Ein paar Worte zum Thema Kaiserschnitt ....

Hallo ihr Lieben,

ich habe mal das Bedürfnis ein paar Worte zum Thema KS anzubringen.

Ich finde es immer sehr schlimm, wenn Frauen nach einem Kaiserschnitt das Gefühl haben, versagt zu haben oder diese Form der Entbindung nicht als akzeptable Geburtsform ansehen. Warum wird eigentlich die spontane Entbindung immer als Nonplusultra angesehen und der Kaiserschnitt als "böse Stiefmutter"?? Ich würde zwar eine spontane Entbindung jederzeit einem KS vorziehen, das ist klar. Aber nicht um jeden Preis. Man sollte aber langsam mal anfangen zu sehen, was "Frau" auch bei einem Kaiserschnitt leistet. Das wird gerne mal vergessen oder verdrängt. Ich habe zwei Kinder. Eines davon habe ich spontan entbunden und eines per Kaiserschnitt. Ich kenne nun beides. Aber ich finde, ich habe bei dem Kaiserschnitt nicht weniger geleistet, als bei der spontanen Entbindung. Immerhin habe ich eine große Bauchop bei vollem Bewusstsein gehabt, danach die Schmerzen erlebt (die Frau bei der spontanen Entbindung davor hat), etc. Jede Form der Geburt verdient ihren Respekt - so unterschiedlich sie auch sind. Bei einer spontanen Entbindung ist man sicherlich aktiver, beim KS passiver - ohne Frage. Jedoch muss der Körper bei beiden Geburtsformen eine Menge leisten. Man kann jetzt die normale Geburt als "NATÜRLICHER" betrachten und sich auf früher zu beziehen, in denen es Gang und Gebe war, überwiegend normal zu entbinden (auch bei BEL, etc. - aber früher gab es auch eine höhere Sterbensrate. Und es gab auch Kaiserschnitte - jedoch bin ich froh, in der heutigen Zeit zu leben. Ich denke, wenn man die Frauen von früher fragt, ob sie lieber unter ihren Bedingungen oder unter unseren Bedingungen entbinden möchten, dann werden unsere Bedingungen größtenteils bevorzugt. Leider wird der Kaiserschnitt von vielen Personenkreisen so schlecht geredet und die spontane Entbindung so hervorgehoben - dass Frauen, die dann einen KS benötigen, mit Versagens- oder Schuldgefühlen und riesen Enttäuschungen zu kämpfen haben. Letztendlich leiden dann nicht nur die Frauen darunter, sondern auch nicht selten die ganze Familie oder gar die Babys. Ich habe tatsächlich schon Beiträge gelesen, wo Mütter nach dem Kaiserschnitt geschrieben haben, ihr Baby deswegen nicht ganz so lieben zu können, wie die Kinder, die spontan entbunden wurden. Man sollte sicherlich mit dem Thema Kaiserschnitt kritisch umgehen (gerade in unserem Gesundheitssystem) und auch ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum das jemand auf Wunsch machen lässt, aber das muss einfach jeder für sich selbst entscheiden - und ohne, dass andere mit erhobenem Zeigefinger dastehen und auf Brechen und Biegen eine spontane Entbindung nahezu aufzwängen wollen.

lg

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Teilweise hat du absolut Recht, en KS ist eine enorme Leistung. Manches sehe i aber ein wenig anders.
Bei meinem ersten KS habe ich auch nach 6 Jahren noch das Gefühl versagt zu haben. Einfach deswegen weil ich damals und auch heute genau wußte und weiß es wäre nicht nötig gewesen und ich hab mich solange bequatschen lassen bis mir die Kraft mich zu weheren ausgegangen ist und ich eingewilligt habe weil ich nicht mehr in der Lage war mich und mein ungeborenes Kind zu schütze.

Und ich halte es für das gute Recht aller Frauen wütend und enttäuscht zu sein wenn sie einen KS bekommen haben, denn der aller größte Teil dieser Frauen hätte bei achtsamer Geburtshilfe auch ohne KS ein genau so gesundes Baby bekommen und wäre selber auch gesund und heil au der Geburt gegangen ohne für jede weitere SS und Geburt die Wahrscheinlichkeit für Risiken und Komplikationen zu erhöhen.

Frauen die quasi dazu gezwungen werden einen KS machen zulassen weil sie niemanden finden der sich bereit erklärt sie bei einer spontanen Geburt zu begleiten und zu unterstützen obwohl es keinen echten wissenschaftlich haltbaren Grund gibt, haben alles Recht wütend, traurig und enttäuscht zu sein.

