Warum haben mir meine Eltern das angetan

Liebes Forum,

Ich bin nun Anfang 40 und habe meinen Eltern immer geglaubt wenn es hieß sie wollen nur das beste für mich. Inzwischen habe ich selbst 3 Kinder. Seit ich selbst Mutter bin wird der Hass auf meine Eltern immer größer.

Meine Eltern haben immer Vollzeit gearbeitet. So haben sich meine Großeltern hauptsächlich um mich gekümmert als ich klein war. Meine Eltern waren auch immer im Stress. Sie, haben mir das Gefühl gegeben, dass für meine Probleme kein Platz ist. Als ich 8-10 Jahre alt war hat mir mein Vater in den Magen geboxt dass mir die Luft weg blieb. Meine Mutter hat mich nicht in Schutz genommen. Ich sei selbst Schuld gewesen,weil ich ihn provoziert habe. Ich war eine Zeit lang übergewichtig und wurde deswegen in der Schule massiv gemobbt. Das und das Verhalten meines Vaters hat mich in die Bullemie getrieben. Als ich Teenager war kamen sie nicht mehr mit mir klar. Mein Vater sagte dann in solchen Momenten immer ich sei nicht mehr wert als Straßendreck. Ich habe 3 Jahre lang täglich mehrmals gekotzt, meine Eltern haben es nie bemerkt. Ich hab es dann selbst geschafft wieder ein normales Essverhalten zu entwickeln.

Ich hatte schon früh massiv Rückenschmerzen (Inzwischen weiß ich massiv Skoliose, Beckenschiefstand). Meine Eltern haben es nie ärztlich abklären lassen. Denn woher sollte ich denn Rückenschmerzen haben wenn ich noch nie körperlich gearbeitet habe.

Irgendwann habe ich geheiratet, den nächst besten, denn meine Eltern haben mir immer vermittelt ich sei nicht viel Wert. Wir haben 2 Kinder bekommen. Durch künstliche Befruchtung. Durch meine ehemalige Essstörung hat mein Körper nicht mehr richtig gearbeitet. Kinder auf natürlichem Weg nicht mehr möglich.

10 Jahre später hab ich mich scheiden lassen. Ihre größte Sorge war was die Leute wohl sagen. Sie haben mich komplett hängen lassen. Man muss sagen meine Eltern sind sehr vermögend. Ich mußte dann alleinerziehend noch zusätzlich an den Papa Wochenende arbeiten gehen um uns über die Runden zu bringen. Meine Eltern wohnen direkt gegenüber. Ich hatte gefragt ob sie 2 x im Monat für 1-2 Stunden auf die kids aufpassen würden (abends wenn die kids bereits schlafen)dass ich einem Hobby nach gehen kann. Haben sie auch nicht gemacht. Ich wäre selbst schuld an der Situation ich soll sehen wie ich zurecht komme.

Inzwischen bin ich wieder verheiratet und habe mein 3. Kind bekommen. Wieder durch künstliche Befruchtung. Die Kleine ist 2 Jahre. Sie war noch nie allein bei Oma und Papa. Meine Eltern waren auch noch nie mit ihr spazieren. Keine Zeit....

Meine Eltern sind Selbstständig, es ist ihr Lebenswerk. Sie erwarten dass ich das bald übernehme. Meine Eltern konnten sich das nur aufbauen weil sich die Großeltern um mich kümmerten. Ich hab wie gesagt 3 Kinder um die ich mich selbst kümmere. Wie soll das funktionieren? Und natürlich soll ich sie pflegen wegen sie später alt sind.

Denn sie haben ja immer alles für mich getan und wollten nur das beste für mich. Ich sehe das nicht mehr so. Inzwischen sehe ich sie als manipulative Arschlöcher die mich für ihre Zwecke benutzen.

Übertreibe ich? Wie gehe ich in Zukunft mit Ihnen um?

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Willst du den Betrieb übernehmen? Bringt es dir was, neben ihnen zu wohnen, wenn sie dir weder helfen noch gut tun?

