Angst, bei der Geburt zu sterben

Hi ihr Lieben,

ich muss mir meine Gedanken mal von der Seele schreiben.
Ich bin generell ein sehr ängstlicher Mensch, gerade was den medizinischen Bereich angeht.
Auch habe ich ziemliche Angst vorm Tod, einfach weil man nicht weiß, ob danach was kommt - ich habe gern die Kontrolle, wahrscheinlich hängt das irgendwie zusammen.

Naja, auf alle Fälle habe ich mir schon sämtlichre mögliche Komplikationen ausgemalt mit Fruchtwasserembolie, Plazenta accreta, Verbluten, Sepsis, Herzinfarkt während Geburt usw.

Ich weiß, dass die Müttersterblichkeit in Deutschland bei 3-8 pro 100.000 liegt, was ja wirklich nicht viel ist.
Ich habe keine Vorerkrankungen/Übergewicht/Bluthochdruck o.ä.

Teilt jemand meine Ängst bzw. wie seht ihr das?

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Ich habe deine Ängste nie geteilt bzw sie waren mir fremd, ich hatte immer nur Angst um das Baby. Alles weitere schien ich kontrollieren zu können. Gutes Krankenhaus, gesundes Leben, Vorsorge etc. Unsere ersten drei Kinder kamen zur Welt, es war zwar immer anstrengend, aber völlig ok.

Bei Nr. 4 achtete ich auch auf alles, ging in das bekannte Krankenhaus und war entspannt. Die Versorgung war gut und ich fühlte mich ernst genommen und sicher. Diese Entbindung war meine erste Sectio, weil sich der Kleine irgendwie verkeilt hatte und 24h nichts ging.
Nun ja, die Sectio war (an einem Donnerstagabend) unspektakulär,doch Freitags wurde ich krank, Samstags ging es mir schlechter und am Sonntag hatte ich schließlich unter anderem einen Herzstillstand, wegen einer Sepsis. Ich war so krank, das ich fast starb und noch jetzt 2 1/2 Jahre später, bin ich nicht komplett hergestellt.

Aber, sowas passiert außergewöhnlich selten. Trotz dieses Zwischenfalls wurde sich ausgezeichnet mich gekümmert. Zu keinem Moment hatte ich den Eindruck, schlecht versorgt zu sein und ich sehe es einfach als Pech an. Ich könnte noch 1000mal entbinden und bin sicher, sowas würde nicht mehr passieren.
Was ich dir damit sagen will, es gibt viele Momente und Augenblicke die wir nicht kontrollieren können, aber diese dürfen uns nicht davon abhalten zu leben. Du kannst viele Gefahren vermeiden oder reduzieren, aber nicht alle. Aber das betrifft nicht nur Geburten, sondern jeden Aspekt unseres Lebens. Es wird sich alles regeln, auf die eine oder andere Weisen.

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Oh je, da musstest du ja einiges verkraften! Es freut mich zu hören, dass du alles überstanden hast und es weiter bergauf geht!
Du hast recht, das sag ich mir in solchen Momenten, wenn ich wieder in so nem Denkprozess bin, auch immer.
Theoretisch kann einem immer und überall was passieren, nichts ist ohne Risiko.. alles Gute dir!!

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Ich glaube das ist nicht ungewöhnlich. Du begibst dich in eine Situation, die dir komplett neu ist und in der du die Kontrolle abgibst.
Bei den Komplikationen kann man etwas tun. Im Krankenhaus sind sie gut vorbereitet. Wenn du unsicher bist, wähle das Krankenhaus aus, in dem du dich am sichersten fühlst. 🙂

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Naja, die Wahrscheinlichkeit, dass du auf dem Weg zur Geburt bei einem Autounfall stirbst, ist wahrscheinlich höher - oder bei jeder anderen Gelegenheit, bei der du unterwegs bist.

Ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht, ich hatte vorher schon einige medizinische Behandlungen und etliche OPs unter Vollnarkose gut überstanden und hatte so weit Vertrauen in das medizinische Personal.

