Grossmutter und Enkel

Guten Morgen miteinander
Mein Enkel ist 7 Jahre alt. Meine Tochter und sein Vater haben damals 2 Monate vor seiner Geburt geheiratet. Nach 7 Monaten Ehe fand der Vater, er wolle sich trennen, er wolle keine Beziehung mehr, er sei nicht reif dafür (40 jährig). Es stellte sich heraus, dass er eine junge Frau am Arbeitsplatz als Verkäufer kennengelernt und er eine Affaire mir ihr begonnen hat.
Ich, Grossmutter, nun 70j. wurde gerade zu jener Zeit pensioniert und habe seitdem 3 - 4 ganze Tage von 7 – 20h/Woche bei meiner Tochter zu Hause auf den kleinen Mann aufgepasst. Auch am Wochenende, wenn sie jeweils eine neue Bekanntschaft hatte und mit Freund alleine sein wollte, war er bei mir zu Hause. Auch, wenn sie ihn in seinen Ferien im Ausland 1 Woche besuchen wollte. Während der Corona-Quarantäne war der Junge bei mir. Seine Mutter machte für uns Einkäufe und stellte sie vor die Tür. Mein Enkel und ich haben es gut und eine innige Beziehung, und wir haben uns lieb.
Vor 6 Monaten hat meine Tochter einen Psychiatriekrankenpfleger in Tinder kennengelernt. Innert 1 Woche habe er sein Tinderprofil gelöscht, weil er sie so toll findet und sie ihn. Er wohnte in einer WG, kaufte sich eine Wohnung, welche sich noch im Bau befindet, welche er jedoch erst Ende März 2023 beziehen kann. Da es da so klein und schmutzig sei, bot meine Tochter ihm an, bei ihr zu wohnen, seit 3 Wochen wohnt er nun bei meiner Tochter in der kleinen Zimmerwohnung. Sie hat mir nie klar und deutlich kommuniziert, dass er einziehen wird, er war dann halt einfach da und ich muss mich damit abfinden.
Ich fühle mich nicht wohl mit diesem Mann. Er ist, weil er erst nächste Woche wieder den Nachtdienst antritt, tagsüber stets zu Hause und sitzt am Computer. 6 Wochen hatte er im September Ferien, dann liess er sich 3 Wochen krankscheiben, dann nochmals 3 Tage. Der Betreuungstag beginnt bei mir folgendermassen in der Wohnung meiner Tochter: Ich komme um 7 Uhr zu meinem Enkel, wir frühstücken morgens zusammen am Tisch und der Freund schläft noch im Schlafzimmer. Ich begleite meinen Enkel zu Fuss in die Schule, weil der Bub es so mag. Dann geh ich zu mir.Mittags hole ich ihn ab und wir essen, unternehmen was, erledigen Hausaufgaben, spielen. Danach bereite ich das Abendessen zu, warten auf die Tochter, welche ca. 19.15h nach Hause kommt und essen zusammen. Danach mache ich mich so um 20 Uhr auf den Weg nach Hause. Dies seit 6 Jahren…
Nun, dieser Mann ignorierte mit total. Der sass am Stubentisch am Computer, spielte auch Poker und will Profi werden und liest auch darüber. Der hilft nicht, spricht kein Wort mit mir und meinem Enkel. Bin ich in der Küche mit meinem Enkel, sitzt er in der Stube am Tisch am Pc. Gehe ich mit Enkel in die Stube, geht er in die Küche. Es ist ein nebeneinander und kein miteinander. Kommt meine Tochter nach Hause und sitzen wir am Tisch, ist er aufgestellt, lacht mit ihr und mir, ist wie verwandelt.
Am letzten Montag hatte ich einen Termin bei der Hausärztin und habe diese Situation angesprochen, welche mich so belastet. Sie meinte, ich solle es mal darauf ankommen lassen und das habe ich am nächsten Tag getan: Am letzten Dienstag, als ich mit Enkel nach der Schule um 16h in Tochters Wohnung kam, sass er wieder da. Hallo, das wars! Ich ging in die Küche: Geschirrspüler voll, seine Sachen hat er liegen lassen. Brot für den nächsten Tag gabs nicht mehr, kaufen geht er keins... Ich ging in die Stube und fragte