Liebeskummer - wie suchtkrank

Hilfe. Ich fühle mich wie suchtkrank.

Es geht um meinen Ex-Mann. Wir sind seit über einem Jahr getrennt, gemeinsamer Haushalt ist aufgelöst, der Kindesumgang hat sich eingespielt. Das funktioniert glücklicherweise meist reibungslos, ja sogar harmonisch zum Wohle der Kinder, deren Hauptaufenthalt bei mir ist.

Ich war seit meinem 18. Lebensjahr nicht mehr allein. Meine letzten 3 Beziehungen gingen jeweils nahtlos ineinander über, ehrlich gesagt waren die neuen Partner jeweils der Grund, warum ich mich trennte. So gehört es sich eigentlich nicht, aber nun, so hat es für mich die letzten 19 Jahre funktioniert und hat immerhin in einer 14 jährigen Beziehung/Ehe geendet.

Nun gut. Diesmal lief es anders. Allein aufgrund der noch jungen Kinder möchte ich mich nicht in Bettgeschichten oder wackelige Romanzen stürzen. Davon ab, kann ich Sex und Gefühle nicht trennen. Prinzipiell hätte ich nichts gegen eine neue Liebe und ordentliche Partnerschaft, aber die Männerkontakte, die sich ergeben, sind entweder nur offen auf Sex aus oder bandeln an, obwohl sie vergeben sind. Das möchte ich so einfach nicht mehr und gehe also auf die Avancen überhaupt nicht ein. Ein gescheiter Mann ist nicht in Sicht. Ich bin einsam und leide. Ich war nie gerne allein. Auf aktiver Suche bin ich absolut nicht, möchte ich betonen.

Meine Ehe habe ich nicht wg mangelnder Liebe sondern wg unüberwindbarer schwerer Probleme beendet. Rational weiß ich, dass mein Ex uns als Familie nicht gut tut und sich das nie ändern wird. Aber erzähl das mal meinen Gefühlen. Sie wollen und wollen nicht aufhören.

Wenig hilfreich ist dabei, dass wir immer mal wieder Sex miteinander hatten. Der Sex war immer absolut großartig und durch den Liebeskummer ist er mir wie eine Droge geworden. Anfangs merkte ich, dass er nach unserem Sex auch mir wieder verbunden war. Das änderte sich plötzlich und seine Besuche wurden seltener. Wie ich später erfuhr lag das an einer Affaire, die sich für ihn ergab. Er erklärte, er sei nun über uns hinweg, er wolle auch nicht mehr mit mir schlafen, weil er merkt, es täte mir nicht gut. Damit liegt er natürlich richtig. Manchmal trafen wir uns noch, aber auch das ist seit einigen Monaten vorbei. Etwas "Neues" hilft halt ungemein, sich zu entlieben. Er hat das also geschafft, auch wenn er behauptet, eine neue Beziehung wolle er noch lange nicht.

Und nun steh ich da mit meinem Problem. Der wirklich harte Liebeskummer will und will nicht aufhören, bis heute. Und schon kommen wir zum Kern meiner Gedanken. Wie gesagt ist ein neuer Partner nicht in Sicht und ich werde nicht aus Verzweiflung den Erstbesten nehmen. Affairen sind für meine eh schon geplagten Gefühle gar nichts, also indiskutabel. Ich leide und leide und frage mich, wie viele Monate das noch so gehen soll. Noch heute weine ich mir manchmal die Augen aus und es schmerzt noch immer körperlich, meinen Ex nicht mehr an meiner Seite zu haben. Ihm nie mehr nahe zu sein. Nie mehr mit ihm zu schlafen. Dieser Schmerz hört einfach nicht auf, solange ich seine Lücke nicht fülle.

Neulich sah ich einen Beitrag über das Rauchen. Es ging um Synapsenverknüpfungen, quasi Konditionierung des Rauchens über Jahre hinweg. Daher sei es so schwer, das Abhängigkeitsgefühl zu überwinden. Genug ehemalige Raucher berichten, dass der Drang niemals ganz aufhört - wie schrecklich. Genauso fühle ich mich. Ich bin so entsetzlich stark auf alles mit meinem Mann geprägt. Ich möchte da raus und zwar alsbald. Ich will endlich nicht mehr leiden wie ein abgeschossener Hund. Aber ich kenne mich, das wird nicht aufhören, ehe keine neue Liebe entsteht.