Meine Strategie wäre auf Abstand zu gehen. Natürlich könnte man sagen "wenn ihr im Alter unterstützt werden wollt, dann unterstützt mich jetzt mit den Kindern", aber ganz ehrlich, das würde ich für meine Kinder nicht wollen, dass jemand so widerwillig Zeit mit ihnen verbringt.

Warum sie dir das angetan haben? Das war sicher kein fieser Plan, sondern aus Sicht deiner Eltern alles normal. Jeder Mensch nimmt die Welt anders wahr. Vermutlich liegt der Grund dafür, dass sie schlechte Eltern waren, irgendwo in deren Kindheit. Aber die Frage nach dem warum bringt dich nicht weiter. Überleg dir lieber, was für dich selbst das Beste wäre.

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Es tut mir wirklich Leid, dass du sowas durchmachen musstest. Wenn ich das lese, denke ich mal wieder, dass einige Menschen einfach keine Kinder in die Welt setzen sollten.
Das wichtigste ist, dass du diese Verhaltensweisen nicht weiterführst und deine Kinder anders behandelst.
Hast du schon mal an eine Therapie gedacht um deine Kindheit aufzuarbeiten?

"Und natürlich soll ich sie pflegen wegen sie später alt sind."
Dazu kann dich niemand zwingen.

"Meine Eltern sind Selbstständig, es ist ihr Lebenswerk. Sie erwarten dass ich das bald übernehme."
Und dazu auch nicht.

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Du Liebe,
seit 40 Jahren schleppst du diesen immer schwerer gepackten Rucksack? Es ist an der Zeit, zu sortieren und manches los zu lassen. Mach das nicht alleine, such dir Hilfe, vielleicht kannst du eine Reha ergattern oder eine Therapie.
Ich denke nicht , das du übertreibst.
Nimm für‘s Erste ein wenig Distanz zu deinen Eltern. Nimm dir Zeit, dich zu sortieren. Egal, was deine Eltern oder andere Leute über dich erzählen.
Du bist eine starke Frau! Du bist schön, so wie du bist! Du hast dir ein wunderbares Leben erkämpft! Und wenn es manchmal nicht so ganz wunderbar ist, ist es doch dein Eigenes. Du kannst so mega stolz auf dich sein!

Bearbeitet von stinktierchen
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Was sie mit dir gemacht haben war schlimm,aber warum willst du das genau diese Menschen deine Kinder hüten?
Meine Kinder wären dort keine Sekunde alleine.

Du musst weder ihren Betrieb übernehmen, noch sie im Alter pflegen. Das ist eben ihre Quittung für ihren Umgang mit dir.
Ganz ohne schlechtes Gewissen würde ich beides ablehnen.

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Und Abstand zu wohnsituation würde ich auch reinbringen

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Es tut mir sehr leid.

Grundsätzlich solltest du dies in einer Therapie aufarbeiten. Du hast erkannt, dass das Verhalten deiner Eltern kein gesundes Verhalten ist. Jetzt musst du lernen, dich nicht schuldig oder zu irgendwas verpflichtet fühlen.

Du bist kein Kind mehr. Du bist finanziell nicht abhängig von deinen Eltern. Du managest dein Leben selbständig. Das ist super.

Du darfst Grenzen setzen. Du darfst deine Interessen vertreten. Versuche alles, das Verhalten deiner Eltern nicht bei deinen Kindern nachzuahmen. In der Therapie solltest du lernen, dich nicht schuldig zu fühlen und auch nein zu sagen.

Es ist traurig, dass deine Eltern nichts mit ihren Enkeln machen wollen. Deine Eltern haben sich dazu entschieden. Du darfst traurig sein. Vielleicht gibt es eine andere Person, die als Oma Ersatz dienen könnte.

Deine Eltern haben ihr Unternehmen für sich aufgebaut. Nicht für dich. Jetzt merken sie, dass sie nicht ewig arbeiten können und ja, dann kommst du. Ich Wette, sie würden trotz Übergabe dir weiter Anweisungen geben. Wichtige Frage ist hier: Willst du das Unternehmen fortführen? Wenn ja, wie lässt sich das mit Familie organisieren? (2. Geschäftsführer, Kindermädchen) Wenn nein, dann nein. Deine Eltern finden dann eine andere Lösung. Das ist nicht dein Problem.

