Mein Kopf steckt in den Wolken, ich brauche ein bisschen Realismus đ
Vor einiger Zeit kam uns der Gedanke, wie schön es wĂ€re, ein Jahr Auszeit zu nehmen. Das finden vermutlich ziemlich viele Menschen schön, bleibt aber im Land der TrĂ€ume. Bei uns hat sich der Gedanke verfestigt⊠so weit, dass wir angefangen haben, uns einzulesen, ĂŒber Kosten zu informieren und ĂŒber Reiserouten zu philosophieren.
Es ist natĂŒrlich eine ganz persönliche Entscheidung und absolut Typsache, aber: Habt Ihr einen Gedanken dazu, mit zwei Vorschulkindern und einem Teenie durch Europa zu reisen? Wohnwagen oder -mobil und der Sonne hinterher⊠mit einem Plan im Hintergrund, der uns diese Freiheit ermöglicht.
Ein Jahr Auszeit
Habt ihr schon mal Wohnmobilurlaub in der Konstellation ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum, also mehrere Wochen, ausprobiert? Man hockt halt eng aufeinander und muss damit klarkommen
Wir probieren das gerade bzw legen die Weichen dafĂŒr. Wohnwagen ist gekauft und wartet auf erste EinsĂ€tze.
Wir sind als Familie sowieso sehr eng - auch der Teenie mit den Kleinen. Wenn das nicht so wÀre, wÀre es tatsÀchlich keine Option.
Die Voraussetzungen halte ich fĂŒr gut, ob unsere Idee den RealitĂ€tstest besteht, wissen wir natĂŒrlich erst, wenn wir wirklich unterwegs sind - und zwar an Orten, an denen wir sehr viel drauĂen leben können đ
đ
Ich wĂŒrde das auf keinen Fall riskieren mit dem Teenie.
Falsches Alter⊠nach 1 Jahr Urlaub hat er/sie dann ganz bestimmt keine Lust wieder in die Schule zu gehen und den Freunden auch noch 1 Jahr hinterher zu hinkenâŠ
Ansonsten klingt das natĂŒrlich traumhaft.
Habt ihr beide gesicherte Jobs nach der Reise?
Wie ist das mit Krankenversicherung etc?
Seid ihr auch dann finanziell Safe, wenn der Camper kaputt geht?
Sind alle Familienmitglieder einverstanden sich 1 Jahr auf kleinstem Raum zusammenzupferchen?
Da denke ich auch speziell wieder an den Teenie.
Wenn man das nicht gewöhnt ist kann das verdammt hart werden.
Ach, bei unserem Teenie mache ich mir keine Gedanken. Er ist strebsam und muss nach der 10. eh die Schule wechseln. Kann natĂŒrlich schief gehen, aber ich bin zuversichtlich, dass er nach diesem Jahr einen guten Plan verfolgen wĂŒrde.
Jobs: Passt bei uns beiden, was ja wirklich groĂartig, vor allem aber auch ein âMussâ ist. Ich bin zwar ein TrĂ€umer, aber ein sicherheitsliebender TrĂ€umer đ
Krankenversicherung: Gibt es als Auslandspakete, auch fĂŒr lange ZeitrĂ€ume, genau das wĂŒrden wir machen.
Finanziell: Wir haben einen Puffer, der fĂŒr Reparaturen verfĂŒgbar wĂ€re, aber auch zB fĂŒr FlĂŒge, falls es familiĂ€r erforderlich sein sollte (ein Todesfall).
Der engste Raum: Das wird sich vermutlich erst in der Verwirklichung zeigen⊠vorstellen können wir es uns, auch der Teenie, weil er vom Typ her eh sehr nĂ€heliebend ist. Insgesamt haben wir aber auch eh die Vorstellung, sehr viel drauĂen sein zu können.
Der Teenie ist aber u.U. trotzdem schulpflichtig. In den meisten BundeslÀnder dauert die Schulpflicht 11 oder 12 Jahre bzw. bis zum 18. Geburtstag. Ihr braucht also auf jeden Fall eine Genehmigung (Beurlaubung) durch's Schulamt.
Ausserdem: Hat der Teenie ĂŒberhaupt Lust? Auch wenn Ihr eng seid, kann es doch durchaus sein, dass er lieber in der NĂ€he seiner Freunde bleiben will, statt mit Euch ein Jahr lang durch die Gegend zu reisen.
GrĂŒsse
BiDi
Wenn es praktisch möglich ist, machts! Das Leben ist zu kurz, um seine TrÀume nicht zu verwirklichen. Es wird euch als Familie warscheinlich enorm zusammenschweissen.