Ach verdammt. Wieso gibt es keine Liebeskummerpflaster...

Zu allem Überfluss kenne ich seine Affaire. Nette Frau, die nicht weiß, dass er zeitweise auch noch parallel bei mir war. Die behauptet, sie hätten nur Sex, was keiner wissen solle, aber auf Exklusivität besteht sie. Sie zeigt sich auch eifersüchtig auf mich, wenn längere Kontakte wg der Kinder bestehen. Für mich ist recht offensichtlich, dass die beiden irgendwann doch in eine Beziehung übergehen werden. Mein Verstand weiß, sie ist eine gute Frau, wäre ein potenziell stabiler Umgang für die Kinder. Meine Emotionen hingegen wollen sie am liebsten überfahren.

Ich möchte dieses schmerzende und kräftezehrende Gedanken- und Emotionskarussell endlich ablegen.

So, jetzt höre ich auf, es ist lang genug geworden. Danke fürs Lesen!

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Hast Du schon mal drüber nachgedacht, eine Psychotherapie zu machen, um herauszufinden, warum du so schlecht allein sein kannst? Ich halte das für wichtig, denn mit der Verzweiflung wirst du wahrscheinlich, wenn du in nächster Zukunft einen Mann kennenlernst, so froh sein, wieder jemanden zu haben, dass Du evtl. wieder in einer unguten Beziehung landest, die du dann nicht beenden kannst oder willst, um nicht wieder allein zu sein. Gerade wegen der Kinder wäre es aber enorm wichtig, dass Du solchen Gefahren nicht ausgesetzt bist, weil wenn Du Dir den falschen Mann ins Haus holst, evtl. auch Deine Kinder dann darunter leiden müssen.

Ich finde ein gewisses Sehnen nach Nähe und Aufmerksamkeit normal, aber so eine Verzweiflung wie bei Dir, noch dazu mit der Vorgeschichte, dass Du nie allein warst, ist ungesund m.E.! Ich würde mir ehrlich psychologische Hilfe suchen. Viel Glück.

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Danke für deine schnelle Antwort.

Ja, das sind Fragen, die ich mir selbst auch schon gestellt habe. Keine Ahnung. Meine Familie war sehr instabil, mehr als das. Ich weiß auch, dass ich schreien gelassen wurde. Viele Erwachsenen behaupten, schädliches im Kindesalter habe ihnen schließlich auch nicht geschadet, liest man ja auch in anderen Foren. Vielleicht ist es doch so. Oft denke ich, es mangelt mir an Urvertrauen. Auch in anderen Situationen.

Ich habe eine Freundin, Psychotherapeutin aber keine Psychologin. Mit ihr habe ich öfter geredet. Also es ist nicht so, dass ich irrational handele. Ich bin sehr reflektiert und kontrolliert. Ich hole mir ja eben nicht den falschen Mann ins Haus, obwohl alles in mir nach Nähe schreit. Ich halte es ja aus, um eben nicht meine Kinder mit einem Fehler zu konfrontieren. Die Möglichkeit hatte ich ja. Ich lerne ja gelegentlich Männer kennen. Aber bevor was draus wird, säge ich es ab, sobald ich eben merke, es geht in die falsche Richtung.

Mich kotzt nur einfach an, dass es so ist. Ich beneide Menschen, die sich selbst genug sind. Ich wage aber auch zu bezweifeln, dass jeder Mensch, der sich selbst nicht genug ist, irgendein psychisches Problem hat. Menschen sind nunmal unterschiedlich. Oder nicht?

Nichtsdestotrotz bin ich immer offen für alles. Natürlich würde ich eine Therapie machen. Es scheitert momentan an Energie und Zeit, mich überhaupt um eine zu bemühen, geschweige denn dann die Termine.

LG

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Hm, im letzten Absatz hast du gesagt, dass du keine Energie und Kraft hast, dich um etwas zu kümmern... Also wird sich nichts ändern. Vielleicht schaffst du es, etwas zu ändern, wenn du die Energie darein steckst. Ich selbst habe mich neulich psychologisch beraten lassen bei der örtlichen frauenberatungsstelle. Dort bekommt man schnell einen Termin und kann mal seine Gedanken sortieren, ohne gleich eine Therapie zu machen.