Deine Eltern können sich gerne wünschen, von dir gepflegt zu werden. Du kannst und darfst nein sagen. Deine Eltern können bestimmt die Pflege anderer bezahlen.

Deine Grenzen gegenüber deinen Eltern zu setzen, kostet Kraft. Vermutlich wirst du viel Gegenwind spüren. Eine Therapie hilft dir dabei, dies zu tun und sich dabei nicht schuldig zu fühlen.

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Hm, ich hatte auch nicht das beste Verhältnis zu meiner Mutter+ Stiefvater (beim leiblichen Vater war es anders).
ABER: Trotz allem, was mich als Kind und Teenager und teilweise später noch massiv belastet hat, mich in die Angststörung getrieben hat (eventuell... das scheint einer der größten Faktoren dafür gewesen zu sein), mich zu ellenlangen Gesprächen mit meinen erwachsenen Geschwister getrieben hat - ich habe, auch durch meine besondere Situation (die Eltern waren halt da, man musste damit zurecht kommen, teilweise haben sie etwas getan, das heute wohl als Gaslighting bezeichnet würde - mir meine Wahrnehmung abgesprochen) gelernt, beide Seiten zu sehen. Zu sehen, wie das aus ihrer Warte war, warum sie sich so verhalten haben, was ihre Probleme, ihre "Motivation", ihre Sorgen, ihr Stress war.

Das würde ich dir auch empfehlen.

Ja, du darfst Ressentiments haben und es wäre gut, wenn du jemanden hättest, mit dem du immer wieder darüber reden kannst - aber danach versuche auch mal, ihre Warte zu verstehen. NICHT eine Rechtfertigung für ihr Verhalten zu finden (!), sondern zu überlegen, wie es dazu kam.

Stress.
Sorgen.
Keine Selbstreflexion.
Keine Möglichkeit bzw. Unwissen über Anlaufstellen, Fachbücher, Ansprechpartner.

Die Eltern sind mit eigenen Sorgen, für die die Kinder nichts können und die sie oft noch nicht mal kennen, bis obenhin belastet (bei dir eventuell Selbstständigkeit, Angst vor Gesichtsverlust, Gerede der Nachbarn etc.) - und dann benimmt das Kind sich "komisch", macht nicht, was es soll, führt einen vor, blamiert einen. Und die einzige Möglichkeit, die man kennt, ist mehr Druck auf das Kind zu geben, so wie man evtl. als einzige Strategie für sich selbst auch nur mehr Druck auf sich selbst kennt. Mehr Verstecken, mehr schlucken, mehr anstrengen.

Vielleicht WOLLTEN sie das "Beste" für dich, aber das "Beste" war aus ihrer Sicht etwas anderes als aus deiner. Du wolltest dich wertgeschätzt fühlen und sicher (ohne Gewalt) leben, sie dachten mehr an deine spätere Reputation, deinen Verdienst, deine Ausbildung. Also eher formell.
Wenn sie so viel Geld haben, musst du sie übrigens später nicht pflegen, dann können sie das Pflegeheim selbst zahlen und das ist möglicherweise auch für alle Beteiligten - inklusive ihnen - die beste Lösung. Es gibt heute sehr gute Heime, besonders, wenn man Geld hat und früh genug wählen kann und nicht das nehmen muss, das gerade Plätze frei hat. Auch da kann man sich mit Geld mehr kaufen das "der gewöhnliche Pöbel" (nicht böse gemeint).

Die Frage ist, ob eine Aussprache möglich ist. Vermutlich eher nicht. Es gibt leider Menschen, die nicht verstehen können oder einfach noch nicht in der Lage sind, zu verstehen. Bestimmte Themen wird man mit denen nie besprechen können.

