"Fehltritt" und jetzt zieht er die Kinder mit rein...

Bin gerade mit den Nerven am Ende und möchte mich erst einmal nur anonym abreagieren...

Ich hab letzte Woche erfahren, dass mein Mann mich letztes Jahr im Sommer betrogen hat. Mit einer Arbeitskollegin, während eines Firmenevents, für das sie die halbe Belegschaft ein paar Tage verreist war.

Wie kann man auf eine solche Meldung reagieren? Ich war zunächst vor den Kopf geschlagen, wollte mir nichts dazu anhören, brauchte Abstand und Zeit. Er hat mich angefleht ihn nicht zu verlassen, hat mir immer wieder beteuert, dass es ein einmaliger (angeblich trunkener) Ausrutscher war, dass er nicht ohne unsere Familie sein kann... Ich habe ihm immer wieder gesagt, ich kann jetzt nicht einfach die Entscheidung "Ja, verziehen" oder "Es ist aus" treffen, ich muss mich in Ruhe zurückziehen können, brauche Zeit und er muss warten, bis ich bereit bin über alles zu reden.

Dafür hat er kein Verständnis gezeigt, hat mir ständig Nachrichten geschickt, mir gar Blumen ins Büro geschickt, wollte zuhause ständig darüber reden... Hat mir die Luft zum Atmen genommen. Am Ende sagte ich, entweder ziehe ich jetzt kurzfristig zu meinen Eltern (die wohnen in unserer Nähe) oder er zu seinem Bruder oder sonstwohin, ich konnte einfach gerade nicht auf engem Raum mit ihm sein, um die Sache zu verarbeiten. Letztendlich ist er von Freitag bis morgen Abend bei seinem Bruder.

Zum eigentlichen Schlag, der mir noch viel mehr wehtut, kommen wir erst noch. Am Donnerstagabend hat er unseren Kindern (5 und 3) erklärt, dass er ein paar Tage nicht im Haus sein wird, bzw. das sollte er eigentlich... Am Freitag kommt meine Tochter dann um 04:00 Uhr morgens zur mir ans Bett, Tränenüberströmt und fragt, ob Papa jetzt nie mehr wiederkommt, weil ich sauer bin, dass er eine andere Frau geküsst hat. "Der Papa hat dich am liebsten, dass hat er auch immer wieder gesagt, bitte lass Papa wiederkommen!" In dem Moment war ich sprach- und hilfloser als beim Geständnis der Affäre. Wie sich später herausstellte, hat er den Kindern unter Tränen die Situation auf seine Art und Weise geschildert, mit der "Bitte", dass sie Mama daran erinnern soll, was für eine tolle Familie wir sind...

Unsere Kinder sind noch gar nicht richtig aufgeklärt, haben keine Vorstellung davon, was eine Affäre ist. Sie können die Situation in keinster Weise richtig einschätzen, haben dafür jetzt aber Todesangst, dass Papa für immer weg ist, weil ich böse auf ihn bin, weil er "eine andere Frau geküsst hat"... Ich habe versucht ihnen die Situation verständlich zu machen und die Tränen zu trocknen, während ich selber am liebsten nur noch geweint hätte. Anstatt die Zeit also irgendwie jetzt der Verarbeitung der Affäre widmen zu können, bin ich noch fertiger als zuvor.

Am Freitagabend habe ich ihn dann zur Rede gestellt, wie er da die Kinder auf so schändliche Art mit reinziehen kann... da kam "Ich weiß es war nicht richtig, aber ich kann nicht anders, ich liebe dich, ich war verzweifelt und kann unsere Familie nicht zerbrechen lassen."

Versteht er wirklich nicht, dass er damit alles nur noch schlimmer gemacht hat, mein Vertrauen in ihn nur noch mehr verletzt hat mir noch mehr Schmerz zufügt, jetzt außerdem auch noch unseren Kindern?

Ich halte ihn für absolut egoistisch, aber als ich mich dann meiner Mutter anvertraute (eigentlich wollte ich erst einmal mit niemandem darüber reden, wie gesagt, ich wollte Zeit, um überhaupt einmal selbst mit der Affäre klarzukommen, aber die wird mir hier einfach nicht gegeben...), war ihre Reaktion eher so "Oh Gott, aber ich lasst euch deswegen doch nicht wirklich scheiden oder? Ich versteh ja, aber denke mal daran, wie das alleine mit Kindern, Haus und Beruf ist, vielleicht kannst du ja doch verzeihen." Ja, sie war schon immer etwas altmodischer und Dinge wie Scheidungen passen nicht in ihre Welt, trotzdem hatte ich mir erhofft, ein wenig Mitgefühl und Unterstützung zu finden in diesen Tagen oder mich einfach nur aussprechen zu können, aber jetzt ist es NOCH stressiger geworden. Ich bereue es schon, überhaupt was gesagt zu haben.

