Hilfe! Habe meine Eltern verletzt!

Hallo liebe Community,
ich habe vor zwei Jahren den Kontakt zu meinen Eltern vorübergehend abgebrochen. Ich hatte damals eine sehr schwierige Zeit und habe für alles meine Eltern verantwortlich gemacht, was absolut nicht in Ordnung war von mir.
Ich habe meine Eltern wieder um Kontakt gebeten und den haben wir nun auch wieder (täglich), aber meine Eltern sind immer noch wahnsinnig verletzt und auch unsicher im Kontakt zu mir.
Meine Eltern sind total stolz auf mich und haben mich auch immer unterstützt, die Zeit während des Kontaktabbruchs muss sehr schlimm für sie gewesen sein ("Waren wir dir nicht gut genug?").
Ich weiß nicht, wie ich es wiedergutmachen kann.
Ich möchte das alles wieder so wird wie vorher, aber ich weiß, dass ich es nicht rückgängig machen kann.
Vielen Dank schonmal, wenn mir jemand helfen kann.

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Miteinander drüber sprechen wäre ein anfang

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<<<Ich habe meine Eltern wieder um Kontakt gebeten und den haben wir nun auch wieder (täglich), aber meine Eltern sind immer noch wahnsinnig verletzt und auch unsicher im Kontakt zu mir.<<<

Liebe TE,

das was da passiert ist sollte aufgearbeitet werden. Und darüber solltet ihr sprechen. Ich kann deine Eltern verstehen, dass sie verletzt sind. Und das brauch halt seine Zeit. Aber warum muss man jetzt jeden Tag Kontakt haben zu seinen Eltern? Aus schlechtem Gewissen? Manchmal ist weniger Kontakt mehr. Vielleicht würde es reichen, wenn du 1x die Woche zu deinen Eltern fährst. Muss du aber selber wissen.

LG Hinzwife

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Hey! Hab täglichen Kontakt zu meinen Eltern, weil ich sie eigentlich ziemlich gerne mag. Hatte damals ziemlich viele Probleme.
Hab mir auch ziemlich viel Schwachsinn von meinem Exfreund einreden lassen „Das sind Narzissten“ etc.
Hat sich herausgestellt: Das stimmt gar nicht

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Hey Du,
es ist doch gut, dass du wieder Kontakt zu deinen Eltern hast!
Menschen machen Fehler, übrigens auch Eltern...
Ihr scheint ja auch über die vergangene Zeit zu sprechen, du weißt, dass deine Eltern verletzt waren. Du bist selbst reifer geworden und siehtst heute viele Dinge in einem anderen Licht. Damals war das eben anders. Vielleicht betrifft das deine Eltern genau so wie dich.
Die Zeit läßt sich nicht zurück drehen, es wird deshalb nie wieder "wie vorher", aber es kann neu und gut werden.
Aus meiner Sicht kann ich dir nur raten, ehrlich mit deinen Eltern umzugehen. Bleib im Gespräch, versuche, deine Bedürfnisse klar zu äußern und ermutige deine Eltern, dir gegenüber ebenso offen und klar zu sein. So gewinnt ihr Sicherheit und Vertrauen im Umgang miteinander. Das ist wichtig, weil dieses Herumeiern umeinander in ständiger Angst, was "falsches" zu sagen oder zu tun keine gute Basis ist. Es wird auch in Zukunft Situationen geben, in denen ihr unterschiedliche Meinungen habt. Damit kann man vorwurfsfrei umgehen. Schlecht wäre, wenn ihr euch alle verbiegt, nur um es einander Recht zu machen. Das wiederum wird auf Dauer meist unaushaltbar. Verstehst du, was ich meine?
Nur keine Angst! Ich wünsche euch alles Gute!

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Ich finde es schwer dir einen Ratschlag zu geben ohne die Hintergründe zu kennen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du den Kontakt abgebrochen hast, obwohl alles bestens war. Irgendein Problem muss es ja gegeben haben und irgendeinen Grund muss es auch geben, dass du es jetzt anders siehst. Wenn man wüsste, worum es eigentlich geht, könnte man dir Tipps geben, wie sich das mit den Eltern aufarbeiten lässt. Ohne weitere Infos weiß ich nichtmal, ob du dich einfach entschuldigen solltest, oder ob du für deine damalige Entscheidung Verständnis bekommen könntest, oder ob es vielleicht gar keine gute Idee ist, alles wieder so haben zu wollen wie vorher (den damit ging es dir ja auch nicht gut).

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stimme memory 100%ig zu. Man weiß nicht, was man raten soll, weil man die Ausgangsituation nicht kennt und ein Ratschlag somit auch völlig kontraproduktiv sein könnte.

