Kontakt zu Opa gestalten

Hallo ihr Lieben,

ich bin so zwiegespalten und könnte ein wenig Input benötigen, um klarer zu sehen.
Es geht um meinen Schwiegervater. Er ist seit knapp 2 Jahren verwitwet, lebt in 10 km Entfernung zu uns (mein Mann, zwei Kinder 5 Jahre und 13 Monate und ich). Nach dem Tod meiner Schwiegermutter war mein SV täglich zum Essen bei seiner ebenfalls verwitweten Schwester. Diese ist nun verstorben.
Ich fühle mich im Dilemma. Ich möchte für meinen SV da sein, mag ihn auch trotz seiner Eigenarten sehr, jedoch ist er sehr schwierig. Er möchte sich nicht in unseren Alltag eingliedern (mal zu Ausflügen mitkommen, mal mit den Kindern spielen), möchte lieber plaudern, bzw. eher erzählen. Wenn wir ihn besuchen, verschwindet er jedoch die meiste Zeit im Bad und raucht- was er sonst im Wohnzimmer tut. Ein solcher Besuch hat für mich immer zur Folge dass ich die Kinder anschließend baden und alle Kleider waschen muss. Er kommt regelmäßig hier vorbei, leider jedoch ohne Ankündigung. Das heißt, oft weckt er dann das Baby oder wir sind auf dem Sprung oder gar nicht zuhause. Das ist ihm nicht beizubringen.

Mein Mann arbeitet werktags bis 19 Uhr, manchmal fährt er anschließend noch zu seinem Vater. An den Wochenenden würde ich gerne auch mal was mit meinen Kindern unternehmen, leider hat Opa da nie Lust. Ich habe im Alltag keine Unterstützung, schmeiße den Laden hier alleine und weiß nicht, wie ich dieser Verantwortung gerecht werden soll.
Dass Opa mal auf die Kinder aufpasst und ich in der Zeit was erledige, klappt leider nicht. Dafür ist mein SV zu speziell, zu unkonzentriert (vermuten ADHS bei ihm), zu wenig interessiert an den Kindern. Mein Sohn meutert schon, wenn ich sage dass wir Opa besuchen fahren. Das ist langweilig, Opa will nur reden und hört mir nie zu und spielen mag er auch nicht mit mir. Recht hat er da leider…

Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie könnten wir einen Weg finden, für Opa da zu sein, ohne dass unser Familienleben zu sehr leidet? Was würdet ihr machen? Ich fühle mich wirklich unter Druck gesetzt und verpflichtet, aber finde keinen Weg. Ich komme ja so schon manchmal ans Limit mit zwei kleinen Kindern nonstop alleine im Alltag plus Haus und Garten.

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Fragt der 5 jährige den Opa ob sie etwas zusammen spielen wollen? Mensch ärgere dich nicht? Mau Mau, Spiele die der Opa kennt.
Auch wenn ich meist höflich und diplomtisch bin, meine Kinder durften ihre Gedanken und Anliegen immer offen äußern, auch ein "Ich will mit dir spielen, mir ist es hier sonst zu langweilig!"
Wenn der Opa am Wochenende keinen Ausflug machen möchte, dann lasst ihn. Das Angebot ist doch schon sehr nett, ihr müsst doch nicht verzichten deshalb.

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Ja, er fragt ihn sehr oft. Manchmal antwortet Opa gar nicht, manchmal sagt er ja, aber ist nach wenigen Minuten abgelenkt und macht was anderes. Das nervt meinen Sohn dann oft so, dass er dann die nächsten Male wieder keine Lust hat. Meist übernehme ich dann das Spiel. Mein Mann sagt, so sei er schon immer gewesen. An Fasching war unser Sohn als Polizist verkleidet und wollte, dass Opa Ladendieb spielt. Opa meinte nur (er sagt sowas als Spaß) „und wenn der Polizist kommt, haue ich ihm auf die Fre**e.“ mein Sohn bekam Angst, ich musste vermitteln und es war wieder alles andere als ein schöner Tag. Mein SV ist wie erwähnt, leider ein sehr schwieriger Mensch. Im Grunde herzensgut und er liebt seine Enkel sehr, aber er ist so ungeschickt und eigenwillig. Das macht alles noch schwieriger.

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Hat er irgendeine Aufgabe? Kannst du ihn für irgendwas einspannen? Garten? Einkaufen schicken? Dass er den großen einmal die Woche vom KiGa abholt und nach Hause bringt? Gibt es etwas was er gern macht oder gemacht hat? Gibt es da Vereine oder Kurse zu?

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Das kommt noch dazu, seine einzige Aufgabe war seine Firma, die er Ende letzten Jahres aufgegeben hat. Kind abholen würde nicht funktionieren, vergisst er. Gartenarbeit hat er tatsächlich früher gerne gemacht, das ist ein sehr guter Einwand! Vielleicht kann ich ihn bitten, mir da ein wenig zu helfen. Das würde er vielleicht sogar gern machen. Vielen Dank für den Tipp!
Das einzige, das er immer mit Liebe, 100%iger Zuverlässigkeit und Hingabe gemacht hat, waren die Katzen die sie früher hatten. Er verbringt bei besuchen hier auch mehr Zeit mit unserer Katze als mit den menschlichen Bewohnern. Eine eigene Katze will er aber nicht. Ich fände sogar einen Hund noch besser, dann käme er raus und unter Menschen. Aber das muss er natürlich von sich aus wollen!
Vereine lehnt er ab, da würde zu oft getrunken werden. Er ist trockener Alkoholiker. Aber das halte ich ehrlich gesagt auch teilweise für eine Ausrede. Er ist oft wenig gesellschaftskonform, eher ein Eigenbrödler, der aber auch ungern alleine ist. Er kommt nur mit Gruppen, Zwängen und Regeln nicht gut zurecht. Daher war er auch sein Leben lang selbständig…

