Wie religiös erzieht ihr eure Kinder?

Guten Morgen,

Frage steht ja oben. Auslöser ist eine Diskussion gestern mit meiner Schwiegermutter. Meine Schwiegereltern sind sehr katholisch und absolute Kirchgänger, jeder Sonntag Vormittag ist Messe angesagt. Sie zünden für wichtige Anlässe Opferkerzen an, beten täglich und finden so Themen wie Feuerbestattung und Friedwald absolut ketzerisch und unmöglich. Kirchenaustritt ist für sie ein Sakrileg.

Nun habe ich gestern Abend unseren Zwillingen von 2 Jahren ihr Abendessen serviert, während die Schwiegereltern noch zu Besuch waren. Meine Schwiegermutter fragte mich dann ganz irritiert, ob ich denn kein Tischgebet mit den Kindern spreche. Ich verneinte das und erzählte, dass ich das als Kind auch nicht mit meinen Eltern gemacht habe, und in unserer Kita ist Religion zwar ein Thema, aber nicht allgegenwärtig. Da war meine Schwiegermutter ganz entsetzt und meinte, dass das ja überhaupt keine Kultur wäre und die Mädels unbedingt frühzeitig beten lernen müssen, zumindest beim Essen und vor dem Schlafen. Unser dreijähriger Neffe würde immer beten - er besucht eine katholische Kita (war allerdings die einzige Kita mit einem freien Platz, insofern blieb meiner Schwägerin keine Wahl) und liebt Kirchen. In Kirchen müssten wir die Zwillinge ja auch bald mal mitnehmen, damit sie merken, "wie toll die sind". Und die Laufbahn als Messdiener ist natürlich auch schon fast Pflicht in den Augen der Schwiegereltern.

Mein Mann und ich sind zwar gläubig, aber wir haben weder was für Kirchen noch für Gebete übrig. Mir ist es wichtiger, den Kindern Respekt vor Mitmenschen, Tieren und der gesamten Natur sowie Demut und Dankbarkeit beizubringen (die für mich klassischen christlichen Werte eben), als sie in Messen zu schleppen und sie mit 3 Jahren fehlerfrei das Vaterunser aufsagen zu lassen.

Wie seht ihr das Thema? Wie integriert ist die Religion in euern Alltag? Betet ihr mit euren Kindern und lest z.b. regelmäßig die Kinderbibel? Nehmt ihr eure Kinder mit in Messen (die Weihnachtsmesse nehme ich da mal raus)?

LG Artemis mit 💗💗, 26 Monate

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Ich komme auch aus einer recht religiösen Familie.

Beide Kinder sind getauft.

Ich gehe mit Motte einmal im Monat zur Kinderkirche (liebt sie total), eventuell übernehme ich da bald auch die Organisation.

Wenn Motte Lust hat (!) beten wir abends, sie hat einen Würfel mit Gebeten drauf. Meistens hat sie keine Lust, aber manchmal schon. Sie betet auch ab und zu für ihren bereits verstorbenen Opa (mein SV). Letztens ist die Katze meiner Eltern gestorben, für die wollte sie auch beten.

An wichtigen Festen besuchen wir auch die (Kinderversion) Gottesdienste (Weihnachten, Ostern, dieses Jahr zum ersten Mal die Fronleichnamsprozession, das fand Motte super!).

Wenn wir ne Kirche besichtigen, will Motte auch meist ne Opferkerze entzünden, das hab ich als Kind aber auch schon geliebt 😁

Es läuft also möglichst ohne Zwang und mit Lust und Laune. Aber eben schon auch was tun, damit sie es kennen lernen. :) wenn sie irgendwann gar nicht mehr wollen, ist das für mich ok!

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Hallo,
Ehrlich gesagt würde ich es gerne so handhaben wie du. Ich selber würde mich schon als religiös bezeichnen, war als Kind/Jugendliche sehr engagiert in der Kirche und habe es als sehr bereichernd empfunden. Fände es toll, wenn meine Kids das auch so erleben könnten (und trotzdem einen kritischen Blick auf die Institution haben). K1 ist getauft, die Taufe von K2 steht kurz bevor. Zu Kindergottesdinsten möchte ich nun auch endlich mal gehen...

