Meine Selbstsicherheit liegt bei 0,0

Hallo zusammen,

vielleicht kann mir jemand von euch eine hilfreiche Perspektive von Außen geben, meine Gedanken kreisen und kreisen und ich finde einfach keinen Ausweg.
Ich war nie besonders selbstsicher. Meine Mutter hat eine ausgeprägte narzisstische Persönlichkeit und hat mir meine gesamte Kindheit lang das Gefühl gegeben, ein Niemand zu sein (auch mithilfe körperlicher Gewalt), dazu kam teilweise heftiges Mobbing in der Schule. Meine Jugend war auch nicht besonders schön und geprägt von SVV, Essstörung etc. pp. Das alles habe ich zum Glück überwinden können, aber meine Selbstsicherheit ist nach wie vor am Boden. Einerseits bezieht sich mein negatives Selbstbild auf mein Äußeres, was aber noch viel schlimmer ist: Ich kann kaum noch ein Gespräch führen, ohne dass mir danach tausend negative Gedanken durch den Kopf gehen: „Du hast komplett dumme Dinge gesagt! Die andere Person denkt bestimmt du bist dämlich/hast eine üble Einstellung zum Thema/bist arrogant/…“ Ich kann häufig nicht schlafen, weil ich Angst habe, dass andere Menschen schlecht über mich denken. Häufig stellt sich im Nachhinein raus, dass das nicht zutrifft oder im Gegenteil, dass Menschen sogar gut fanden, was ich geäußert habe, aber das ändert nichts an dieser Spirale. Beim nächsten Mal kommen die Zweifel wieder hoch. Ich habe sogar das Gefühl, es wird immer schlimmer.

Habt ihr Ratschläge für mich, wie ich diese Gedanken unterbrechen kann? Gerne auch Tipps zu bestimmten Websites, Büchern o.ä.
Ich habe langsam keine Kraft mehr und wäre für Anregungen/Erfahrungen sehr dankbar.

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Hey du,

Ich befürchte, die Antwort ist nicht so einfach, wie du es dir sicher wünscht. Es gibt nicht das Mittel für Selbstsicherheit.

So wie du dein Leben beschreibst, scheint mir dein "Problem" sehr vielschichtig und komplex.
Mit nem Buch lesen wird es nicht weg gehen.

Hast du schon mal Psychotherapie gemacht?
Das würde ich dir raten. Und als aller ersten Schritt würde ich das beim Hausarzt mal ansprechen. Das Gedanken kreisen würde ich beschreiben, auch Dinge aus deiner Kindheit und Jugend berichten. Da wird es dann hoffentlich gute Ideen von deinem Arzt geben.

Nen Facharzt könntest du auch kontaktieren. Hier wäre dann der Psychiater der Ansprechpartner.

Möglicherweise gibt es auch eine Beratungsstelle in deiner Nähe. Vielleicht von der Diakonie oder Caritas. Dort kann man hin und erstmal die ganzen Dinge die im Kopf sind sortieren.

Ich wünsche dir alles Gute!
Du musst das übrigens nicht alleine hinkriegen. Du darfst Hilfe annehmen.

Bearbeitet von elliot78
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Vielen Dank dass du dir die Zeit für eine so ausführliche Antwort genommen hast!
Ich kann es mir aber überhaupt nicht vorstellen, bei jedwedem Arzt deswegen vorzusprechen. Beim Hausarzt wüsste ich gar nicht, was ich sagen sollte. „Hallo, ich habe wenig Selbstsicherheit…“ Der lacht mich doch schallend aus, wenn ich mit sowas auftauche. Und was sollte er dann machen?
Psychiater geht gar nicht. Das hat tiefgreifendere Gründe… In meiner Kindheit und Jugend wurde „Ich stecke dich in die Klapsmühle“ oder „Ich bring dich zum Irrenarzt“ als Drohung verwendet, bis heute löst das extreme Beklemmungen in mir aus. Längere Geschichte alles mit vielen üblen Bilder die da geschaffen wurden, bei Psychiater bin ich raus.

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Dann wäre der erste Weg, Psychiater wieder „positiv zu besetzen“.

Die sind nun mal die richtige Anlaufstelle. Und Psychologen (würde vllt schon reichen, muss nicht direkt ein Psychiater sein) sind meilenweit von „Klapse“ entfernt :)

Bei körperlichen Erkrankungen gehst du ja auch zum Spezialisten und meidest beispielsweise keine Chirurgen, weil jemand sie als „Metzger“ bezeichnet.

Bei dir gehört wirklich viel aufgearbeitet, ob du das komplett alleine schaffst, ist sehr fraglich, da bin ich ehrlich.

