Haushaltshilfe?

Die ambulante Schwester der Klinik, welche uns an Klinik Tagen, betreut macht sich Sorgen ums uns.
Mein Mann und ich wirken überfordert.
Sind wir sicher auch. Tägliche Klinikfahrten mit der Mittleren, mein Mann noch Vollzeit berufstätig, dazwischen der 16 Jährige und der 1-Jährige + Haushalt und allem drumherum.
Wir sind erst seit 6 Wochen im Krebs-Game dabei. Wirklich reingefunden in die Situation haben wir uns noch nicht und dieses unplanbare zerrt extrem an den Nerven.
Wer wäre da nicht überfordert?

Nun will sie unbedingt, dass wir eine Haushaltshilfe in Anspruch nehmen.
In mir wehrt sich alles. Der Haushalt ist gemacht. Die Kinder versorgt und auch dem Kleinsten geht es gut und einer von uns ist immer bei ihm.
Ich habe das Gefühl versagt zu haben. Aber wo? Weil ich nicht wie ein Strahlemännchen durch die Gegend laufe? Weil ich müde bin?

Und ehrlich, jemand Fremden in meinem Haus und in der Nähe meines Babys? Kann ich mir auch nicht vorstellen.

Ich weiß ehrlich nicht, was ich machen soll. Sie meint es sicher nur gut, aber irgendwie fühle ich mich dazu gedrängt :/

Bearbeitet von Rapheli
1

Dein Haushalt ist gemacht, die Kinder versorgt und immer ist jemand von euch beim Kleinsten.

Genau darum geht es. Wo bleibt die Zeit für euch, mal durchzuatmen? Mal gemeinsam spazieren zu gehen. Wo bleibt die Zeit, um sich über diese lebensverändernde, emotional aufwühlende Zeit zu unterhalten, und um zu verarbeiten, was gerade passiert?
Eine Haushaltshilfe könnte einkaufen gehen, die Wohnung aufräumen, die Bäder putzen. Den Kleinsten durch den Park spazieren. Einfach dort helfen, wo es euch passt. Sodass für euch Zeit bleibt, als Paar, als Individuuen mit Bedürfnissen.

Du bzw. ihr habt nicht versagt. Ihr gebt alles und momentan passt es auch nach Außen hin. Die Frau vom Fach macht sich Sorgen, weil sie das schon häufiger gesehen hat. Die Wohnung geleckt und die Kinder versorgt, habt ihr noch Energie für eine Pause? Ihr hättet auch nicht versagt, wenn die Wohnung ohne Krebsdiagnose eines eurer Kinder nicht aufgeräumt wäre.

Niemand kann euch zu diesem Antrag zwingen. Wenn ihr nicht wollt, dann ist das so. Aber ihr dürft. Und ihr dürft auch schon, bevor alles zusammenbricht.

2

Ich weiß, dass es manchen Leuten total unangenehm ist, sich im Haushalt helfen zu lassen. Das ist ja auch schön und gut, aber in einer Extremsituation? Gerade weil es erst sechs Wochen ist, solltet ihr doch mit euren Kräften gut haushalten. Was spräche konkret dagegen, es mal auszuprobieren?

Ich bin übrigens mit einer Mutter aufgewachsen, die auch immer alles alleine schaffen wollte: Anspruchsvolle Berufstätigkeit, Haushalt, vier Kinder. Haushaltshilfe fand sie einen schrecklichen Gedanken. Und sie hat es auch geschafft. Aber ich habe viele schlechte Erinnerungen daran, wie fertig meine Mutter war, wie sie nie Zeit für sich hatte und allem hinterher gehetzt ist. Das hat mich traurig gemacht, ich habe ab einem bestimmten Alter auch aus schlechtem Gewissen dauernd im Haushalt geholfen. Ich wusste immer: das wird mir nicht passieren. Eine nette Haushaltshilfe ist keine Eindringen in die Privatsphäre, sondern eine tolle Unterstützung, um Zeit für die wichtigen Dinge zu haben. Und du scheinst unheimlich viele Dinge zu haben, die genau jetzt wichtiger sind als Haushalt. Natürlich muss es menschlich passen, mit jemandem der in dein Haus kommt, aber gib der Sache eine Chance!!

3

Wenn mir jemand anbieten würde, gratis mein Bad und meine Küche zu putzen, würde ich sofort zulangen. Um so mehr in so einet belastenden Situation. Da ist der saubere Boden wirklich das Letzte, was wichtig ist! Die Haushaltshilfe würde ja euer Baby nicht betreuen von daher verstehe ich das Problem nicht. Jede Entlastung ist wichtig, da ist Stolz fehl am Platz.

4

Die Haushaltshilfe ist nicht da um sich um den kleinen zu kümmern. Da brauchst du keine Angst haben. Die kümmert sich um den Haushalt und ums putzen damit du mehr Zeit mit dem kleinen verbringen kannst. Sie geht nicht mal in die Nähe des Kindes wenn du das nicht willst.

5

Glaube der Frau, Rapheli.

Du bist im Moment noch im Schockmodus, wo man noch relativ gut funktioniert.
Aber das wird kippen in der nächsten Zeit, wenn Du solche Hilfen von außen nicht annimmst.
Bei meiner Freundin war es eine heruntergefallene Grillsauce, die auf den Fliesen zerschellt ist und eine bodentiefe Fensterscheibe angespritzt hat. Kein großer Vorfall, oder? Sie hatte einen Nervenzusammenbruch und brauchte notärztliche Hilfe.
Es war der kleine Tropfen, der ihr Konstrukt zum Einsturz gebracht hat.