Was mir nur sehr schwerfällt ist die Fragen meiner Tochter kindgerecht (knapp 4 Jahre) zu beantworten. Bei mir scheitert es schon an der ersten und wichtigsten, nämlich "Wer ist Gott"
Darf ich fragen, wie du da vorgestellt?
Viele Grüße

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Ich antworte, dass ich an einen Gott glaube... einen Schöpfer der Welt, Menschen und Tiere. Und dass ich an einen Himmel glaube, einen Ort, an den die Seele nach dem Tod gehen kann. Wo man dann die verstorbenen Verwandten und Freunde wieder treffen kann.
Ich sage auch, dass ich das glaube und nicht, dass es eine unumstößliche Wahrheit ist und dass viele Menschen unterschiedliche Dinge glauben.

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Mein Freund und ich sind beide aus der Kirche ausgetreten. Religion spielt bei uns keinerlei Rolle. Wir erklären die anthropologischen Hintergründe von Religion, wenn von den Kindern etwas in diesem Zusammenhang gefragt wird. Da Religion in unserem Umfeld nirgends eine Rolle spielt, ist das Thema aber nicht präsent.

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Bei uns ähnlich ; ich war schon immer konfessionslos, mein Mann aus der Kirche ausgetreten, die Kinder haben keinen Bezug zur gelebten Religion. Auch in der Kita ist das kein Thema.
Fragen zur Religionsgeschichte kommen jedoch viele und wir versuchen das kindgerecht zu erklären und schauen auch gerne Kirchen an, lesen auch Bücher, in denen Religion thematisiert wird.

Was wir allerdings schon machen, sind einige Bräuche zu praktizieren; Ostern und Weihnachten wird gefeiert, die Kinder schauen sich auch gerne Weihnachtskrippen an, haben aus Interesse schon einmal einen Kindergottesdienst angeschaut und uns Löcher in den Bauch gefragt.

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Meine Kinder sind getauft, was ich mittlerweile sehr bereue. Hab mir damals bei Kind1 zu viel reinrede lassen. Die anderen sind eigentlich nur getauft, weil unser erstes Kind getauft wurde. Ich bin katholisch, mein Mann evangelisch, aber auch nur auf dem Papier. Ich wurde als Kind genötigt, in die Kirche zu gehen, mehrmals die Woche, Messdienerin zu werden. Ich habe mich da nie wohlgefühlt. Für meine Oma ein No-go, dass wir nicht kirchlich geheiratet haben, zumal es ihr auch Dorn im Auge war, dass mein Mann evangelisch ist und wir ein Kind unehrlich bekommen haben.
Es spielt in Alltag keine große Rolle. Wir gehen nur zu Weihnachten in die Kirche zum Krippenspiel. Mit dem ältesten Kind hab ich früher vorm Schlafen gehen gebetet aber dieses Kind kann noch weniger mit Kirche und Religion anfangen als ich. Kind2 ist damit überfordert. Glaubt zwar an Gott aber in der Messe total überfordert. Will auch nicht zur 1. Kommunion. Das akzeptieren wir und haben es nicht angemeldet. Kind3 ist noch zu klein.
Wir wohnen in einem erzkatholischen Dorf, Kita läuft über die Kirche, Grundschule auch. Es ist nicht immer einfach, wenn man sich nicht zur Kirche bekennt.
Unsere Kirche ist wenig attraktiv, für Kinder schonmal gar nicht.
Unsere Kinder werden nicht religös erzogen. Wenn sie beten wollen, können sie das gerne tun oder wenn mal Interesse an einem Kirchenbesuch steht, dann werden wir das auch tun aber am liebsten würde ich samt Kindern aus der Kirche austreten. Kind1 ist 14 und hat offen bekundet, dass es nicht an Gott glaubt und keinerlei Interesse hat, dass zu änder.

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Ich bin immer irritiert, wenn ich so etwas lese. Kita und Schule laufen über die Kirche. In der Schweiz sind Staat und Kirche getrennt. Ich dachte, dass dies im ganzen deutschsprachigen Raum der Fall wäre.

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In einigen Gegenden ist die Kirche noch extrem hoch angesehen und "hat das sagen".
Mir fällt da das Eichsfeld in Thüringen ein. Da stammt die Familie Väterlicherseits her. Die sind da Erzkatholisch, zumindest was ich noch in Erinnerung hab. War da ewig nicht mehr.