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Helfen kann ich eher nicht, da es mir sehr ähnlich geht. Nach jedem Gespräch analysiere ich was dumm gewesen sein könnte. Ich habe zu viel geredet, zu wenig etc. Mein Problem ist auch, dass ich den Läuten gefallen will und mittlerweile ist es so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich sehr oft nur erzähle es sich glaube sie hören wollen. Ich habe nicht die volle Kontrolle darüber und ärgere mich im Anschluss so sehr. Wenn zb jemand offensichtlich keine Wurst mag, dann passiert es mir häufig, dass ich sage mir würde sie auch nicht schmecken ob wohl das nicht stimmt. Das war jetzt natürlich nur ein Beispiel. Bei einer Wurst kann ich meist gerade noch meine Meinung sagen. Es ist anstrengend. Und versaut einem so viel. Denn ich glaube so sch** bin ich gar nicht. Aber zb auf der Arbeit kann man schwer Erfolg haben wenn man selber immer an sich zweifelt. Damals war ich ganz gut in meinem Job die rückmeldung habe ich auch bekommen und etwas Selbstsicherheit habe ich auch gewonnen aber trotz allem habe ich immer im hibterkopf das ich ja doof bin und es an xy liegt da sich jetzt klar komme und niemals in einem anderem Job bestehen würde. Eigentlich weiß ich das das nicht stimmt aber ich bekomme es nicht raus… jetzt mit 2 Kindern und viel elternzeit wird es nur noch schlimmer. Jetzt hat sich auch mein aussehen(das mir noch nie sonderlich gefallen hat) verändert. Mein Bauch ist wabbelig, ich habe zugenommen, bin aufgedunsen und habe Augenringe bis nach China. Wobei ich bei den Augenringe noch Hoffnung habe das die mit etwas mehr Schlaf verschwinden… naja lange rede. Wenn du eine Lösung findest sag bitte Bescheid…..vor dem Hausarzt ist mir das so peinlich bzw wüsste ich gar nicht was ich sagen soll.

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I feel you :(. Fühl dich gedrückt!

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Hallo,

vielleicht kannst du klein anfangen.

Z. B. mit dem Gedanken, dass du nicht jedem gefallen musst!
Und wenn du mit deinem Äußeren unzufrieden bist, kannst du eigentlich sofort loslegen.
Neuer Kleidungsstil, Frisur, Schminke?
Du musst nur dir selbst gefallen.

Das klingt jetzt arrogant, aber so ist es nun mal - ich liebe mich selbst und ich tue alles dafür, dass es mir gut geht. Bewusst und jeden Tag.

VG

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Ich finde, das klingt gar nicht arrogant. Ich achte auch sehr auf mein Äußeres, soweit es mir eben mit Familie möglich ist. Trage jeden Tag Make-up, achte auf meine Kleidung etc. So geht es einigermaßen, auch wenn ich mich grundsätzlich eher hässlich finde. Schlimmer ist es wie gesagt eher mit Blick auf das Miteinander mit anderen.

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Hallo,

ich wollte noch etwas schreiben, was ich in der ersten Antwort vergessen habe.

Wenn du doch eine Therapie machen möchtest...
Dein Arzt würde dich nie dafür auslachen oder schlecht von dir denken, warum auch?
Ich hatte damals eine schwere Trennungsphase (von meinem Ex-Mann, vor vielen vielen Jahren) und fragte meinen Hausarzt nach Hilfe. Er hatte alles organisiert und ich hatte einige Gespräche mit einer Therapeutin, die mir wirklich geholfen hat.

Ich wünsche dir alles Gute, gib dir einen Ruck!

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So wie du dir das vorstellst, mit Büchern oder dem Internet, so kann es doch nicht funktionieren.

Wenn du etwas ändern möchtest, dann denke ich wirklich das du an die Wurzel des Übels ran musst, da führt kein Weg dran vorbei. Und bei der Kindheit, mit ihren heftigen negativen Prägungen, kommt da viel Arbeit auf dich zu. Alleine das du denkst, das dein Hausarzt dich auslachen würde, das zeigt doch, wie komplex und tief das alles bei dir ist.

Du bist mittlerweile erwachsen, von daher sollte dir doch auch klar, sein woher deine Abneigung gegen Therapeuten kommt und das sie nicht der Realität entspricht. Im Grunde bestimmt immer noch deine Mutter über dein fehlgeprägtes Leben. Das Kind in dir ist extrem präsent und umd as geht es schlußendlich auch.

