Ukrainisch bzw. Russisch, aber da hilft der googleübersetzer ganz gut. Ich bin kein Psychologe, aber gerade die Familie kommt mir extrem traumatisiert vor und es haben natürlich auch alle große Angst um den Papa und die anderen Familienmitglieder und Freunde, die noch in der Ukraine sind. Ich würde ihnen Zeit geben, 5 Tage sind echt noch nicht lang. Vermutlich werden die Familien ja auch psychologisch betreut? Da würde ich deine Beobachtungen auch jeden Fall auch schildern