Bitte von Besuch, Fotos abzunehmen.

Nächstes Wochenende möchte eine alte Freundin von mir mit Mann und Kind (5) zu Besuch kommen. Jetzt hat sie mir geschrieben, ob wir die Bilder unserer Tochter abhängen können, damit ihr Kind keine Angst bekommt.

Theodora hatte ja eine Triploidie und dazu gehören auch schwere Fehlbildungen. Tizian hatte damals keine Angst vor ihr. Er war zwei Jahre alt.
Eliel wird bald 3 und sieht sich die Fotos auch täglich und guckt sie sich auch mal bewusst an.

Mich überfordert diese Bitte gerade vollkommen.
Benny ist stinksauer. Er sagt, wenn sie nicht will, dass ihr Kind das Foto sieht, soll sie ohne ihr Kind kommen, er hängt kein Foto von unserer Tochter ab.
Ich weiß, dass sie nicht wie ein normales Baby aussieht, aber ich möchte sie auch nicht verleugnen. Es sind auch nur ein paar normale Fotos, kein riesiges Plakat.

Wie würdet ihr damit umgehen?

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Ich würde da nichts abhängen und finde die Bitte sehr anmaßend! Viel eher müsste man das Kind doch eventuell drauf vorbereiten, dass manche Kinder aussehen als man selbst.

Oder ihr bittet sie, falls ihr sie mal besucht, die Bilder ihres Kindes abzuhängen.

Wahnsinn, auf was für Ideen die Leute kommen.

2

Ich würde die Bilder nicht abhängen - unabhängig von dem was sie zeigen. Es ist eure Wohnung. Wenn es das Besuchskind nicht verkraftet (wovon ich nicht ausgehe!), dann trefft euch woanders.

Und wenn ich bedenke, dass ihr noch einmal ein anderes Familienbild habt als ich, würde ich die Bilder noch weniger abhängen. Euer Kind gehört zu euch ind die Bilder verschwinden zu lassen käme mir wie Betrug vor.

3

Ich würde dem Besuch einen virtuellen Vogel zeigen und sie bitten nicht zu kommen.

So viel Respektlosigkeit finde ich völlig daneben.

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Kinder nehmen sowas doch total unvoreingenommen wahr. Ich glaube nicht, dass sich das Mädchen da erschrecken würde, außer man redet es ihr ein.
Ich finde die Bitte der Freundin anmaßend und unsensibel und würde ganz sicher nichts abhängen.
Eher würde ich den Besuch ausladen.

Alles Liebe 🍀

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Auf keinen Fall würde ich die Fotos abhängen. Sie kann ihr Kind durchaus darauf vorbereiten, dass dort vielleicht auf den Bildern ein Kind zu sehen ist, welches besonders aussieht, weil es eben eine besondere Krankheit hatte. Und selbst wenn sie sich nicht in der Lage fühlt, ihr Kind vorzubereiten, wird das Kind vermutlich ganz gut damit zurecht kommen. Vielleicht wird es Fragen dazu stellen, aber das ist ja nicht schlimm. Eure Tochter hat (auch wenn sie nicht leibhaftig anwesend ist bzw. gerade deswegen) generell und v.a. in eurer Wohnung Daseinsberechtigung und niemand sollte ihr und euch das absprechen.
Die Bitte finde ich ziemlich pietätlos. Ich würde zurück melden, dass sie gern ohne Kind kommen kann, wenn sie das alles nicht möchte, und dass der Umgang mit Krankheit und Tod (auch für ihr nicht betroffenes Kind) gesünder ist, wenn selbiges kein Tabu bleibt.

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Danke.
Unsere Tochter hatte unter anderem eine Holoprosenzephalie und eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, nur zur Einordnung.

Mir tut es auf jeden Fall gut, zu hören, dass auch Außenstehende es sehen, wie wir. Wir neigen nämlich in Bezug auf Tizian und Theodora häufiger dazu, überempfindlich zu sein.

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Wir haben auch ein verstorbenes Kind, von dem es Fotos in der Wohnung gibt (es hatte jedoch keine sichtbaren Fehlbildungen). Ich wäre schockiert, wenn jemand von uns fordern würde, doch bitte beim Besuch nicht damit konfrontiert zu werden. Klar sieht eure Tochter vielleicht ungewöhnlich aus, aber damit muss der Besuch leben. Wenn man sich drauf einlässt, wird man sich wahrscheinlich schnell an das besondere Gewicht gewöhnen. Ich finde, dass anderen klar sein sollte, dass ihr jeden Tag mit eurer Tochter im Herzen und in Gedanken lebt und durch den Verlust eines große Last mit euch herum tragt - da sollte es doch für andere verkraftbar sein, sich einen Nachmittag lang dieser Situation zu stellen, die ebenso sie selbst hätte treffen können. Ich bin überzeugt, dass man dies auch Kindern zumuten kann und sollte. Sie haben da ja sowieso ihre ganz eigenen Sichtweisen zu und können viel unvoreingenommener mit so einer Situation umgehen.

