Familienplanung anderer setzt mich unter Druck

Hallo an alle,

Vielleicht geht es euch ja ähnlich und ich bin mit dem Thema nicht allein.

Zu mir: ich bin Anfang meiner 30er und in einer glücklichen Partnerschaft. Demnächst kommt unser erstes Kind zur Welt. Es ist alles gut und ich führe ein glückliches Leben. Ich habe gefühlt von allem mehr als viele andere, die ich kenne.
Ich bin ein überlegter Mensch für den alle
Variablen stimmen müssen. Z.B. vor dem Kinderwunsch eine stabile Partnerschaft, ein sicherer Job und damit ein finanzielles Polster und natürlich meine Bereitschaft Hobbys und Bedürfnisse hintenanzustellen.

Allerdings ist es nun so, dass einige Freunde und Bekannte mit der Familienplanung stark vorpreschen. Damit meine ich, ihre Kinder schnell hintereinander zu bekommen, ca 6 Monate nach der Geburt eine erneute Schwangerschaft und dadurch in kurzer Zeit auch eine ganze Kinderschaar möglich ist. So schnell kann ich gefühlt manchmal gar nicht gucken und ich brauche lange um Veränderungen zu akzeptieren.

Ich selbst hatte mich längere Zeit nicht festgelegt ob und wann ich Kinder möchte. Bis ich mir dann letztes Jahr vollends sicher war und wir es angegangen sind. Ich stelle mir für mein Kind auch Geschwister vor ca. in einem Abstand von 3 Jahren. Auf die Anzahl der Kinder möchte ich mich nicht festlegen. Ich schaue erstmal wie es läuft.

Jetzt frage ich mich nur, warum setzt mich die Familienplanung der anderen so unter Druck und Stress? Habe ich das Gefühl dem nacheifern zu müssen und auch so schnell nacheinander meine Kinder bekommen zu müssen? Eigentlich hatte ich mich gefreut jedes Kind ganz für sich zu genießen. Bin ich neidisch, weil ihr Familienglück durch die höhere Anzahl an Kindern vermeintlich ein größeres ist? Oder darauf, dass die Frauen über mehrere Jahre in Elternzeit gehen und ich nach einem Jahr in meinen Job wiederkehre? Ich habe es mir selbst so ausgesucht, obwohl ich finanziell nicht müsste, ich liebe meinen Job, er ist ein Teil meiner Identität.
Fühle ich mich herausgefordert, weil ich es nicht so oft erlebe "von anderen überholt" zu werden? Vielleicht habe ich Angst vor meinen Empfindungen, wenn das Kind erstmal da ist und ich dann vielleicht auch im Hormon- und Familienrausch ganz schnell weitere Kinder haben möchte (Kontrollverlust?) Ich bin jetzt schon traurig, dass die SS bald zu Ende ist.

Ich finde die Situation gerade schwierig, weil es doch enge Personen im Umfeld sind und ich oft darüber nachdenke mit einem seltsamen Gefühl, das ich schwer beschreiben kann und es mich schon beschäftigt.

Geht es jemande ähnlich?

Viele Grüße!

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Himmel - jetzt bekomme erstmal dein erstes Kind und dann schaut die Welt eh erstmal ganz anders aus und Pläne werden dann auch mal schnell über Bord geworfen. Wer weiß, vielleicht wirds dann ein Einzelkind oder du sagst schon nach einem Jahr " oh toll, noch ein Baby". Wart doch erstmal ab, worüber machst du dir Gedanken?

Bearbeitet von Inaktiv
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Sofern die anderen eure Familienplanung nicht ständig kommentieren, verstehe ich nicht ganz weshalb du dich unter Druck gesetzt fühlst. Familienplanung ist so individuell. Ich finde da kann man gar nicht vergleichen. Da gibt es kein besser/schlechter oder überholt werden. Ich finde du hast dir schon gute Fragen gestellt. Die Antwort darauf kannst nur du dir geben. Vielleicht findest du dann heraus weshalb du so empfindest.

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Eigentlich ist es ja für niemand anderen relevant, ob du nun ein oder drei Kinder bekommst, ob dazwischen nur ein Jahr und fünf Jahre liegen. Du bekommst weder Lob noch Anerkennung dafür. Dein Ansehen steigt dadurch nicht. Es ist ja kein Wettbewerb a la "Wer die meisten Kinder im kürzesten Zeitraum bekommt gewinnt!" Im Grunde interessiert es niemanden außer euch Eltern und die Menschen, die euch besonders nahe stehen.

Wohl aber bekommst du Lob und Anerkennung, wenn du deine Kinder so planst, dass du jedem von ihnen gerecht werden kannst und selber eine zufriedene, ausgeglichene Mutter bist. Da gratuliert dir zwar niemand von deinen Nachbarn und Bekannten, wohl aber indirekt deine Kinder, indem sie glücklich aufwachsen können und es dir später danken werden.

Kinder taugen nicht zum Vergleichen. Sie sind auch nicht dafür da, damit du dich mit anderen messen kannst. Warum gibst du dem soviel Gewicht? Im Vordergrund sollten eure Lebensplanung und eure Ressourcen stehen.
Wenn du selber schnell ein weiteres Kind bekommen möchtest, weil du darin nur Vorteile siehst, dann mach das doch einfach.
Wenn du aber nur denkst, dass du es tun solltest, weil andere es tun, bist du ganz schlecht beraten.