Danke! â„ïž
Habt ihr danach noch genug Geld um dem Teenie eine Berufsausbildung oder ein Studium zu ermöglichen? Das steht dann ja kurz nach eurer RĂŒckkehr an
Ich finde solche Fragen immer extrem seltsam. Die TE will doch nach der RĂŒckkehr normal weiterarbeiten. Sie will doch nicht verarmt und arbeitslos unter einer BrĂŒcke leben. Warum sollte sie nach der RĂŒckkehr ins alte Leben dem Teenie keine Ausbildung finanzieren können? AuĂerdem kriegt man doch im Regelfall eine AusbildungsvergĂŒtung. UnabhĂ€ngig davon schreibt sie ja, dass der Teenie danach weiter die Schule besuchen soll. Wo kommt jetzt das Studium her? Das ist doch noch mindestens 2-3 Jahre entfernt. Oder braucht man seit Neuestem fĂŒnfstellige RĂŒcklagen um einen Kind eine Studium zu finanzieren? Das macht man doch aus den laufenden Einnahmen.
Deine Frage macht hier null Sinn...
Ich finde deinen Beitrag ganz schön ĂŒberheblich.
Nicht jeder finanziert das eben aus den laufenden Einnahmen. Viele haben ja auch fĂŒr die Kinder was zurĂŒckgelegt fĂŒr die Ausbildung/das Studium. Die Frage ist quasi ob das hier auch so ist.
Es sind nach der RĂŒckkehr nur noch 2 Jahre bis zur Ausbildung/Studium. Warum kein Studium, wenn Abi im Raum steht?
Das Kind braucht dann eventuell eine eigene Wohnung mit Möbeln und bei der Ausbildung reicht die VergĂŒtung oft nicht. Im Studium sowieso nicht. Die Eltern sind unterhaltspflichtig.
Wer weiĂ ob beide wirklich nach dem einen Jahr so problemlos in den Job zurĂŒckkehren können.
Ich finde meine Ăberlegungen nicht so absurd, denn es hört sich schon so an als wĂ€ren die Reserven nach dem einen Jahr komplett aufgebraucht.
Lust darauf hĂ€tte ich auf jeden Fall, aber ich hĂ€tte keine Ahnung wie ich das finanziell anstellen sollteđ
. Wenn beide Eltern 0⏠im Monat haben und man ein Jahr nur von Kindergeld lebt,dass ist schon hart. Wir mĂŒssten dann erstmal unsere Immobilie verkaufen etc.
Zudem finde ich es schwierig fĂŒr die Kinder. Ein Jahr ohne deren Freunde, ohne Struktur etc.
Ihr könntet die Immobilie fĂŒr 1 Jahr vermieten. Dann hĂ€ttet ihr laufende Einnahmen und jemanden, der sich um Haus / Wohnung kĂŒmmert.
Aber wir haben ja noch den Kredit fĂŒr die Immobilie. Die Kosten des Kredits werden dann durch die Mieteinnahmen getragen. Bleibt aber nix mehr zum Leben ĂŒbrigđ .
Meine Gedanken zum Rumreisen: Als Eltern stellt man sich sowas toll vor, aber ich hĂ€tte Zweifel, ob es auch fĂŒr die Kinder passt. Wir waren mal mit einem Kind (damals 4 Jahre) fĂŒr 2 Monate im Campingbus auf Tour in Frankreich und schon da gingen die Interessen von Kind und Eltern ziemlich auseinander. Kinder sind doch irgendwie eher konservativ und lieben BestĂ€ndigkeit und unsere Tochter hatte wenig VerstĂ€ndnis fĂŒr die vielen Ortswechsel. Wenn es nach ihr gegangen wĂ€re, hĂ€tten wir 2 Monate auf dem gleichen Campingplatz bleiben können, wo sie sich mit anderen Kindern angefreundet hatte und den Spielplatz toll fand. Wir Erwachsene wollten dagegen StĂ€dte erkunden, Wanderungen machen, Museen besichtigen, alles Dinge die kleine Kinder nicht so toll finden. Ergebnis: Frust bei den Eltern (Da ist man schon mal in SĂŒdfrankreich und hockt den ganze Tag auf dem Spielplatz) und Frust beim Kind (Ich habe mich hier gerade mit jemanden angefreundet und die wollen schon wieder weiterfahren) Ich befĂŒrchte mit 5 Personen ist es noch schwerer alle Interessen unter einen Hut zu bekommen.
Auszeit wĂŒrde ich prinzipiell immer begrĂŒĂen, wenn man es sich leisten kann, aber das nomadische Rumreisen ist nicht ganz ohne. Dann vielleicht lieber irgendwo im Ausland ein Ferienhaus fĂŒr lĂ€ngere Zeit mieten oder Wohnungstausch machen.
Ist ganz bestimmt Typsache, ja. Ich könnte mir auch gut eine Kombination vorstellen. Im Winter findet man im SĂŒden bestimmt bezahlbare Ferienwohnungen, so dass man dann eine Pause vom Camperleben hĂ€tte.