ihn, ob er denn keine Zeit gehabt habe, die Maschine auszuräumen. Oh, er habe nicht daran gedacht. Zurück in der Küche fasste ich spontan den Beschluss, mit meinem Enkel zu mir nach Hause zu gehen und dort zu kochen. Ich wollte nicht alles vor dem Kochen aufräumen. Meiner Tochter schrieb ich, ich sei mit Enkel bei mir zu Hause und sie solle ihn doch abholen, ob sie mitessen wolle. Das ist das letzte Mal, dass ich meinen Enkel gesehen habe. Der Mann betreut den Buben nun. Am nächsten Tag hat sie auf meine Anfrage angerufen und erzählte mir, sie habe den Enkel auch am Mittwochmittag von 12 bis 16 Uhr beim Mittagstisch angemeldet. Dieser Mann sei lieb, sie passten gut zusammen und ich sei nur stets am Meckern und mache ihn schlecht.
Gestern, Freitag, habe ich die Beiden flüchtig gesehen, meine Tochter meinte, sie habe keine Zeit mit mir zu sprechen, er grüsste knapp und ignorierte mich dann. Meine Anfragen an meine Tochter, einen Termin für ein Gespräch abzumachen, ignoriert sie, gibt keine Antwort darauf!
Der Boden unter mir ist nicht mehr und ich habe Mühe, die Situation zu überblicken. Ich habe Angst, meinen Enkel nicht mehr zu sehen, das tut dem Buben doch nicht gut, wenn ich als Bezugsperson nicht mehr da bin.
Der Mann kommt aus Deutschland und ist ausgebildeter Psychiatriekrankenpfleger in einer Akutklinik und leistet dort nur Nachtdienst. Er werde da gemobbt und habe eine schreckliche Beziehung mit einer Frau mit Kindern gehabt. Da wäre es gut, mal die andere Seite zu hören. Er bietet sich auch als Life-Coach/Spiritueller-Coach/Psychologischer Berater an. Ich habe das Gefühl, dass meine Tochter arg auf ihn hört und nun versucht, mit mir total zu brechen. Sie mit seinen Ansichten zu beeinflussen, ist nicht schwer. Sie meint sogar, er tue ihr gut. Ich gehe davon aus, dass er sie von mir isoliert. Der Mann weiss sehr gut, wie man Menschen manipulieren kann. Er hat den Enkel schon mal ins Zimmer eingeschlossen, weil der einen Wutanfall hatte und den Schlüssel gedreht. Damit war ich nicht einverstanden und habe es auch deutlich angesprochen. Seit meine Tochter den Mann kennt und dieser nun dort schläft, darf der Enkel nachts nicht mehr ihr Bett kriechen. Von einem Tag auf den anderen. Dann wurde der Schlüssel des Kinderzimmers auch gedreht.
Für mich war die Situation mit dem Mann in der Wohnung nicht entspannt. Er hat sich während meiner Anwesenheit nicht mit dem Enkel abgegeben oder mit ihm gesprochen. Änderungen, Planungen und Aussprachen wären angebracht gewesen, meine Tochter hätte mir sagen können, dass der Mann dort einzieht… und wir hätten Lösungen finden können. Wahrscheinlich war es ihr peinlich und nun im Nachhinein gedacht, nicht bewusst, welche Konsequenzen es für alle haben wird. Was für eine Scheisssituation
Die Beziehung zu meiner Tochter war nicht immer einfach, klar hatten wir unsere Probleme zusammen, haben jedoch stets wieder «Frieden» gemacht.
Was habe ich falsch gemacht?
Ich bin entsetzlich traurig, auch ratlos, weiss nicht, wie es weiter geht, wieso lässt mich meine Tochter so im Regen stehen. Ich habe keine Worte dafür und kanns noch nicht verstehen. Mein ganzes Leben war auf diese Betreuung ausgerichtet und nun ist alles weg! Kontakte habe ich nur wenige, denn ich hatte ja nie Zeit dafür, am Wochenende war ich meist froh, entspannen zu können
Um nicht in ein grosses Loch zu fallen, werde ich um Vermittlung einer Gesprächstherapie bei meiner Hausärztin bitten
Es geht mit hundsmiserabel