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Hier die TE.
Ich habe den Kontakt zu meinen Eltern damals abgebrochen, weil ich in einer ziemlich üblen Beziehung gelandet bin, was eine schlimme Trennung nach sich gezogen hat.
Ich hatte daraufhin auch berufliche Probleme und auch Probleme, Freundschaften zu pflegen.
Probleme mit Männern ziehen sich bei mir schon mein ganzes Leben (mein Vater ist aufbrausend und sehr leistungsorientiert).
Eine schöne Beziehung hatte ich noch nie (bin 29 Jahre alt).
Ich habe aber eingesehen, dass ich auch selber viele Fehler gemacht hab.
Meine Mutter ist emotional immer etwas distanzierter gewesen und nicht gerade die Empathischste, weshalb ich Wärme und Geborgenheit eigentlich immer in Beziehungen gesucht habe.
Das alles hat sich seit dem Kontaktabbruch aber auch extrem verbessert. Mein Vater ist auch sehr fürsorglich und liebevoll.
Es tut mir alles so leid!
Ich habe die Schuld in meinen Teenagerjahren gesucht, mittlerweile sehe ich aber, dass ich viel eher selber etwas hätte ändern müssen.
Klar haben meine Eltern Fehler gemacht, aber ich sehe die Schuld ganz klar bei mir selbst.
Nach meiner Trennung hatte ich berufliche Probleme und bin für eine kurze Zeit zu einer Therapeutin gegangen (die mir auch zum Kontaktabbruch geraten hat), habe allerdings auch immer geklagt "wie schlimm meine Eltern sind" usw.
Dabei hätte ich schon selber viel eher die Reißleine ziehen und mein Leben umstellen sollen. (habe anderthalb Jahre für die Trennung zu einem Typen gebraucht, der nur gekifft und mich mies behandelt hat). Nach der Trennung bin ich in ein tiefes Loch gefallen (meine Eltern hätten mich aufgefangen, muss man dazu sagen). Meiner Meinung nach wars meine eigene Blödheit.
Ich schäme mich so!
Bin ein Jahr sogar an Weihnachten nicht zu meinen Eltern, war auch Corona aber na ja.. meine Eltern sind deswegen immer noch am Boden zerstört.
Sorry ist jetzt bisschen länger geworden der Text.

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Hallo FS,

ich finde, das fällt unter "Dramen im Leben", die man definitiv verkraften kann. Ich denke, auf die ein oder andere Art macht jeder irgendwann unschöne Zeiten in seinem Leben durch. Jedes eurer Leben besteht ja so viel mehr als nur aus diesen 2 Jahren. Sag deinen Eltern nochmal aufrichtig, dass es dir leid tut, du sie lieb hast und weißt, dass sie immer für dich da sind. Deine Eltern sind ja auch erwachsene Menschen. Ich finde mit dem Alter sollte man da auch nachsichtiger sein und ich glaube auch fest, dass das Ausmaß an Verletzung deiner Eltern nicht so extrem ist wie du befürchtest. Finde für dich selbst deinen Frieden damit. Du bist ja jetzt reifer und weißt mehr. Ich könnte mir auch vorstellen, je älter man ist umso gnädiger geht man mit anderen Menschen ins Gericht, weil man im Laufe seines Lebens wohl auch schon selbst einige Fehler gemacht hat.

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Puh, ja wie soll ich da schreiben. Im grunde müsste im ersten Schritt ja eine Entschuldigung und eine Erklärung (sofern es nicht vor dem Kontaktabbruch geschehen ist), was dich dazu bewegt hat, erstmal reichen. Betonung auf erstmal, denn eigentlich sollte man das alles offen und ehrlich aufarbeiten können. Aber für eine langsame(!) Annäherung, ist das der erste Schritt.

Davon lese ich hier aber so gar nichts. Wirklich nichts. Ich werde sehr hellhörig, wenn du von deinem schlechten Gewissen schreibst und zeitgleich aber auch deine Eltern zitierst, die dir ja heute auch ein total schlechtes Gewissen machen. Ich bin selber Mutter, egal was mal im Leben so schief geht, welche Fehler mein Kind macht....auch wenn es mich verletzt....ich kann doch im Nachgang da nicht mit solchen Methoden arbeiten....außer es ist Bestandteil einer nicht ganz gesunden Erziehung.