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Ich glaube nicht, dass die Fotos dem Mädchen Angst machen. Kinder akzeptieren ja oftmals sehr viel mehr das Andersein von anderen Menschen als viele Erwachsene. Ich würde sie keinesfalls abhängen. Ich würde mich auf Fragen durch das Mädchen einstellen und diese liebevoll beantworten. Euch alles Liebe.

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So sehe ich das auch!

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Fühl dich gedrückt meine Liebe 🫂

Ich würde da auch nichts abhängen und kann deinen Mann auch verstehen, dass er stinksauer ist, finde das auch echt ein no go von deiner freundin, eure Tochter gehört zu euch. Ist echt eine bescheidene Situation, aber vllt kannst du mit ihr nochmal sprechen und ihr es iwie nahe bringen, dass ihr das nicht möchtet und es auch nicht tun werdet, dann ist sie ja am Zug und muss entscheiden, ob sie dennoch vorbei kommen oder eben nicht....

Einen schönen Abend euch 🤗

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Danke.

Ich bin auch sehr verletzt, aber ein Teil von mir kann es trotzdem verstehen, weil sie ja nun einmal schwere Fehlbildungen hatte, unter anderem eine Holoprosenzephalie.
Aber es tut auf jeden Fall gut, dass auch andere sagen, dass die Bitte zu viel ist.

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Ich denke da liegt es eher am Besuch das der Tochter im Vorfeld zu erklären - falls da Ängste bestehen, dass sie es schlecht verarbeiten kann.

Mein Sohn ist etwas über 3 - da hätte ich keine Bedenken dass er Angst bekommt. Aber natürlich dass er Fragen stellt (falls ihm die Fotos überhaupt auffallen würden)
Aber ich denke das ist legitim und ihr könnt Fragen ja bestimmt auch gut beantworten.

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Da fehlen mir wirklich die Worte. Fehlbildungen sind nichts was man verstecken sollte, sondern man kann sie als Anlass nehmen, das Gespräch zu suchen und Verständnis zu fördern.

Eine der besten Freundinnen unserer Ältesten aus der Kita, hatte das Down Syndrom. Unsere beiden Großen hatten am Anfang gefragt, was sie hat und wir haben ihnen das einfach erklärt. Das war völlig ok. Noch heute, viele Jahre später (die Großen sind fast 19 und 17), erinnern sie sich glücklich an dieses Mädchen. Als unser Sohn vor etwa einem Jahr in Bio das Thema Chromosomenanomalien hatte, kamen sie auf das Thema Down Syndrom. In der Klasse wurde es besprochen und fast alle sagten, das sie ein solches Kind nicht bekommen würde. Unser Sohn sagte zu uns nur "Warum soll man so ein Kind nicht bekommen? Das ist doch dann einfach wie L.ara." Diese Ansicht hat er auch im Unterricht vertreten.

Kinder sollten lernen, wie viele Facetten das menschliche Leben haben kann und der beste Weg dafür, ist ihnen zu zeigen wie Vielfältig wir sein können. Eure Theodora ist kein anonymes Bild in einem Buch über Fehlbildungen, sondern ein Mädchen mit diesen Besonderheiten, das in eure Familie geboren wurde. Geliebt genau so wie sie war.
Kinder sollten das verstehen lernen. Das wäre eine Möglichkeit. Die Bilder abzuhängen ist einfach falsch, das würde ich auch so kommunizieren.

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Bei ihr ist es schon was anderes als das Down Syndrom. Sie hatte unter anderem eine Holoprosenzephalie.

Ich finde deinen Sohn klasse!

Wir überlegen noch, wie wir ihr am besten antworten, also den konkreten Wortlaut.

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Ich bin mit der Krankheit bzw. mit dem Erscheinungsbild vertraut. Es ist natürlich anders und eher ungewöhnlich, vielleicht auch für manche erst mal erschreckend, aber dennoch ist es unglaublich wichtig, die Seele hinter dem Aussehen zu sehen. Man kann Kindern viel erklären und sie sind oft so viel offener als wir Erwachsenen.

Mal ehrlich, was wäre, wenn eure kleine Maus noch bei euch wäre? Müsstet ihr sie dann bei Besuch verstecken, damit andere vor ihr keine Angst haben? Alleine darüber nachzudenken ist doch einfach nur traurig und verstörend. Bilder abzuhängen wäre wie sie zu verleugnen, oder eben zu verstecken. Das hat die Kleine nicht verdient und auch ihr als Eltern nicht.

Ich möchte noch sagen, es tut mir unendlich leid, wie viel Schmerz ihr durch den Tod eurer Kinder schon erfahren musstet und meine Hochachtung dafür, dass ihr dennoch weiter euren Weg geht.
Wir haben die letzten 6 Wochen unsere persönliche Hölle durchlebt, als im Raum stand, dass unsere kleine Neunjährige an Krebs erkrankt sein könnte. Seit gestern Abend, 17.30Uhr wissen wir, das dem nicht so ist. Allein die verschiedenen Szenarien gedanklich durchzuspielen war kaum zu ertragen sowie das Bild eines normalen Alltags aufrechtzuerhalten - wir hatten ihr nämlich nicht gesagt, welche Vermutung im Raum steht. Ich hoffe, das wir das nie wieder erleben müssen. Was ihr ertragen habt, ist für mich unbegreiflich traurig.

Alles Gute für euch.

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