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Dein Problem ist, dass du nie gelernt hast alleine glücklich zu sein. Das tut mir für dich als Person leid, denn sobald man das gelernt hat (das kann ein langer Prozess sein, fiel mir unglaublich schwer) ist ein Partner kein Muss sondern eine Wahl. Man umgibt sich nur mehr mit Menschen die einem selbst absolut gut tun und begnügt sich nicht mehr.

Du bist von Beziehung zu Beziehung gehüpft und denkst das war ok so weil du mit einem davon eine längere Ehe geführt hast. Dem ist aber nicht so, du weißt nicht wer du alleine eigentlich bist und was du genau in einer anderen Person für DEINE persönliche Entwicklung suchst.

Ich habe auch 2 lange Beziehungen kurz hintereinander geführt (nicht nahtlos aber nur wenige Monate dazwischen). Nach der 2. dachte ich das kanns doch nicht sein und blieb erst mal alleine. Beste Entscheidung überhaupt, ich lernte mich und meine individuellen Bedürfnisse kennen und nach 3 Jahren kam MEIN Mann. Natürlich weiss ich nicht ob das für immer hält, aber ich bin viel glücklicher als in meinen anderen Beziehungen weil es meine Wahl war. Ich war alleine auch glücklich aber mit ihm noch mehr.

Du hast dir die Situation noch schwerer gemacht weil du nach der Trennung Sex mit ihm hattest. Du sagst selbst du kannst Gefühle und Sex nicht trennen, mit dem Exmann schon gar nicht.. das war nicht so klug, so hast du dir den Liebeskummer verlängert. Du bist erst seitdem wirklich getrennt, wo er gesagt hat, dass er nicht mehr mit dir schlafen will. Also erst wenige Monate? Klar hast du da noch Liebeskummer, das ist ganz normal und hat nichts mit Sucht o.Ä. Zu tun.

Lern dich selbst kennen, sei mit dir selbst und deinen Kindern glücklich. Wer bist du? Hobbies Sport? Ein Mann kommt dann schon wieder von ganz alleine. Alles gute

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Du bist wirklich sehr zu bedauern.

Am besten wäre es - theoretisch - wenn man selbst glücklich und mit sich im Reinen ist und dann kommt jemand, mit dem man das alles teilen kann. Dann wird niemand als Krücke missbraucht für ein unausgefülltes Leben.

Liebst du dich eigentlich selbst? Das scheint mir nicht so.

Wenn du keine Therapie machen kannst auf die Schnelle, macht es vielleicht Sinn, wenn du dich deinen Ängsten mal stellst statt davor wegzulaufen und dem Ex nachzujammern oder den nächsten zu suchen.

Fahr allein mit oder ohne Kinder in den Urlaub. Mach lange Spaziergänge, sitz in der Sauna oder am Meer und starre Löcher in den Sand und lerne, dich selbst zu ertragen. Überlege dir, was dir allein Spaß macht, was du vielleicht immer schonmal tun wolltest.
Ich kenne Leute, die sind zur Selbstfindung ins Kloster gegangen statt in den Cluburlaub mit Hoppsassa und Trallala. Die brauchten das mal zur Entschleunigung und um von dem ewigen Kreislauf aus Bespaßung, Dauererreichbarkeit, Dauerberieselung etc. wegzukommen. Soll helfen, habe ich gehört.

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Naja, das Liebeskummer einem „kalten Entzug“ nahekommt, ist ja wissenschaftlich sogar bewiesen. Nichts desto trotz kommt es mir anhand deines Beitrags eher so vor als würde dir das allein sein schwerer fallen als die Trennung deines Exmannes an sich.

Auch wenn es immer einfach gesagt ist aber Liebeskummer hatten wir ja fast alle schon mal und das Einzige, was meines Erachtens dabei hilft ist, Ablenkung und versuchen aufhören zu viel darüber nachzudenken.
Mach dir Gedanken und vielleicht einen Plan darüber wer du bist und was du im Leben noch gerne erleben möchtest oder evtl schon immer machen wolltest und geh die Dinge an - für dich selber! Keiner sollte sich nur über eine Beziehung definieren und man muss auch versuchen sich selbst glücklich zu machen.

Ich selbst habe nach meiner letzten Beziehung endlich meine langen Träume vom Reisen wahrgenommen und bin in dir USA - ganz alleine und das zum ersten Mal - und es war die beste Erfahrung, die ich bis dato gemacht habe!

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Aus meiner Erfahrung hilft nur wieder neu verlieben. Aber leider lässt sich das ja nicht erzwingen.