Konzentrationslager Auschwitz mit Kitakind besuchen?

Meine Familie stammt aus Polen, meine Großeltern und Urgroßeltern wurden im KZ Auschwitz ermordet. Meine anderen Großeltern wohnen in einer Stadt ca.1 Stunde entfernt.
Im Sommer werden wir sie besuchen und ich würde gerne das KZ besuchen. Sowohl aus familiären, als auch historischen Gründen als auch meinem Schuldbewusstsein als Deutsche heraus.
Den Urgroßeltern ist die Betreuung unseres Sohnes (4) nicht zuzutrauen, alleine (d.h. ohne meinen Mann) möchte ich das KZ aber auch nur ungern besuchen, da ich glaube, dass ich im Nachhinein viel Gesprächsbedarf haben werde und dort nicht alleine sein will. Letztlich bleibt da nur die Variante unseren Sohn mitzunehmen. Er ist aber nunmal ein normaler Vierjähriger und ich weiß nicht, ob es angebracht ist, ihn in das KZ mitzunehmen? Wie drastisch ist es dort? Die Alternative wäre vermutlich, das KZ gar nicht zu besuchen, was ich allerdings sehr schade fände. Ich würde mich über Einschätzungen von Menschen die dort schon waren freuen.

(Aus Anonymitätsgründe weil sehr persönliche Informationen habe ich es anonym geschrieben).

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Ich würde davon abraten.

Ich war als Schülerin (9. Klasse) mal da und ich war nicht die einzige, die danach völlig durch den Wind war. Auf der einen Seite fand ich den Besuch auch wichtig und informativ (klingt irgendwie blöd in dem Zusammenhang), aber das wäre nix, womit ich ein Kind konfrontieren würde. Bei einem 4jährigen kommen da vermutlich doch schon Fragen auf.

2 Mitschüler sind damals völlig zusammengebrochen. Die eine saß nur heulend auf der Bank und konnte gar nichts mehr, ein anderer ist ausgetickt und fing an zu randalieren. Mir selbst war einfach nur wahnsinnig schlecht.

Wenn du meinst, du hast danach Gesprächsbedarf, dann wechsel dich doch mit deinem Mann mit dem Besuch ab und der jeweils andere macht in der Zeit mit dem Kind was anderes in der Nähe.

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Da wart Ihr aber auch in einem Alter, wo ihr das alles genau verstanden habt, würde ich meinen.

Ich könnte mir sogar vorstellen, das ein 4 jähriger das alles noch gar nicht versteht und einfach "mitläuft" und das nicht wirklich wahrnimmt, wenn man ihm nun nicht immer und immer wieder jede Station des Museums erklären würde, was das alles bedeutet und was dort passiert ist. Ich könnte es mir jedenfalls gut vorstellen.

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Ok, beim weiteren lesen von anderen Kommentaren muss ich meine Meinung zurück nehmen.

Es ist vielleicht doch besser, wenn Du ihn woanders betreuen lässt. Ich war noch nie da, deswegen konnte ich das schwer einschätzen. Sorry.

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Das würde ich wirklich nicht machen.
Fände es auch schade, wenn du gern gehen möchtest, aber vllt könnt ihr euch tatsächlich abwechseln.

Wir haben einen sehr feinfühligen 6 jährigen und ein KZ-Besuch (jetzt) würde wohl ... puh, nee. Undenkbar. Der Vollständigkeit halber, auch vor 2 Jahren hätte ich ihn nicht dorthin mitgenommen.

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Ich finde es sehr gut, dass du dir Gedanken darüber machst.

Kannst du deinem Sohn erklären, was das für ein Ort ist? Kannst du sicherstellen, dass er sich angemessen benimmt? Nicht böse sein, aber ein 4jähriges Kind hat einen großen Bewegungsdrang und oft auch ein großes Mitteilungsbedürfnis. Kannst du deinem Sohn deine Gefühlsregungen erklären?
Du kennst deinen Sohn am besten.
Wenn du auch nur eine Frage verneinst, solltest du eine andere Möglichkeit finden. der wechselhafte Besuch durch dich und deinen Mann ist eine gute Alternative.