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Wenn Deine Tochter gar nicht einsichtig ist, wende Dich doch mal ans Jugendamt.

Unter diesen Umständen hast Du ein Recht auf Umgang mit dem Enkel. Denn wie Du schon sagst, das tut dem Kind nicht gut. Das Jugendamt könnte vielleicht vermitteln.

Im ärgsten Fall könntest Du gerichtlich Umgang einklagen. Macht natürlich das Verhältnis zu Deiner Tochter nicht besser. Wäre aber eine worst case Lösung.

Ich wünsche Dir alles Gute!

2

Liebe Syde,

ich finde dies Situation die du beschreibst, ebenfalls schwer. Du kannst nur recht wenig unternehmen, weil es an deiner Tochter liegt, mit wem sie verkehrt und in ihr Leben lässt. Zunächst wirst du die Dinge so akzeptieren müssen, wie sie derzeit sind. Als Oma hast du nur bedingt bis eigentlich keine Rechte deinen Enkel zu sehen. ABER- so wie du schreibst, bist du für ihn eine permanente Bezugsperson und da hast du Glück, weil es da rechtlich ein paar Schlupflöcher gibt. Deshalb würde ich dir raten, dir eine Beratung bei einem Anwalt für Familienrecht zu holen, um die rechtliche Seite für dich abklären zu lassen.
Der nächste Weg wäre eine Familienberatungsstelle, bspw. ProFamilia, oder die kirchlichen Anlaufstellen wie die Caritas...
Es könnte sein, dass deine Tochter vorerst kein Interesse daran hat, mit dir dorthin zugehen. Wenn es so kommen sollte, lass dich nicht entmutigen. Geh' nur für Dich zu dieser Beratungsstelle. Scheu' dich bitte nicht, es gibt genug Menschen mit Problemen, die sich dort Unterstützung suchen.
Mehr fällt mir spontan nicht ein. Ich wünsche dir viel Kraft und eine gute Zeit.

https://www.caritas.de/hilfeundberatung/hilfeundberatung
https://www.profamilia.de

Viele Grüße,

LAMer

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Da Du tatsächlich eine jahrelange enge Bezugsperson des Kindes warst und bist, hast Du natürlich mehr Rechte als Omas, die den Enkel nur einmal im Monat sehen.
An Deiner Stelle würde ich um ein vertrauliches Gespräch beim Jugendamt bitten. Kind einschließen geht erstmal garnicht, Kontaktabbruch zu Dir auch nicht.
Ich würde wirklich dem JA schildern, wie Du dem Kind Beständigkeit gegeben hast, als die Mutter sich wenig drum kümmerte mit ihren Männerwechseln usw. Die können Dir auch sagen, wie bei euch die rechtliche Lage ist wegen Kontakten. Da wäre mir meine Tochter echt egal, um den Enkel würde ich kämpfen. SIE kann ja leben, wie sie will, das kleine Kind muss alles ertragen, was die Mutter an "Leben" heute für gut findet... morgen vielleicht wieder was anderes. Viel Erfolg.
LG Moni

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Erstmal ist es toll, dass Du deiner Tochter so lange unter die Arme gegriffen hast.

Aber sie ist eine erwachsene Frau und wünscht sich eine feste Partnerschaft und Familie. Ob der neue Freund der richtige dafür ist, muss und soll sie selbst entscheiden. Ja, was du schreibst, hört sich nicht gut an - aber: es steht dir nicht zu, dich da einzumischen. Wenn sie dich fragen würde, kannst du deine Bedenken äußern.
Offensichtlich will sie aber zum jetzigen Zeitpunkt deine Meinung nicht hören.

Wenn dieser Freund den Jungen wirklich eingeschlossen haben sollte, wäre ich an deiner Stelle ganz besonders vorsichtig, um dem Kind nicht weiter zu schaden.

Dass der Junge jetzt in der Schule zu Mittag isst, finde ich vernünftig, das tun viele und er ist mit seinen Klassenkameraden zusammen.

Du kannst ihn doch nachmittags aus dem Hort abholen, wenn deine Tochter so lange arbeiten muss und mit zu dir nach Hause nehmen. Falls ihr nicht allzuweit auseinander wohnt, könnte er sogar selbst nach Hause laufen. Sonst kann deine Tochter ihn bei dir abholen.