Etwas Sorge hatte ich nach einer langen Vorgeschichte eher nur, dass doch noch etwas mit dem Baby schief gehen könnte.

Meine Geburt lief völlig anders als geplant mit vorzeitigen Wehen und sekundärem KS wegen abfallender Herztöne unter den Wehen, aber ich habe mich jederzeit gut aufgehoben gefühlt.

Bearbeitet von luthien86
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Vielleicht wäre ein geplanter Kaiserschnitt eine Möglichkeit für dich. Es geht schnell und du bist trotzdem dabei🥰
Ich hatte keine Angst bei der Geburt zu sterben, aber Angst vor anderen Komplikationen. Diese sind natürlich nicht immer ausgeschlossen. Lass dich von deiner Ärztin oder Hebamme ein bisschen beraten. Du musst ja auch noch in die Klinik zum Gespräch für die Geburtsplanung, da kannst du es bestimmt auch noch mal ansprechen😇

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Vielleicht beruhigt dich der Gedanke, dass du, sofern du im KH entbinden willst, dort meist gut aufgehoben bist. Wenn etwas sein sollte, dann kann dort in der Regel sehr schnell zb durch eine OP reagiert werden. Bei und hieß das binnen weniger Minuten auf dem OP Tisch liegen zu können.
So war es bei mir auch; direkt nachdem das Baby geboren war ging es für mich in den OP weil ich dabei war sehr viel Blut zu verlieren. Ich denke, ohne direkte Operation wäre das sicher anders ausgegangen und bin deshalb sehr froh - entgegen dem ursprünglichen Plan - nicht im Geburtshaus entbunden zu haben.

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Oh je, das war sicher auch eine schwierige Situation für dich! Gott sei Dank warst du in der Klinik! 🍀
Wir werden definitiv auch in die Klinik gehen. Zum einen eben wegen meiner Ängst, zum anderen wegen meiner Zervixinsuffizienz, da es sein kann, dass der Kleine zu früh kommt und auf die Frühchenstation muss. Bin derzeit 32+5 und lag schon ne Woche deswegen in unserer Geburtsklinik.

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Huhu, also ein Stück weit kann ich deine Ängste nachvollziehen. Aber eigentlich nur, weil ich bei der ersten Geburt eine sehr blöde Erfahrung gemacht habe. Der Arzt hat ganz klar gesagt, dass ich vor 50 Jahren unter diesen Umständen bei der Geburt gestorben wäre. Und jetzt muss man das Ganze aber positiv sehen…ich bin NICHT gestorben, WEIL wir eine sehr gute medizinische Versorgung in Deutschland haben. Die haben das wirklich gut im Griff und sehr viele Möglichkeiten einzugreifen. Vor der zweiten Geburt hatte ich auch Angst und habe mich mit einem geplanten Kaiserschnitt auseinandergesetzt. Ich habe aber mehrfach gelesen, dass es bei einem Kaiserschnitt eher zu Komplikationen kommen kann als bei einer natürlichen Geburt. Ich hatte mich also erneut für eine natürliche Geburt entschieden und habe es nicht bereut. Das war wirklich eine Geburt, die besser war als aus dem Lehrbuch.
Mach dir nicht allzu viele Sorgen. Wir sind hier wirklich gut versorgt.
Wenn du weiterhin Sorgen hast, würde ich an deiner Stelle einfach möglichst früh ins Krankenhaus gehen, wenn du Wehen hast.
Außerdem ist es wirklich sinnvoll mit einer Hebamme über deine Sorgen zu sprechen. Schau, dass du eine gute Geburtsvorbereitung machst. In der zweiten Schwangerschaft war mein Kurs viel lehrreicher als in der ersten. Warum sollte man regelmäßig trinken? warum sollte man regelmäßig aufs Klo? Warum sollte man zwischendurch zwingend etwas essen wenn man lange in den Wehen liegt? Spreche mit deinem Frauenarzt ob es irgendwelche Auffälligkeiten bzgl. Plazenta/Nabelschnur usw. gibt. Lass dich aufklären und frage Löcher in den Bauch. Das kann dir dabei helfen zumindest das Gefühl zu haben, die Kontrolle zu behalten.