Nun kommt es mir vor, als würden ängstliche Männer-, Mütter- und Kinderaugen auf mir liegen, zitternd abwartend, ob ich nun beschließe die Familie auseinanderzureisen oder doch nicht...

Ich würde mich am liebsten einfach nur den ganzen Tag unter der Bettdecke verstecken. Wie ich jetzt überhaupt noch irgendwie eine "Entscheidung treffen" oder überhaupt mal normal weitermachen soll, weiß ich nicht. Ich bin ihm gerade so negativ gegenüber eingestellt, bin so enttäusch vor allem von seinem Verhalten in den letzten Tagen, dass ich ihn eigentlich gar nicht mehr sehen will.

Muss ich das verstehen können, dass er unsere Kinder da jetzt so mit reingezogen hat? Es bricht mir das Herz.

9

Nicht du zerrst die Familie auseinander, sondern Er!

Ich persönlich finde das man einen Fehltritt durchaus verzeihen kann, aber was dein Mann da gerade abzieht ist absolut erbärmlich und DAS wäre für mich nicht tragbar.

Wie soll man diese feige Wurst jemals wieder ernst nehmen?
Das wäre für mich in der Tat sehr schwierig.

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Ich kann Dir leider (oder zum Glück) nicht helfen, aber lass Dich mal virtuell drücken!

Was für ein Idiot!!

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Ach die armen Kleinen, das ja echt Sünde. Für dich tut es mir natürlich auch leid. Wie hast du es denn erfahren? Hat er es dir erzählt?

Glaube Abstand ist gut.

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Danke für deine Worte. Ach ja, das war auch eine schöne Sache... mich hat ein mir fremder Kerl auf Facebook dazu angeschrieben. Das war der Freund der Kollegin, mit der er mich betrogen hat. Bzw. Exfreund, die beiden waren wohl noch nicht lange zusammen. Sie hatte vor lauter schlechtem Gewissen ihm schließlich von dem Betrug erzählt. Ich habe dann meinen Mann auf diese Nachricht angesprochen und dann war er geständig...

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Er hat es noch nicht mal von sich aus gebeichtet sondern ein Fremder hat dies für ihn erledigt. Das ist schon mal das erste No go.Hätte er deswegen wirklich ein schlechtes Gewissen hätte er den Mumm bewiesen es selbst zu gestehen. Ist ja nun schon ne Weile her und der Gute hatte wahrscheinlich das Gefühl er sei damit durchgekommen. Setze ihn gehörig auf den Pott-auch was die Kinder mit reinziehen betrifft. Damit versucht er dich über die Kinder emotional zu erpressen.
Lass das nicht mit dir machen.Er muss merken das er mit solchen Verhaltensweisen nicht durchkommt. Und das ihm das Fremdgehen leid tut muss er auch beweisen.Aber aufgrund der Tatsache das er es nicht voll allein gebeichtet hat,fürchte icj es tut ihm nur leid erwischt worden zu sein.

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Ich finde sein Verhalten auch unter aller Sau. Klar, es zeugt von totaler Panik und Hilflosigkeit, aber eben auch von im besten Fall fehlender Sensibilität und im schlimmsten Fall purer Egozentrik, dass er so kleine Kinder instrumentalisiert.
Es ist schwer, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, besonders wenn die Kinder wiederholt mit dem Thema anfangen, weil es sie natürlich beschäftigt. Dass auch deine Mutter so wenig Verständnis zeigt, finde ich auch befremdlich. Die Sorgen bezüglich Haus und Kindern und was weiß ich kann man ja auch äußern, aber nicht ohne Versicherung, dass die Entscheidung letztlich bei dir liegt und du immer auf Unterstützung hoffen kannst. Gibt es vielleicht eine liebe Freundin, bei der ihr unterkommen könntet (und von der du dann bestimmt auch den nötigen Rückhalt erfährst)? Ich würde mich nämlich nicht um die Bedenkzeit bringen lassen. Wie soll so eine erzwungene Entscheidung denn auch aussehen? Eine überstürzte Trennung oder ein vermeintliches Verzeihen, bei dem du deinem Mann kaum in die Augen gucken geschweige denn Alltag mit ihm spielen kannst? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Den Kindern würde ich erklären, ihr macht eine kleine Reise und der Papa kann leider nicht mit, weil er zu viel zu tun hat (und dieses Mal muss dein Mann mitspielen).