Dann kann deine Tochter erstmal schauen, ob es mit dem neuen Freund funktioniert und das Kind ist etwas aus der Schusslinie.

Ich würde jetzt erst einmal an das Kind denken. In der ganzen Situation ist es das schwächste Element. Bitte beeinflusse ihn auch nicht, indem du Bemerkungen über den neuen Freund fallen lässt, das geht nach hinten los. Du bringst das Kind in grosse Loyalitätskonflikte, möglicherweise darfst Du ihn dann nicht mehr sehen.

Verhalte dich freundlich-neutral zu der Situation und sei für den Jungen da. In die Wohnung der Tochter würde ich an deiner Stelle erstmal nicht mehr gehen.

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Es besteht schon kein Kontakt mehr, der Mann betreut das Kind und die Tochter "hat keine Zeit" mehr für ein Gespräch.
Wie soll man da eine Abmachung hinbekommen?
Ich würde mir da auch Sorgen machen.

6

Genau so ist es fruehchenomi, im Moment einfach unerträglich. Ich probiere mich abzulenken

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Das tut mir total leid für dich!

Du fragst, was du falsch gemacht hast. Hmmm, als erstes Mal, dass du dein ganzes Leben auf die Betreuung deines Enkels ausgerichtet hast und nun nicht weißt wohin mit dir. Das war weder für dich, noch für deinen Enkel gut. Du hast dich aufgegeben für deine Tochter, die nun mehr als undankbar ist.

Das der Junge nun Mittag in der Schule bekommt (wie wahrscheinlich alle anderen Schulkinder) finde ich gut. Das hätte doch von Anfang so laufen können. Er wäre unter Kindern…& du hättest Zeit für dich gehabt. Entlastung für alle. Ewig wäre das doch auch nicht gelaufen, der kleine Mann wird doch in großen Schritten älter und braucht bald keine rundum Betreuung mehr. Das wäre so ein sanfterer Übergang.

Ansonsten würde ich wohl auch mal ein Gespräch mit dem Jugendamt suchen. Nicht anzeigen, sondern Möglichkeiten erörtern und dann weiter gucken. Ob du das dann einklagen möchtest ist die Frage, weil das den Keil sicher noch größer macht.
Im Zweifel schreib deiner Tochter einen Brief!

Tu dir selber den Gefallen und guck, dass du Beschäftigung bekommst. Dich nur auf den Enkel zu fokussieren ist nicht gut.

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Macht man das nicht automatisch, wenn man sich auf die Kinderbetreuung einlässt, dass man sich auf den Enkel fokussiert? Das Kind soll doch nicht nur so "nebenher mitlaufen". Als meine Enkelin in die Kita kam, holte ich sie täglich um 17.00 Uhr ab, weil die Mama erst um 19.00 Uhr von der Arbeit kam, bis sie mal einen Job mit anderen Arbeitszeiten am Ort fand. Gut, ich war noch berufstätig, aber ab 17.00 Uhr war auch Leonie mein Hauptaugenmerk - und ein sehr schönes noch dazu#herzlich Mein Mann war genauso vernarrt in sie und wir machten ihr nach Kräften ein paar schöne Stunden, es war eine wunderschöne Zeit, gut ein Jahr lang. (Gut - unser Kontakt blieb Gottseidank ja eng :-D)

Ich glaube. man kann es der Oma nicht "vorwerfen" (meine ich echt nicht abwertend) dass sie sich so liebevoll um das kleine Kerlchen gekümmert hat, immerhin von Baby an 7 Jahre lang. Was hätte er sonst für ein Leben gehabt bei einer Mutter mit ausgeprägten Vergnügungsambitionen?
Hat nun was von "der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen."
Wenn der Enkel wenigstens einen liebevollen "Ersatzpapa" hätte, aber diese selbst ernannten Lebenshilfegurus sind mir sehr sehr suspekt, selbst wenn man manche Bemerkung der Oma als emotional ansieht.
LG Moni

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Ja, ab 17 Uhr. Du hattest auch selber ein Leben und dich nicht aufgegeben, wie die TE. Das sit schon ein Unterschied. Die hat keine freunde (mehr), weil sie keine Zeit hatte.

Bist du in ein Loch gefallen und wusstest nicht wohin mit dir, als sich das mit deiner Enkelin ausschlich? Wohl nicht.

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