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Euer Opa ist nicht völlig hilflos.
Also warum denkst du du müsstet ihm irgendwie helfen?
Ihr macht ihm Angebote. Will er nicht. Dann lasst ihn einfach. Er will sich nicht ändern.
Er kommt sporadisch? Gut, dann muss er eben damit rechnen sich umsonst auf den Weg gemacht zu haben. Klingeln kann man abstellen, wenn das Baby schläft.
Ich fände es sowieso besser, wenn er zu euch kommt. Die Kinder haben ihr Spielzeug und ihre Beschäftigung. Opa kann mitmachen oder eben nicht.
Zu ihm würde ich weniger fahren. Bringt doch nix, wenn er die meiste Zeit im Bad hockt.

Meine Kinder hatten auch nicht DIE Oma.
Sie kennen sie nicht anders. Man kann sowieso nichts machen.

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Ja, eigentlich sehe ich das auch. Jedoch gibt mir eine WhatsApp Nachricht eines weiteren Geschwisterteils meines SV zu denken. Da heißt es, wir sollen uns gut um Opa kümmern, alle wären besorgt um ihn.

Natürlich will ich für ihn da sein und kann mir auch vorstellen, dass er sehr einsam ist. Er hat wenig bis keine Freunde und kürzlich seinen eigenen Betrieb aufgegeben. Es fehlt ihm an Aufgaben und Sozialkontakten, aber ich möchte auch nicht die Rolle seiner Schwester übernehmen und ihn täglich bekochen. Jedoch sehe ich mich schon in der Verantwortung, ihn in dieser Situation zu unterstützen und für ihn da zu sein. Er ist immerhin mein Schwiegervater und hat meinen Mann großgezogen. Ich finde nur noch keinen richtigen Weg, der für uns alle okay ist und meine Kinder nicht total von ihm entfernt.

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Sagt er auch selbst es fehle ihm an Kontakten und Aufgaben?
Oder denkt ihr das nur?

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Liebe TE,
wenn ich fragen darf: Was hatte dein Schwiegervater denn für eine Firma bzw. welchen Beruf? Vielleicht kann man da an Interessen und Fähigkeiten anknüpfen? Genau wie mit der Gartenarbeit, was ich für einen sehr guten Tip halte.
Ja, und dann finde ich ehrlich gesagt, dass andere Geschwister, wenn sie sich um den Vater sorgen, eigenens Engagement einbringen sollten statt von dir bzw. euch zu fordern, das ihr euch "gut kümmern" sollt.
Externe Unterstützung kann auch sinnvoll sein. Putzdienst z.B. oder vielleicht wäre Essenlieferung für den Schwiegervater eine Alternative. Meine 90 jährige Mutter kommt mit beidem sehr gut klar, obwohl es einige Überredungskünste ge raucht hat. Beim Essen setzt sie tageweise mit der Bestellung auch mal aus. Ich bringe ihr öfter von unserem frisch gekochten Essen eine Portion mit, sie genießt dann die Abwechslung.
Du fühlst dich verantwortlich, das ehrt dich - aber du darfst auch auf dich, deine Bedürfnisse und die deiner Kinder achten. Deine Kinder dürfen da Priorität haben. Der Opa ist erwachsen, Macken hin oder her.
Alles Gute euch!

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Das Essen bezieht er aus einem Supermarkt im Ort, der für 7€ täglich eine recht hochwertige und abwechslungsreiche Mahlzeit anbietet. Reinigungskraft hat er schon seit vielen Jahren. Da kommt er gut zurecht. Es geht wirklich eher um Sozialkontakte, die ihm völlig fehlen.
Er hatte einen kreativ-handwerklichen Beruf und werkelt auch nach wie vor ein wenig. Modellbau würde sich da anbieten, aber das ist ja auch mit wenig Kontakten verbunden.
Vielleicht fällt mir diesbezüglich noch etwas ein. Oder ich bestelle ihm einfach mal ein VHS Programmheft, vielleicht ist da ja doch irgendetwas dabei, das ihn anspricht.
Danke für deine Rückmeldung und die Ideen

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Es ist schön, dass ihr den Opa „auffangen“ wollt. Aber es muss dann schon von beiden Seiten aus klappen, wenn’s in einer gewissen Häufigkeit statt finden soll.

Das ist bei euch leider nicht so. Daher würde ich es eben beschränken.

Wenn euer Baby schläft, machst du die Klingel aus, oder halt auch nicht auf, damit es nicht wach wird. Wer spontan kommt, muss mit sowas rechnen ;)

Und dann fahrt ihr eben nicht täglich (?) hin. Sondern einmal die Woche, vielleicht wenn dein Großer in der Kita ist, also vormittags? Dann kann Opa „in Ruhe“ reden. Scheinbar braucht er nämlich genau das :)

Eure Ausflüge macht ihr trotzdem - halt ohne ihn, aber auch ohne schlechtes Gewissen. Und wenn dein Mann zusätzlich noch manchmal nach 19 Uhr hin fährt, ist das doch schon sehr viel, was ihr tut!