Ich kann dich verstehen. Aber vertraue dieser Frau. Sie ist mit solchen Schicksalen vertraut.

6

Ich würde die Empfehlung für eine Haushaltshilfe jetzt nicht als Vorwurf sehen.
Eure Situation macht Andere eben betroffen und man sucht nach Möglichkeiten zur Hilfe. Da ist eine Haushaltshilfe eben naheliegend.

Vielleicht hast du jemanden im Bekanntenkreis, der du diesen Posten als Haushaltshilfe anbieten könntest.
Wenn man mal die groben Arbeiten wie Putzen, Wischen, Spülen , Wäsche, usw. abgeben könnte, wäre das ja schon eine Hilfe.
Man muss da kein schlechtes Gewissen haben. Es gibt Leute, die für weitaus weniger Einschränkung eine Hilfe in Anspruch nehmen. Warum nicht ?
Du musst ja auch bedenken, dass ihr noch einen langen Weg vor euch habt. Und was ist, wenn einer von euch Eltern mal krank wird ?

7

Ich habe eine Hilfe für 2 Stunden die Woche über die Pflegekasse, mein Sohn hat wegen Autismus einen Pflegegrad.

Natürlich könnte ich selbst putzen, natürlich putze ich auch trotzdem noch, in zwei Stunden ist der Haushalt ja nicht gemacht.

Aber es ist halt Zeit die ich einspare die ich meinem Kind widmen kann. Und mein Sohn hat halt intensivere Begleitung nötig als ein gesundes Kind. Und wir haben alle nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung.

Meiner Ansicht nach solltest du jede Möglichkeit zu euer Entlastung nutzen.

Vor zwei Jahren hatten wir den Verdacht auf einen Knochentumor beim Sohn, vier Wochen vergingen vom ersten Verdacht, Termine in der Onkologie, .MRT. Die Wartezeit auf das MRT Ergebnis ( 1 Woche) hat mir Lebensjahre geraubt, ich war fertig mit der Welt.

Bei uns gab es zum Glück Entwarnung. Nach der Geburt hatte mein Kind eine Besonderheit im Gepäck (Organfehlbildung, OPs…) ich kenne daher auch den Aufenthalt in einer Kinderklinik über Wochen und was das mit einem macht.

Ich kann mir zumindest ein bisschen vorstellen wie es euch geht.

Es gibt diese Möglichkeiten zur Entlastung für pflegende Angehörige nicht grundlos. Probier es aus, du gehst keine lebenslängliche Verpflichtung ein. Wenn es nichts für euch ist kann man das auch wieder abbestellen. Aber vielleicht hilft es auch, und alles was helfen könnte solltet ihr probieren.

Gute Besserung für deine Tochter!

8

Wenn du das nicht willst, dann lass es.
Nicht jeder fühlt sich mit einer Haushaltshilfe wohl. Für die einen ist es eine Entlastung für die anderen eine zusätzliche Belastung.
Du selbst kannst es am besten einschätzen.
Außerdem ist nichts in Stein gemeißelt und du kannst deine Meinung dazu jederzeit ändern.

Bei der Schwester würde ich mich bedanken, aber ihr kommt alleine klar.

Oft ist es sogar ganz gut sich durch Beschäftigung abzulenken. Zumindest bei mir ist das so.
Mir hilft das mehr, als wenn ich Zeit zum sinnieren hätte.

Ich wüsste niemanden, der mit einer Krebsdiagnose beim Kind nicht überfordert wäre. Ihr habt da absolut nicht versagt.

Ich wünsche deiner Tochter alles erdenklich Gute und dir und deiner Familie viel Kraft🍀🍀🍀

9

Also wir hatten noch keinen Fall von Krebs, haben aber in den letzten Jahren einen längeren KH-Aufenthalt meiner Tochter erlebt und einen schweren, lebensbedrohlichen Unfall meines Vaters. Es ist wie schon geschrieben wurde ein unheimlicher Stress, der einem aber erst hinterher bewusst wird. In der Situation selbst funktionierst Du, auch über Wochen, aber hinterher merkst Du, dass vom Eisen über Vitamin D bis hin zu Deinem gesamten Lebensgefühl alles am Boden ist. Und es dauert, bis Du das wieder aufgebaut hast, glaub mir.

Also daher von mir ein klares Votum für die Haushaltshilfe. Und für jegliche Hilfe, die Du kriegen kannst, ehrlich gesagt. Bei meiner Tochter war es z.B. so, dass das Krankenhaus ein Gästehaus für die Eltern hatte. Das war im Nachinein wirklich gut für uns, da wir uns die tägliche Fahrerei erspart haben. Bei meinem Vater war das schwieriger, da hatten wir drei Stunden Fahrzeit täglich. Schlimm war da im Nachhinein auch, dass wegen Corona nur zwei Personen meinen Vater abwechselnd besuchen durften. Gut ist es, wenn man sich da auch mal abwechseln kann.

Ach Mensch, ich habe neulich schon Deine Frage zum Homeschooling gelesen. Es tut mir so leid. Alles Gute und viel Kraft Euch, ganz besonders Eurer kleinen Maus!