Alles Gute🍀🍀🍀

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Vielen Dank für deine Antwort! Das mit den Fragen mache ich definitiv. Da ich wegen Zervixinsuffizienz bereits im Krankenhaus war hab ich auch die Abläufe etc schon etwas mitbekommen und weiß, wo was ist. Das ist auch beruhigend.

Oh je, das hört sich ja nicht so gut an! Gott sei Dank ist alles gut gegangen 🍀 darf ich fragen, was du hattest?

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Ja, ich habe 2,3L Blut verloren und die Blutung war nicht zu stillen. Sie hätten mir beinahe die Gebärmutter entfernt und kurz davor hat die Blutung gestoppt. Bei mir war wohl eine Nebenplazenta aufgrund einer ursprünglichen Zwillingsanlage vorhanden und die Nabelschnur war nicht zu hundert Prozent richtig platziert. Das hat für Reste und damit verbunden für starke Blutungen in der Gebärmutter gesorgt. Außerdem war ich nicht regelmäßig auf der Toilette und es kam zum Wehenstillstand (natürlich muss das nicht der einzige Grund gewesen sein.) Allerdings hat mir eine erfahrenere Hebamme erstmal einen Blasenkatheter gelegt, als sie gemerkt hat, dass es einen Stillstand gibt. Des Weiteren habe ich nicht genügend Energie nachgeschoben. Dadurch wird die Gebärmutter müde und kann sich nicht mehr regelmäßig zusammenziehen. Ich habe daraufhin eine ordentliche Menge wehenfördernder Mittel bekommen, die sicher auch dazu beigetragen haben, dass die Geburt nicht so gut ausging. Du siehst…es gibt viele Faktoren, die man selber auch beeinflussen kann. Natürlich hat man nicht alles im Griff aber wenigstens hat man das Gefühl, dass man selbst alles für einen normalen Ausgang der Geburt getan hat.

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So welche Gedanken sind normal aber die sind weg wenn du wehen hast. :-)
Da konzentrierst du dich naturbedingt und instinktiv auf die Geburt.

Und die Medizin ist so weit das ständig einer da ist und doch bzw euch überwacht.

Die können im Zweifel SOFORT reagieren.

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Ich kann dir nur empfehlen, das bei der Geburtsanmeldung zu thematisieren. Es hilft so viel, wenn Ärzte, Hebammen und Schwestern wissen, worauf sie achten müssen.

Ich hatte einen ziemlich schlimmen Notkaiserschnitt und hatte vor dem zweiten dann entsprechend Angst - ich wollte immer eine natürliche Geburt, aber am Ende war klar, dass das Risiko zu hoch ist. Und ich wusste vorher schon, dass die Panik vermutlich im OP wieder zurückkommen würde. Ich hatte genau zwei Möglichkeiten: Es zu überspielen oder von Anfang an mit offenen Karten zu spielen. Ich habe mich dann entschieden, schon bei der Geburtsplanung klar zu sagen, dass ich wirklich Angst habe, obwohl ich weiß, dass es ein top Krankenhaus ist, mir beim letzten Mal so gut geholfen und so weiter... Und das war wirklich gut. Man hat mir alles extra ausführlich erklärt, die Anästhesistin kam vorher zu mir, die Hebamme begrüßte mich mit "Ach, wir kennen uns doch schon - wie schön, dass Sie auch mit Nr. 2 zu mir kommen, heute wird das alles viel hübscher, das verspreche ich Ihnen!" und so weiter.

Ich kann dir das wirklich nur raten: Behalte deine Angst nicht für dich, lass es raus, bitte um Erklärungen. Nichts ist schlimmer als Unwissenheit, und wir alle hatten eine erste Geburt, wo alles neu für uns war. Der Professor in meiner Klinik hat damals zu mir gesagt: "Wenn Frauen vorher mehr darüber reden würden, dass sie vor der Geburt Angst haben, könnten wir ihnen so viel besser helfen, als sie denken." Keine falsche Scham, wirklich.