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Hallo 👋

Ich würde es einem vierjährigen Kind nicht zumuten.
Bisher war ich schon in Dachau, in Theresienstadt (Tschechien) und in Ausschwitz. Letzteres fand ich am krassesten. Ich finde es schon seeeehr drastisch :-( Ja, es ist natürlich wertvoll und wichtig, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und auseinander zu setzen. Aber: bitte nicht mit 4 Jahren. Das kann er noch überhaupt nicht einordnen.
Damit du es dir vielleicht vorstellen kannst:
Man kann Einzelzellen sehen, in einem Keller, dunkel, kalt, trist....aber auch riesen "Haufen" an Schuhen und anderen Gegenständen. Matratzen, aus Menschenhaar gefertigt. Die Gaskammern....
Bedenke, dass er auch deine Reaktionen und Emotionen sehen wird, das kann ihn sehr durcheinander bringen. Ob du ihn dann entsprechend auffangen kannst? Man weiß es nicht. Es ist ein Thema, mit dem du wahrscheinlich selbst genug mit dir zu tun haben wirst, um die Dinge zu "verarbeiten", die die dort sehen, lesen, hören wirst. Es wird dich wahrscheinlich aufwühlen, und neben den Dingen, die auch dein Sohn dort sehen wird, wird deine Aufgewühltheit ihn zusätzlich aufwühlen und durcheinander bringen. Es sind Dinge, die wir Erwachsenen schon kaum fassen, geschweige denn verstehen können. Wie soll es dann ein kleines Kind hinbekommen?

Vielleicht könnt ihr es später machen, wenn euer Sohn etwas "leichter" zu händeln ist und bei den Großeltern bleiben kann? Oder du gehst Mal mit einer guten Freundin dort hin?
Aber bitte nicht mit eurem Sohn. Ich glaube nicht, dass das gut ist für ihn.

Ich war mit ca. 20 Jahren dort, im Rahmen meines FSJ..... früher hätte ich es wohl deutlich schwerer weggesteckt. Außerdem war ich durch Dachau (mit 14) und Theresienstadt (mit 16/17) schon etwas darauf vorbereitet. Ebenso durch den Geschichtsunterricht....

Alles Gute 🙂

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Hallo,

ich finde nicht, dass man einen 4-jährige dahin mitnehmen sollte. Ich kann deine Beweggründe absolut verstehen, auch dass du nicht alleine dort hin möchtest aber dann würde ich lieber warten bis euer Sohn älter ist und ihr gemeinsam hin gehen könnt.

Wenn ich sehe, was unsere 7-jährige nun an Fragen stellt in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und wie schwer das für sie zu begreifen ist bzw. sie da absolut nicht verstehen kann "Warum ist jemand so gemein? Krieg ist doch doof? Mama, dass macht keinen Sinn, da sterben doch die Menschen?"... Sie würde ich absolut nicht mitnehmen!

In der 10. Klasse (also mit ca. 16) waren wir in Berlin auf Abschlussfahrt und waren dort im Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen inkl. Führung mit einem Zeitzeugen. Wir haben Rotz und Wasser geheult, das ging wirklich unter die Haut!
2 Jahre später war ich im Rahmen der Ausbildung mit meiner Klasse in Dachau. Wir haben die Audio-Tour gemacht, also keine Tour in der ganzen Gruppe. Ich fand das schon sehr schwer auszuhalten... dort zu stehen und zu wissen was genau auf diesem Flecken Erde passiert ist.

Ich bekomm schon Gänsehaut und einen dicken Kloß im Hals, wenn ich nur an diese beiden Situationen denke!

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Hallo!

Auf gar keinen Fall solltest Du mit einem Kitakind das KZ besuchen, auch nicht mit einem Grundschulkind.
Das Dokumentationszentrum sieht das übrigens genauso, wie man auf der Internetseite nachlesen kann.
Da müsst Ihr eine andere Lösung finden.

Viele Grüße

Jujo

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Davon kann ich nur ganz dringend abraten.
Wir hatten auch innerhalb der Klasse einen Besuch dort. So wichtig der Besuch auch war, es war wirklich ein einschneidendes Erlebnis. Ein so junges Kind hat da nichts verloren, auch wenn das sehr harsch klingt.

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Ich würde meinen 4-Jährigen nicht dahin mitnehmen. Er würde viele Fragen haben und diese zu beantworten ist für sein Alter gänzlich ungeeignet.
Ich würde die Variante allein hingehen wählen.

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Ich schließe mich den anderen an und sage auch das ich einen Vierjähriger niemals in ein KZ mitnehmen würde.

Ich war mit 16 Jahren in Dachau. Meine Stimmung war danach den ganzen Abend gedrückt.

Man sieht wie die Menschen geschlafen haben, es gibt Bilder...

Ich denke ein Vierjähriger bekommt da schon viel zu viel mit.

Deine Stimmung wird mit deiner Vorgeschichte sicher auch sehr traurig sein. Dein Kind wird es mitbekommen.

Ich würde alleine gehen und danach mit deinem Partner sprechen oder eben abwechseln.