Tut mir leid, dass ich keinen besseren Tipp habe, aber ich wollte dir sigalnalisieren, dass ich dich sehr sehr gut verstehe, die Meinung deiner Mutter gar nicht teile und dich in der kleinen Aus- und Bedenkzeit bestärken würde.

Wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit 🌼

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Danke für die lieben und ausführlichen Worte, es tut gut so etwas zu lesen, nach all den Enttäuschungen und enttäuschenden Reaktionen. Natürlich verstehe ich meine Mutter ein wenig, es ist nicht so, als würden mir solche Aussichten keine Angst machen. Leider ist sie in solchen Dingen sehr harmoniebedürftig. Obgleich oder vielleicht gerade weil sie sehr behütet lebt sind Vorstellungen wie plötzlich alleine mit zwei Kindern ohne Mann ein absoluter Super-GAU. Enttäuscht war jedoch davon, wie wenig sie die auf die emotionale Problematik eingehen konnte... als wäre es eine rein praktische Entscheidung, als müsste man nur abwägen, welche Entscheidung weniger anstrengend ist.

Ich weiß selbst nicht, in welche Richtung sich meine Gefühle vor der Sache mit unseren Kindern bewegt haben, früher war meine Einstellung "Wer mich betrügt, kann gehen", nach 9 gemeinsamen Jahren war das dann nun doch nicht meine SOFORTIGE Einstellung, deswegen wollte ich ja Zeit... aber JETZT... mit dieser Aktion hat er mich noch weiter von sich weggetrieben.

Meine beste Freundin ist derzeit in den Flitterwochen, da "darf" ich natürlich stören, wollte ihr jetzt aber nicht die Stimmung verderben, nur deshalb habe ich überhaupt schon mit meiner Mutter darüber geredet, es musste einfach raus. Naja, hätte ich doch lieber einfach mal nach Mauritius telefoniert.

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Hallo erstmal,

Ich glaube ohne professionelle Hilfe wird das nichts.

Erstmal müsstet ihr das Thema sofort weg von den Kindern wieder auf die Paarebene ziehen. Setz ihn auf den Pott, dass er solche Aktionen besser unterlässt und erklär den Kindern, dass ihr als Eltern das klärt.

Wenn er dazu nicht bereit ist und du gibst nach, kann es sein dass er künftig noch rücksichtsloser agiert. Er ist ja immerhin einmal damit durchgekommen.

Zum verzeihen gehört erstmal Einsicht seinerseits und die Option dass es sich nicht wiederholen wird.

So wie er aktuell vorgeht, schiebt er dir die Verantwortung zu. Und die Kinder als direktes Druckmittel einzusetzen ist einfach nur unterirdisch.

Liebe Grüße

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Dein Mann setzt dich massiv unter Druck, um eine Entscheidung zu erzwingen.
Dass es ihm gerade nicht gut geht und der Schwebezustand an seinen Nerven zerrt, glaube ich.

ABER: Du brauchst Zeit, eventuell sehr viel Zeit.

Ich würde jedem, der mir eine Entscheidung abpressen will, erklären, dass ich mich dann gegen diese Person entscheide.
Wenn dein Mann das nicht begreift und dich weiterhin bedrängt, solltest du Konsequenzen ziehen.

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Was lief denn da nun wirklich? Hat er sie nur geküsst oder gleich flachgelegt?

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Also an deiner Stelle würde ich ihm sagen, das er nach der Aktion mit den Kinder, noch länger weg bleiben kann. Das ist richtig daneben und er versucht dich damit nur noch mehr unter Druck zu setzen. Und auch wenn das gerade schwierig ist, nimmst du dir alle Zeit der Welt die DU brauchst um eine Entscheidung zu treffen. Klar wird das schwierig mit den Kindern, aber jede übereilte Entscheidung unter diesem enormen Druck wirst du sonst vielleicht irgendwann bereuen.
Wann kommt deine Freundin denn wieder?

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Also ich würde ihm sagen, dass alles was er gerade tut, dich nur mehr in Richtung Trennung führt. Und wenn er nur ein einziges weiteres Mal die Kinder da mit rein zieht, bist du definitiv weg.

Er hat zu akzeptieren, dass er nicht das tun soll, was er für das richtige in der Situation hält, sondern was DU ihm sagst. Punkt.

Was mir aber zu denken geben würde, ist seine absolute Uneinsichtigkeit. Ich bin nämlich der Meinung, dass ein "Es tut mir leid, ABER..." keine Entschuldigung, sondern eine Rechtfertigung oder Ausrede.
Er hat deshalb nicht verstanden, dass er etwas total dummes getan hat oder warum es falsch war.