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Ich bin nicht sonderlich religiös erzogen worden und habe auch keine Kinder, aber ich bin yoga Lehrerin und erkenne die positiven Aspekte in manchen „religiösen“ Ritualen durchaus an. Zb finde ich das „beten“ vor dem Essen als grundsätzliches kurzes sich bewusst machen wie dankbar man für eine Mahlzeit sein kann als sehr positiv. Es gibt ja auch Untersuchungen nachdem gerade das dankbar sein in schwierigen Lebenslagen sehr helfen kann sich auf das positive statt das negative im Leben zu fokussieren, muss man allerdings vorher gelernt haben. Ob das nun ein Gott sein muss dem man dankt ist mir persönlich egal, ich sehe diese Rituale als Teil des Lebensstils und meiner mentalen Gesundheit. Und dann gibt es ja noch diesen Japaner der heraus gefunden hat dass man Wasser mit positiven Gedanken beeinflussen kann, was im Grunde ja durch die Nahrung einem selbst zu gute kommt. Das Ritual des morgendlichen und abendlichen danke sagens schlägt ja dann quasi in die gleiche Kerbe. Ich werde dies (sollte ich das Glück haben je Kinder zu bekommen) meinen Kindern auf jeden Fall bei bringen. Ob ich das dann beten nenne weiß ich nicht. Kirchen finde ich persönlich allerdings düster und du kell und irgendwie bedrohlich. Mochte ich noch nie 🤔

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Wir sind beide Moslems aber absolut nicht strenggläubig. Wir beten nicht 5 mal am Tag, ich trage kein Kopftuch etc.
Ich glaube an einen Gott und nicht an 263774 weitere Sachen, die im Prinzip ausschließlich kulturell bedingt sind.
Wir versuchen unserem Sohn Respekt vor anderen Lebewesen beizubringen uvm und einen Punkt den du hier ansprichst praktizieren wir hier Zuhause auch.
Nach jedem Essen gibt es eine Art Danksagung, weil er (wir) etwas zu essen hatte. Wir haben ihm erklärt, dass es viele Kinder auf dieser Welt gibt, die leider nichts davon haben.
Der Umgang mit den wegschmeißen, nicht mögen etc soll damit etwas auch bewusster gemacht werden und auch überhaupt, dass er dankbar dafür ist, für Sachen die leider nicht selbstverständlich sind.

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Religion ist eine persönliche Angelegenheit des Individuums. Meine Familie ist so drauf wie deine Schwiegermutter. Erzkatholisch, Kichgänge, halten sich für hochheilig und ihre Art zu leben für das einzig Richtige. Ich sollte auch immer beten, vor dem Schlafen gehen, vor dem Essen etc.

Mich hat das dazu gebracht dagegen absolut zu rebellieren, bereits mit 10 Jahren. Habe seit ich 11 Jahre alt war, keine Kirche mehr betreten, bin ausgetreten und lehne es völlig ab. Eine der wichtigsten Punkte bei der Partnerwahl, war das derjenige nicht Mitglied irgendeiner monotheistischen Religion ist. Ich wollte nicht noch mehr Kämpfe oder versuchte Beeinflussung seitens einer möglichen Schwiegerfamilie.

Wir erziehen demnach nicht religiös. Aber wir haben unseren Kindern von Anfang an beigebracht, dass es verschiedenste Wege gibt, das eigene Leben zu gestalten. Nur weil unseres ohne Religion ist und wir an dieses Konzept nicht glauben, heißt das nicht, dass es für sie nichts ist. Religion sollte (wenn man sich für irgendeine Form entscheidet) glücklich machen und hat nichts mit Zwang oder den Wünschen anderer zu tun.
Wir haben hier Bücher aller Religionen für unsere Kinder, auch wir lesen das auch Interesse und unsere kleine Tochter hatte mit etwa 4 Jahren eine "Jesus"- Phase aus der Kita (wegen Weihnachten) mitgebracht. Das verflog, aber wenn das nicht so gewesen wäre, dann wäre das so.

Für mich, betritt deine Schwiegermutter ein Terrain, dass sie nicht zu betreten hat. Sie mag glücklich sein, aber ob das der Weg eurer Kinder ist, wird sich zeigen. Seit offen und erzieht sie zu ehrlichen, freundlichen Menschen dir mit offenen Augen und ohne Vorurteile durchs Leben gehen. Darum geht es, nicht ihnen ohne Kompromisse den Weg vorzugeben. Meine Eltern (und mein geliebter Opa) haben letztlich gesagt, "mach was du willst." Dafür bin ich heute noch dankbar.