Daher wäre für dich so etwas wie eine Therapie, eine Selbsthilfegruppe, ein Forum oder notfalls eine Art Junk.-Tagebuch - eines, bei dem du dir deine schweren Erinnerungen von der Seele schreibst und dann nach einem Tag, einer Woche etc. den Zettel zerreißt und wegwirfst oder die Datei löschst - eventuell sinnvoll.

In den Magen boxen etc.: Bedenke, dass vermutlich dein Vater in seiner Kindheit ebenfalls Gewalt erlebte und das dann die intuitiv erste Reaktion war. Es gab sogar Eltern, die glaubten, dass sie damit dem Kind wirklich "etwas Gutes tun", weil es dann keine aus ihrer Sicht schlechten Entscheidungen trifft. (Mit Gewalt erreicht man so etwas natürlich nicht.)

Bedenke auch, ob du WIRKLICH wolltest, dass diese beiden Menschen auf deine Kinder aufpassen!

Und ja, es kann auch Missverständnisse auf beiden Seiten gegeben haben. Dinge, die deine Eltern falsch interpretiert haben und ändern wollten und Dinge, die du falsch interpretiert hast und hättest ändern wollen. Manchmal sind dann beide Seiten wütend und frustriert, weil sie mit der Situation überfordert sind und keine andere Lösung kennen als wahlweise Gewalt, Rückzug, Schreien, Beleidigen, Stummwerden etc. Und alles, was einer macht frustriert den anderen noch mehr und keiner kommt zum anderen durch. Natürlich ist es nicht Sache des Kindes, zu den Eltern durchzudringen, aber oft sind eben alle überfordert und keiner sieht eine Lösung und ohne Hilfe von außen oder ständiges Bemühen gibt es auch keine Lösung. Das Bemühen lief früher eher ins Leere, weil man aktiv in die Bücherei hätte gehen müssen oder sich an Lehrer oder andere Anlaufstellen hätte wenden müssen und oft nicht mal wusste, dass man das konnte, dass es Lösungen gegeben hätte.

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Nein, übertreiben tust du ganz sicher nicht. Die Frage ist aber wie du dir die eventuelle gemeinsame Zukunft zwischen dir und deinen Eltern zukünftig vorstellst. Denn du weißt wie die Vergangenheit war, du weißt du kannst nicht auf sie zählen, wenn du sie brauchst. Du weißt das sie dich niedermachen ( wie gehen sie später möglicherweise mit deinen Kindern um???) und du weißt das du mit Ihnen nicht glücklich bist. Hoffst du möglicherweise immer noch das sich was ändert und sie dir endlich die Liebe geben welche du dir wünschen würdest?
Was hält dich noch bei diesen Leuten?
Ich hab übrigens selbst auch seit gut 20 Jahren keinen Kontakt mehr und vermisse nicht. Mein Vater und meine Mutter hatten auch verschiedene Spielchen mit mir getrieben.

Ela

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Das Problem ist das solche Menschen meistens keine Reflektionsfähigkeit besitzen. In ihren Augen haben sie wirklich alles für dich getan und denken wahrscheinlich du hattest eine normale Kindheit. Ändern kannst du das leider nicht und ich würde auch nicht auf Einsicht hoffen. Es ist gut und stark dass du das erkannt hast, distanziere dich und führe dein eigenes Leben. Du bist ihnen nichts schuldig !

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Ich lese, du gehörst du denen, die reflektiert haben und an ihren Kids nicht verbrechen was an ihnen verbrochen wurde.
Gut. (wir machen dann andere Fehler. 😉).

Ich würde die Verarbeitung von dem was war trennen von dem was ansteht.

Mach dir einen Plan. Kommuniziere das was fair und nötig ist zu kommunizieren - und dann mach dein Ding.
"Ich habe 3 Kinder plus Erwerbstätigkeit. Bitte kümmert euch rechtzeitig um professionelle Strukturen für die Pflege."

"Ich übernehme die Bude nicht." "Ich übernehme den Laden nur mit vertraglich fixiertem Übernahmedatum. Und ab da leite ich ihn dann auch. Nicht nur auf dem Papier." Und dann bestellst du gleich den Schlüsseldienst für den Betrieb. .