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Ich möchte dem kurz anfügen, dass ich nicht der Meinung bin, dass die Frauen, die evtl. unnötigerweise eine KS hatten nicht das Recht habe wütend oder traurig darüber zu sein, sondern keine Versagensgefühle zu haben brauchen.

Es tut mir leid, dass du wegen deinem KS Versagensgefühle hast. Du weißt aber auch nicht, wie es ohne KS ausgegangen wäre. Vielleicht hast du ja dich und dein Baby doch beschützt. Und manchmal vergisst man auch die Personen auf der anderen Seite (Ärzte und Hebammen, die auch eine Verantwortung tragen müssen und ihre Empfehlungen zu Kaiserschnitt auch nicht aus Lust und Laune heraus resultieren). Es gibt genügend Fälle, wo Ärzte und Hebammen auf Schmerzensgeld verklagt wurden.

Ich denke, dass sicherlich KS-Geburten gemacht werden, die nicht unbedingt nötig wären oder gewesen wären. Deswegen habe ich ja geschrieben, dass man damit KRITISCH umgehen sollte. Nur manchmal lässt sich das meiner Meinung nach gar nicht sagen ob nötig oder unnötig, denn man weiß ja nicht, wie es anders gekommen wäre. Ich finde, man kann nämlich auch nicht sagen, dass mit achtsamer Geburtshilfe alles gut gegangen wäre.

Ich kenne auch drei Frauen, die auf Teufel komm raus und entgegen jeder Empfehlungen der Ärzte auf eine spontane Entbindung bestanden haben - mit Unterstützung jeweiliger (erfahrenen)Hebammen. Resultat waren ein schwerstbehindertes Kind, ein schwer verletztes Kind und eine Mutter, die fast verstorben wäre. Aber das sind ebenso Fälle, die man auch nicht pauschalisieren darf. Man kann da auch nicht sagen, ob es mit dem KS besser gewesen wäre.

Und auch aus einer spontanen Entbindung geht man nicht immer gesund und heil hinaus. Das darf man nämlich auch nicht vergessen. Ich kenne ebenso Frauen, die danach keine Kinder mehr bekommen konnten, die schwerste Verletzungen (mit Folge von Harn- und Stuhlinkontinenz) erlitten - mal von den psychischen Folgen abgesehen.

Ich hatte z.B. eine sehr schlimme spontane Geburt - endete mit Saugglocke, riesen Dammschnitt und einem Kind auf der Intensivstation - ohne PDA. Als ich mit dem 2. Kind schwanger war, hätte ich trotz meiner schlechten Erfahrung schon gerne spontan entbunden - habe auch fast alles gemacht, um mein Mäuschen doch noch in SL zu bringen (was so die Trickkiste der Hebammen beinhaltet). Allerdings habe ich mich gegen eine äußere Wendung und BEL-Geburt entschieden (nach Beratung und Information). Und das war auch die richtige Entscheidung, denn das wäre mit Sicherheit mindesten mit einem Notkaiserschnitt ausgegangen!

So lange alles gut geht, ist es ja in Ordnung. Läuft etwas schief ist das Geschrei groß.

Man sollte sich an dieser Stelle fragen, warum sich niemand findet, der sich bereit erklärt solche Geburten zu begleiten - die Verantwortung zu übernehmen (wenn es dazu keine haltbaren wissenschaftliche Gründe gibt). Manchmal gibt es die auch nicht, weil Studien dazu ethisch nicht vertretbar sind.

Wie gesagt, ich bin hier kein Kaiserschnittbefürworter. Mir liegt es nur am Herzen, dass sich Kaiserschnittmamas mit Versagensgefühlen quälen, weil gesellschaftlich oft so ein Druck aufgebaut wird und spontane Entbindungen - und die auch möglichst nur ohne Schmerzmittel - als das einzig Wahre tituliert werden. Manchmal herrscht ein direkter Wettkampf, wer am meisten geleistet hat. Und dann fühlen sich teilweise schon Frauen, die ein Schmerzmittel oder die PDA in Anspruch genommen haben als Versagerinnen. Verrückte Welt sage ich nur.

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Ich weiß ja nicht, was damals passiert ist, aber wenn man schon keine Kraft mehr hat, wiederholt zu sagen "ich will keinen Kaiserschnitt", dann kann ich mir nicht vorstellen, dass man noch die Kraft für eine spontane Geburt hat, noch dazu für eine, die höchstwahrscheinlich schwer und anstrengend wird.