Erst wenn du eine eigene Kindheit mit professioneller Unterstützung aufgearbeitet hast, kann ein anderes Leben anfangen. Oder anders ausgedrückt: Ist dir jemals ein Therapeut über den Weg gelaufen, der dich an dem festhalten lässt, was deine Mutter als Drohung genutzt hat?

Klar, niemand kann dich zwingen eine Therapie zu machen....aber wieviel Lebenszeit willst du noch damit verschwenden, dir das Leben selber schwerer zu machen, als e sin Wirklichkeit ist?

Lob und Zuspruch von echten Menschen, die dich schätzen, kannst du gar nicht annehmen, also was sollen Bücher oder das Internet dagegen ausrichten?

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Danke dir für deine Antwort! Ich habe noch nie eine Therapeutin oder einen Therapeuten kennengelernt und weiß auch von niemandem in meinem Umfeld, der eine Therapie gemacht hat. Kann mir aber nicht vorstellen, dass „keine Selbstsicherheit“ ein Grund ist, jemandem mit schweren (psychischen) Problemen einen Therapieplatz wegzunehmen. Ich gehe ja auch nicht mit einem Kratzen im Hals zum Arzt.

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Du leidest aber, deine Gedanken kreisen unentwegt. Das ist sehr wohl ein Grund, einen Therapieplatz zu belegen. Andere belegen auch Therapieplätze, die sind nicht alle gleich schizophren und paranoid.
Du würdest sowieso auf eine Warteliste kommen, aber du hättest dann eine Perspektive, einen Lichtblick.
Besonders in der Coronazeit haben sehr viele Menschen psychische Probleme entwickelt. Das Tabu muss endlich gebrochen werden - bitte keine falsche Scham und trau dich.

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Danke für deine Antwort! Es freut mich, dass du einen Weg gefunden hast, dich selbst besser annehmen zu können. Ich bin jedoch nicht gläubig und kann damit nichts anfangen. Alles Gute dir!

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Danke. Das wünsche ich dir auch. Trotzdem möchte ich noch kurz Bezug nehmen auf „damit kann ich nichts anfangen“. Wieso nicht? Weisst du, das ist nicht „nur“ ein Glaubensweg. Ich bin keineswegs fromm oder so. Das, was du in der Bibel nachlesen kannst, würde dir bestimmt auch Mut geben. Es gibt ganz tolle Menschen, auch Atheisten oder Agnostiker, Physiker oder sonst wie, ganz standhafte Menschen. Die erzählen ein bisschen von ihren Krisen und ihrem Leben. Und was sie glaubten und was sie erlebt haben mit Gott. ERF-Mensch-Gott auf youtube zB.

Alles Gute!

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Liebe TE, es tut mir in der Seele weh zu lesen, wie es dir geht und vor allem wie deine Mutter mit dir umgegangen ist.
Ich habe mir nicht alle Antworten durchgelesen aber habe mitgekriegt, dass du dir schwer tun würdest bei deinem Hausarzt vorzusprechen. Ich kann dir nur empfehlen, wenn du dich dazu entschließen solltest, eine dir vertraute Person mitzunehmen, die falls du Probleme haben solltest dich zu öffnen; für dich sprechen kann und deine Probleme für dich schildern kann. Ich würde an deiner Stelle unbedingt eine Psychotherapie anstreben, ohne professionelle Hilfe stelle ich mir das fast unmöglich vor. Fühl dich ganz fest umarmt. Du bist ganz sicher ein super toller Mensch, zumindest liest du dich sehr sympathisch

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Die anderen haben Recht. Su solltest wirklich ganz ganz schnell eine Therapie in Angriff nehmen. Du nimmst niemandem einen Platz weg. Deine Probleme sind ja existent.

Als klar war, dass meine Tochter damals eine Therapie brauchte, bin ich nicht über den Hausarzt gegangen, sondern hab ein paar Therapeuten in der Gegend angeschrieben und das Problem geschildert. Wir durften dann zum Vorgespräch hin, und die haben uns dann erklärt, welche Infos der Hausarzt braucht, um ein Rezept ausstellen zu können. Sorum empfinde ich es als einfacher, wenn von deiner Seite aus da Hemmungen vorhanden sind.
Vielleicht wäre auch ein Coaching was für dich, das ist dann allerdings für Selbstzahler.

Bis du einen Platz hast, schau dir doch mal die Bücher an:

Von Stefanie Lorenz:
Das Kind in dir muss Heimat finden plus das Arbeitsbuch dazu
Inneres Kind heilen: "ich war schon immer so..."

Alles Gute.

Bearbeitet von missbalou