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Du schilderst dich als durch und durch überlegten Menschen, der sich am wohlsten fühlt, wenn er Sicherheit und und vieles, auch das eigene Leben und die Familiengründung planen kann. Du führst unter anderem eine stabile Partnerschaft, Jobs und eine sich daraus ergebende finanzielle Absicherung auf. Dieses vorausschauende Leben macht die glücklich, weil dir eine gewisse Sicherheit und Kontrolle sehr wichtig sind.
Nun fühlst du dich in der "Nachwuchsproduktion" emotional bedrängt von Freunden und Bekannten, die eine ganz andere Strategie fahren und beim Kinder kriegen in die vollen gehen. Du fühlst dich von ihnen "überholt".

Ich selbst bin eher ein vorsichtiger, eher gehemmter Typ. In meinem bereits sehr langen Berufsleben - meine Frau und ich stehen wenige Jahre vor der Rente - war uns beiden der Beruf, unsere berufliche Erfüllung und die daraus resultierende hohe finanzielle Absicherung stets enorm wichtig. Wir haben nur ein Kind bekommen, das war allerdings eher spontan und ungeplant. Meine Frau hat keine Elternzeit genommen, die gab es damals noch nicht. Unser Kind kam von Anfang an in die Krippe und hatte eine Tagesmutter.

Wir fühlen uns auch im Rückblick keinesfalls als Rabeneltern. Wir haben das Leben gelebt, dass zu uns passte und haben das so durchgezogen. Sicherlich gibt es Vor- und Nachteile zu den von dir geschilderten familiären Verhältnissen in unserer und deiner Bekanntschaft.
Aber es ist ja dein Leben in der Partnerschaft, dein Kind und dein Beruf. Wenn du und dein Mann euch einig seid in eurer Familienplanung und Berufsgestaltung. warum dann auf die Kirschen in des Nachbars Garten schauen?

Du und deine Lebenseinstellung sind so wie sie sind. Du bist gut so wie du bist und mach dich bitte nicht selber schlechter als du bist.
Für genügend versteckte Vorwürfe und vergiftete Ratschläge an dich werden schon andere Menschen genug sorgen. Diese an dir abperlen zu lassen dürfte die eigentliche Herausforderung sein

Bearbeitet von Christoph61
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Für Dich scheint das Leben ein Wettbewerb zu sein. Du bist perfektionistisch und leistungsorientiert. Und ich fürchte das resultiert aus einem mangelnden Selbstwertgefühl, das Du mit viel Planungssixherheit kompensierst. Ein bisschen viel Küchenpsychologie, ich weiß und ich meine es auch nicht böse.
Und nun machen Dir andere vor, dass es auch anders geht und das verunsichert Dich.
Das Leben ist aber nicht immer planbar und Du bekommst keinen Orden dafür, weil Du es besser machst als andere. Es gibt kein perfektes Alter für Kinder, keinen perfekten Altersabstand, keine perfekte Zahl. Mach es so, wie es in Dein Leben passt und lass Dich nicht verunsichern. Vielleicht möchtest Du schon nächstes Jahr noch ein Baby, vielleicht stresst Dich das eine so sehr, dass Du keine Geschwister willst, vielleicht wirst Du nicht mehr schwanger, vielleicht scheitert Deine Ehe, wer weiß das schon? Entspanne Dich und lass alles ein bisschen auf Dich zukommen. Das nennt man Leben.

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„ Damit meine ich, ihre Kinder schnell hintereinander zu bekommen, ca 6 Monate nach der Geburt eine erneute Schwangerschaft“

Vielleicht geht es um das Elterngeld. So kurz nach der Geburt kann man nämlich das gleiche Geld für das 2. Kind bekommen PLUS Geschwisterbonus 🥲

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Leider ist das tatsächlich oft ein Grund fürs "schnelle Nachlegen". Ich kann es auch irgendwo wirklich verstehen, finanziell gesehen, andererseits sehe ich leider zu oft in solchen Fällen, wie die Frauen dann an der Überforderung zugrunde gehen, nicht selten auch die Beziehung, insbesondere, wenn diese vorher schon auf wackeligen Beinen stand.

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Sechs Monate nach dem ersten Kind war mein größtes Bedürfnis Schlaf😅
Hat dein Umfeld lauter viel schlafende Babys?
Für viele Kinder binnen kürzester Zeit muss man Nerven aus Stahl haben.
Aber gut, jedem das Seine.
Mich hätte das nicht beeindruckt und ich wäre weiter mein Schneckentempo gefahren.

Ich bin aber auch kein Mensch der irgendwem nacheifert.Für mich und meinen Mann muss es passen. Wir stecken in unseren Schuhen und sonst niemand.

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Bitte nicht die Floskel „Jedem das Seine“ verwenden.
Der Spruch hing an nem Haupttor über nem KZ. Sowas sagt man einfach nicht heutzutage 💁🏽‍♀️

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Oh ja stimmt, daran hab ich jetzt nicht gedacht.
Danke, dass du mich erinnert hast.

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Warum dich das alles so unter Druck setzt musst du selbst herausfinden, aber ich wollte dir sagen, dass ich es echt klasse finde, dass du das so hinterfragst und dich so reflektierst. Leider machen das viel zu wenige Menschen, insbesondere beim Thema Kinderwunsch.

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Ich kenne einige die nach dem ersten Kind plötzlich kein zweites mehr wollten obwohl sie sich vorher immer mehrere Kinder gewünscht haben. Einfach weil sie merken dass die Mutterrolle doch nicht so einfach ist wie gedacht und sie möglichst schnell wieder durchschnaufen wollen und die Babyzeit/Kleinkindzeit kein zweites mal durchmachen wollen. Lass es einfach auf dich zukommen.