Und meinetwegen kann man wütend sein. Auf die Ärztinnen, die Hebammen, die böse Welt und das Schicksal.
Aber man sollte nicht auf sich wütend sein bei sowas heiklem wie der Gesundheit des eigenen Kindes. Ich nehme an, durch den KS hast du ein gesundes Kind. Niemand weiß, ob das bei der Spontangeburt auch der Fall gewesen wäre. Sich als Versager zu fühlen, weil man sich der Meinung von Experten angeschlossen hat und das zu einem guten Ergebnis geführt hat ist doch ein bisschen paradox, oder?

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Daumen hoch!
Ich hatte bei den Zwillingen einen Kaiserschnitt, hätte aber eigentlich gern spontan entbunden, aber schlussendlich war es mir dann piepegal, Kinder waren gesund, ich war auch gesund, also soweit man das nach so nem Eingriff sagen kann, und das ist doch wichtig und nix anderes.

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Danke.

Es tut mir leid für dich, dass es mit der spontanen Entbindung bei deinen Zwillis nicht geklappt hat.
Ich würde mir auch immer wieder eine spontane Geburt wünschen - obwohl der KS insgesamt die schönere Geburt war (aber das hing von mehreren Faktoren ab). Ja, wichtig ist, dass es dem Kind/ den Kindern und es einem danach selbst auch gut geht.

Alles Gute

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Das hast du wirklich sehr schön geschrieben #liebdrueck

Ich selbst habe unseren Sohn per KS (Not KS) bekommen. Ob es hätte vermieden werden können, war lange bei mir das Thema und ja, es hat mir zu schaffen gemacht. Eben dieses Gefühl versagt zu haben...

an der Liebe zu meinem Kleinen habe ich aber GsD nie gezweifelt ;-)

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Danke #liebdrueck

Ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist, vom KS "überrumpelt" zu werden. Das ist noch mal anders, als wenn er von vornherein geplant (wenn auch nicht gewünscht) ist. Man hat Zeit sich darauf vorzubereiten.

Ob ein KS vermieden hätte werden können ist meist nur reine Spekulation - man weiß ja nicht, wie es ohne ausgegangen wäre. Klar, es hätte trotzdem gut gehen können, aber eben auch nicht. Und das ist oft wichtig zu sehen. Man hat meiner Meinung nach NIE versagt, weil man es ja gerade in dieser Situation für das Baby hat machen lassen - um es zu beschützen und auch um sich zu beschützen.Da hat man nicht versagt. Das erfordert auch Mut.

Alles Gute und lg

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Wie wahr wie wahr... aber auf diesen Gedanken muss man erstmal kommen.
Die Hormone spielen ja am Anfang auch viel mit rein.

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Hallo!

Du hast so recht mit dem was Du schreibst. Ich hatte selbst einen KS (nach 4 Tagen Einleitung und 25h bestialischer Wehen waren ihre Herztöne schlecht), ich hatte auch das Gefühl versagt zu haben. Den anderen KS Mamis die ich kenne ging es anfangs genauso. Aber man muß halt mal die Fakten sehen: Gäbe es den KS nicht, wären wir wohl tot. Und viele andere auch. Heute habe ich mich mit der Geburt ausgesöhnt und fand sie trotz OP sehr schön. Der erste Schrei von der Maus und als sie mir dann gezeigt wurde und ich sie küssen durfte, das Glücksgefühl vergess ich nicht und es überwiegt alles andere.

Liebe Grüße
Sunny

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Sorry, das ich das so direkt sage, ohne Dich und Deine Geschichte zu kennen:

Aber ohne 4 Tage Einleitung hättest Du vermutlich keine bestialischen Wehen gehabt und evtl. (das kann man ja im Detai nachträglich l jetzt wirklich nicht wissen) auch eine gute Geburt erlebt.

Schlimm finde ich, daß Frauen durch krankenhausgemachte Interventionen in solche Situationen manövriert werden und dann selbst noch glauben, daß sie ohne die Technik, die sie erst darein geschubst hat, jetzt tod wären.

Tritt beispielsweise eine vorzeitige Plazentaablösung auf oder liegt die Plazenta tatsächlich vor dem Muttermund, ist der Kaiserschnitt wirklich lebensrettend und in vielen anderen Situationen auch.

Aber häufig sind es hausgemachte Komplikationen, die hinterher mit einem Kaiserschnitt "behandelt" werden müssen.

Lies mal die Texte der deutschen Wissenschaftlerin Beate Schücking zur Interventionskaskade.

Das öffnet einem Die Augen!

lg Pipi

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Hallo,

ich finde, dass das Problem der negativen Gefühle, mit denen Frauen oft nach einem Kaiserschnitt zu kämpfen haben, nicht bei den Frauen zu suchen ist, sondern oft in einer negativen Spirale von zu früher medizinischer (oft unnötiger) Intervention.