Wenn ihr nicht offen über alles redet (oder reden könnt), dann wird da immer etwas zwischen euch stehen. Mehr als es nötig ist. Das ein Kontaktabbruch etwas mit allen Beteiligten macht, das schließe ich überhaupt nicht aus udn genau deswegen ist es total fatal einfach wieder so zu tun, als wenn nie was war. Oder eben nicht über die Stufe von Vorhaltungen, Scham, schlechtes Gewissen hinaus zu kommen. Die Masse an Kontakt ändert gar nichts am Verhältnis. Offen und wertfrei reden können udn wollen, das macht das Verhältnis aus.

Das du vor 2 Jahren den Kontakt abgebrochen hast, das kam doch nicht einfach so.....irgendwas in dir empfand es als einzige Lösung. Und schlußendlich hast du dich ja auch danach wieder sortieren können, Konntest deine Sicht der Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen udn schlußendlich den Kontaktabbruch als Fehler einstufen. Aber haben das deine Eltern auch getan?

Niemand bricht den Kontakt einfach so zu seinen Eltern ab, da unterschätzt du die Bindung massiv. Vor zwei Jahren hast du das als einzige Option gesehen und das hat Gründe....blende sie nicht aus oder schiebe sie anderen (Therapeut, Partner) in die Schuhe.

Ich komm ehier zu dem Schluß, das du dich vielleicht viel kleiner machst, als es nötig oder für dich gut ist. Wir alle machen Fehler, manche davon brauchen eben Zeit sie wieder zu kitten, manchmal kann man sie nie ganz kitten. Wir bereuen Entscheidungen, stufen sie später als Fehler ein....das ist normal und wir müssen damit leben lernen.

Ihr solltet mal in Betracht ziehen, das ihr das gemeinsam mit Unterstütung aufarbeitet. Ichd enke wirklich, das es zu wenig ist, jetzt einfach nur zu sagen, das alles ein großer Fehler war.

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Da hilft nur Zeit und ehrliche Gespräche.

Vielleicht hilft es deinen Eltern, wenn sie erkennen, dass eben du das „Problem“ warst und in dem Moment einfach nicht anders handeln konntest.

Durch den Kontaktabbruch hast du dich ja scheinbar selbst reflektiert und deine eigenen Fehler erkannt, ohne ihn wäre es wohl nicht möglich gewesen.

Nun gebt euch Zeit, um wieder vertrauen und Bindung aufzubauen.

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Wie toll, dass ihr alle so grossherzig wart, wieder aufeinander zu zu gehen.

Es wird Zeit brauchen und viele Gespräche. Die Wunden werden heilen. Aber Narben werden bleiben. So tiefe Verletzungen können leider nie ganz verschwinden.

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Hallo die TE hier,
vielen Dank an alle, die sich meinen Text durchgelesen haben und sich die Mühe gemacht haben, mir zu antworten.
Ich konnte aus den Antworten viel mitnehmen.
Ich werde mit meinen Eltern noch einmal reden und ihnen klar sagen, dass die Probleme damals auf meiner Seite lagen.
Den Eltern in meinem Alter die Schuld an irgendwelchen Dingen zu geben, die schief gelaufen sind, finde ich in meinem Alter einfach nur noch lächerlich.
Mit meiner Mutter habe ich schon gesprochen. Viele Dinge, die ich als furchtbar empfunden habe, finde ich jetzt mit Reflexion gar nicht mehr so schlimm bzw. sehe sie anders.
Ich hatte sie auch immer sehr lieb und habe gerne Zeit mit ihnen verbracht.
Ich denke aber auch, dass Narben bleiben werden. Ich hoffe wir finden mit der Zeit einen Umgang damit.
Ich habe damals aber auch leichtfertig gehandelt - was ich bei einem Kontaktabbruch mit den Eltern überhaupt nicht nachvollziehen kann.

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Liebe Traurige Tochter,

ich habe beim Lesen Deiner Beiträge mir gedacht:
JA, Du magst Fehler gemacht haben. ABER: bei der Beschreibung Deiner Eltern, vor allem Deines Vaters habe ich mir gedacht, dass hier durchaus auch ein manipulatives Verhalten sich erkennen lässt. Auch Deine Eltern machen Fehler und ich finde nicht, dass Du zu Kreuze kriechen musst und ALLE Schuld auf Dich nehmen solltest. Nur für Deinen Anteil.

Gib Dich bei allen Fehlern die Du gemacht hast nicht auf. Und hör auf Dein Bauchgefühl.

LG shealove

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Das habe ich auch erkannt. Würde ich echt vorsichtig sein und es nicht einfach mit "alles ist gut" abtun und alles auf sich nehmen! Die Ursache für die Trauer würde ich auch nochmal beleuchten, weil sie noch ganz wo anders liegen könnte (siehe Eltern und Kindheit)