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Wir leben im postreligösen Zeitalter.
Unsere Kinder sind zwar beiden konfirmiert, aber dazu hat sie keiner gedrängt. In der weiterführenden Schule hat sich meine Tochter gegen Religion als Fach entschieden und Ethik gewählt, ihre Wahl. Genau wie die Konfirmation mit allem was dran hängt, wie 2 Jahre wöchentlicher Unterricht und die Taufe.

Zu Hause leben wir keine Religion, wir gehen auch Weihnachten nicht in die Kirche, dass empfinde ich als heuchlerisch und merke, dass uns bei unserem "alternativ" Programm jährlich mehr Menschen begegnen.

Wir haben viele Rituale, früher mehr, jetzt weniger, auch vorm Essen. Wir fassen uns an die Hände und wünschen uns einen guten Appetit. Ich halte verläßliche Rituale für sehr wichtig, aber die müssen ja nicht religiös sein.

Auch für euch gilt, dass es eure Kinder sind. Schwiegermutter hatte ihre Zeit Kinder in ihrem Sinne zu erziehen, jetzt bist du und ihr Sohn an der Reihe.
Mit dem Vertrauen auf Gott sollte sie doch wissen, dass wenn sie sich nichts vorwerfen kann, es bei euch schon gut klappen wird.😉

Was ich damit sagen will ist, so kriegt ihr sie. Ihr sagen, sie soll auf ihren Gott Vertrauen, aber euch machen lassen.

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Guten Morgen,

mein Mann und ich sind beide nicht gläubig und aus der Kirche ausgetreten. Er ist gar nicht und ich nur teilweise katholisch erzogen worden.
Ich finde dennoch, dass es für Kinder wichtig ist, dass sie eine Erklärung für Dinge haben, die sie noch nicht begreifen können. Wie ein lieber Gott, der über sie wacht. Ich habe als Kind auch gerne gebetet, wenn ich Angst hatte.

Für uns ist auch klar, dass unsere Kinder trotzdem getauft werden, da es ihnen ermöglicht an Ritualen, wie Kommunion, Besinnungstagen in der Schule, etc. teilzunehmen, wenn sie das wollen. Auch wenn der Glaube für uns keine Rolle spielt, so ist nicht alles falsch, was den Kindern dort über Gesellschaft, Rücksichtnahme und Zusammenleben gelehrt wird.

Allerdings würde ich nie erwarten, dass meine Kinder beten müssen oder in die Kirche gehen müssen, weil meines Erachtens nach der Sinn von Glaube verfehlt ist, wenn es erzwungen wird.
Wenn es statt Religionsunterricht in der Schule, lieber Ethikunterricht wählen möchte, würden wir ebenfalls keine Steine in den Weg legen.

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Wenn beide Elternteile ausgetreten sind, kann das Kind doch gar nicht getauft werden?! Oder hat sich da was dran geändert in letzter Zeit?

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Bei uns in der Gemeinde geht das.
Ich denke den Kirchen geht’s mittlerweile nicht mehr so gut, dass sie potenzielle Mitglieder einfach so ablehnen können.

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Für Religion ist in unserem Leben/Alltag kein Platz, was die Großeltern davon halten ist uns völlig egal.

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Wir sind nicht verheiratet und der Mini ist nicht getauft, jedoch sind wir beide religiöser als der Durchschnitt. Wir finden aber das Glauben auch erkennen ist und deshalb soll unser Kind mal selbst erkennen (oder auch nicht ;)). Wir beten jetzt schon manchmal ein Gute Nacht Gebet mit ihm und bei der Familir auch vor dem Essen.

Mir ist wichtig, dass mein Kind Aufrichtigkeit lernt und dazu gehört für mich, dass man Sakramente nur empfängt, wenn man das von sich aus wirklich will. Nicht weil man 'das halt so macht'.

Kindern beten zeigen finde ich gut, da das Gebet eben auch eine Meditation sein kann und ein kleines Ritual des Dankes. In einer Weihnachtsmesse hingegen war ich noch nie, weil da eben alle auftauchen, weil es sich halt so gehört. Find ich befremdlich.