Der Vorteil bei uns wÀre:
- die Kinder haben immer sich selbst
- wir âGroĂenâ haben immer jemanden fĂŒr eine Unternehmung auch ohne Kinder und trotzdem eine Betreuung
- wir haben bisher in Urlauben immer eine gute Balance zwischen Spielplatz und Kultur gefunden, ich glaube, das wĂŒrde uns auch dort gelingen
Zumindest in meinem Kopf macht das Sinn đ
Vielen Dank fĂŒr Deine Erfahrung!
Mit einem Wohnwagen mĂŒsstet ihr euch (je nachdem wo ihr in unterwegs seid) ĂŒberwiegend auf CampingplĂ€tze stellen und die sind teilweise auch echt teurer. Ansonsten könntet ihr auch mal Besuch von der Polizei bekommen.
Auch mĂŒsst ihr immer wieder mal waschen, euer Klo entleeren, braucht zwischendurch mal Stromanschluss, Wassertank auffĂŒllen,âŠ
Camping an sich kostet ja schon viel Zeit - je nachdem wo man ist , man hat ja keine SpĂŒlmaschine, Waschmaschine,âŠund ne spartanische MinikĂŒche. Da regelmĂ€Ăig fĂŒr soviele Menschen kochen ist echt anstrengend. Ihr wĂŒrd ja auch zu jeglicher Jahreszeit unterwegs und mĂŒsst schauen, dass es von den Temperaturen her passt.
Davon abgesehen wĂŒrde ich auch fast denken, dass die Kleinen Kinder vielleicht irgendwann Oma/Opa oder den Kindergarten vermissen. Meine Kinder haben mit Ortswechseln so ihre Schwierigkeiten und meine Tochter bekommt irgendwann davon ne Ticstörung. Also gibt es bei uns keine Ortswechsel mehr. Und zu fĂŒnft in einem Raum schlafen, muss man auch können ĂŒber so einen langen Zeitraum.
Aber das sind nur meine Gedanken dazuâŠ
Ich wĂŒrde mir wohl eher fĂŒr ein Jahr ne kleine Finka mit Pool in Italien oder Spanien mieten.
Danke fĂŒr Deine Erfahrung!
Die Sache mit dem Waschen etc lösen andere Camper so, dass sie alle paar Tage fĂŒr eine Nacht einen Platz mieten. Das erscheint mir sinnvoll.
Die KĂŒchenarbeit, Kocherei usw⊠das gehört fĂŒr mich zur Entschleunigung dazu und finde ich sogar positiv. Herausfordernd, aber gut.
Wetter: Wir wĂŒrden der Sonne hinterher reisen, also im Sommer Skandinavien und im Winter SĂŒden. Da gibtâs natĂŒrlich auch mal Regentage, klar. Aber ich glaube, es ist durchaus realistisch, 4/5 der Zeit drauĂen sein zu können.
Vermissen: Die Familie wohnt weit weg, da ist eh hauptsĂ€chlich Videotelefonie angesagt, da wĂŒrde sich nichts Ă€ndern. Freunde wĂ€re ein Punkt, das stimmt.
Mit einem Wohnwagen musst du zumindest in Mittel und SĂŒdeuropa fast zwangsweise auf CampingplĂ€tzen stehen. Aber Waschen usw ist kein Problem, das geht auf jedem etwas gröĂeren Campingplatz.
"Aber ich glaube, es ist durchaus realistisch, 4/5 der Zeit drauĂen sein zu können."
Ja, im Sommer. Im Winterhalbjahr funktioniert das nicht. Da hat es auch in Portugal oder der TĂŒrkei gerne mal nur einstellige Höchstwerte. Wir hatten tatsĂ€chlich schon Schnee in der TĂŒrkei.
Ihr mĂŒsst einfach schauen, dass ihr Erfahrung sammelt und wirklich realistisch an die Sache ran geht. Und das bevor ihr anfangt, hier eure Zelte abzubrechen.
Ich selbst habe damit leider keine Erfahrung, aber meine Kollegin ist seit anderthalb Jahren mit Mann und 2 Grundschulkindern unterwegs. Erst ein Jahr Weltreise, dann kurzer Zwischenstopp in Deutschland (wo die Kinder nach einem Jahr eigentlich wieder zur Schule sollen), und inzwischen wohnen die Vier seit einem halben Jahr in Kolumbien.
Wir sehen uns jede Woche 1x per Videocall, und ich weiĂ, dass sie noch lange nicht zurĂŒck nach Deutschland wollen đ
Geschichten dieser Art habe ich mittlerweile schon hĂ€ufiger gelesen. FALLS man sich traut, fragt man sich, warum nicht schon viel frĂŒher. Danke fĂŒr die kleine Geschichte!