Letztlich erleben sich die Frauen femdbestimmt und das macht sie hilflos und klein, was ich sehr bedauerlich finde.

Ich habe vor allen Frauen Respekt und Achtung, die irgendwie ein Kind ausgetragen und auf die Welt gebracht haben.

Aber mir tun die Frauen leid, die dieses Erlebnis nicht in Eigenregie und selbstbestimmt erleben konnten, oft, weil andere ( medizinisches Personal) nach ihrem Sicherheitsbedürfnis handeln und nicht auf das Gefühl der Frauen achten.

Wie sonst ist ein Anstieg der Kaiserschnitte von 16% in den 90er Jahren auf 30% heute, bei gleichbleibender bzw. leicht erhöhter Müttersterblichkeit zu erklären? Bestimmt nicht, weil plötzlich fast 1/3 aller Frauen einen Kaiserschnitt bräuchten! In Holland z.B. sieht die Rate ganz anders aus!

Da stimmt doch irgendwas in der medizinischen Maschinerie nicht!

Die Frauen, die nicht ungestört sich auf ihre Intuition und ihren Rhythmus einstellen durften, bei denen voreilig eingegriffen wurde, hatten oft einen Geburtsstillstand, an dessen Ende ein Kaiserschnitt als Folge stand. Dies erlebten viele als traumatischen Kontrollverlust über die Situation.

Das ist es auch, was den Kaiserschnitt auch im Nachhinein noch schmerzhaft sein lässt und weniger die körperliche Narbe!

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"Ich würde zwar eine spontane Entbindung jederzeit einem KS vorziehen, das ist klar. Aber nicht um jeden Preis"

Ich habe auch nie hier was anderes gelesen oder selbst behauptet.

Was hat dich denn dazu gebracht zu glauben das jeder KS verflucht wird?
War nie die Rede von.

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Einfach nur top deinen Beitrag! !!

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Sprichst mir aus der Seele : ich habe schon immer gesagt ( bevor ich sxhwanger war) das ich vermutlich einen ks einer spontanen geburt vorziehen würde weil meine Mutter ein trichterförmiges Becken hatte , 48 Stunden in den Wehen lag und dann ein not- KS gemacht werden musste mit Vollnarkose. Hatte neben eben diesem Argument viele weitere Gründe die dafür sprächen einen KS machen zu lassen.Naja als ich dann schwanger war , habe ich mit meinem
Arzt auch gleich darüber gesprochen das ich kein gutes Gefühl bei einer normalen geburt habe und er riet mir auch zu einem KS.habe mich aber kaum getraut darüber zu sprechen weil mir von einigen dann vorgeworfen wurde das ich es mir einfach machen würde und eine Schelchter Mutter wäre weil ich die Strapazen einer spontanen geburt nicht auf mich nehmen würde In der 35 Ssw war dann klar das ich ein trichterförmiges Becken habe und meine Maus auf natürlichem Weg keine Chance haben würde zur Welt zu kommen, zu dem Zeitpunkt hatte ich den ks Termin schon und ich war erleichtert das mich mein erster Instinkt nicht getäuscht hat.

Nun ja mein KS ist jetzt 14 Tage her und ich kann nur sagen: Mütter die noch keinen KS hatten können sich bei allem Respekt in dieses Thema Null einschalten, denn ein KS ist beim besten Willen kein Zuckerschlecken . Es ist eine körperliche Strapaze die wir als mütter auf uns nehmen aus den verschiedensten Gründen und Gott sei Dank gibt es mittlerweile für jede Frau die passende Möglichkeit der Entbindung.

Wie du schon gesagt hast die einen haben bei der spontanen Geburt die Schnerzen vorher und wir haben die nachher und das nicht nur einen Tag sondern eben teilweise 2-3 Wochen oder länger. Finde also nicht das ich es mir leichter mache .....

Aber habe Ansich schon aufgegeben das den Leuten die mich verurteilt haben zu erklären. Es ist wie es ist. Ich weiß was ich geleistet habe und auch immernoxh leiste.

Finde es gut das du das angesprochen hast :-)

Lg
Mond mit mia 14 Tage alt <3

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Toller Beitrag.
Ich bin ehrlich, würde es die Form einer Kaiserschnitt Geburt nicht geben, hätte ich heute kein Kind, denn eine normale Geburt würde für mich nie in Frage kommen.
Ein Kaiserschnitt ist wahrhaftig kein Zuckerschlecken, aber ich bin froh, das Frau heute die Wahl hat, egal aus welchen Gründen.

Lg Nordseeengel
27.ssw + Püppi 4J.