Mein Mann hat Burnout

Ihr Lieben,

ich hoffe, ich bekomme hier Hilfe und ein paar Tipps.

Meinem Mann wurde Burnout diagnostiziert und momentan ist er krank geschrieben.
Wir haben zwei Kinder, 9 und 12 Jahre alt. Vor allem der Große ist momentan in einer schwierigen pupertären Phase. Schulisch tut er sich seit diesem Schuljahr schwer und allgemein hat er eine Null-Bock-Stimmung und ist den ganzen Tag auf Krawall gebürstet.
Ich bin berufstätig und arbeite 35 Stunden die Woche, mein Mann Vollzeit 40 Stunden auf dem Papier, in der Realität eher 50 Stunden. Er ist extrem ehrgeizig was seinen Job betrifft und das hat ihm nun wohl auch das Burnout beschert. Intern wird in seiner Firma momentan umstrukturiert und mit der Veränderung kommt er nicht klar. Er bringt allerdings auch nicht die Motivation auf, sich um einen neuen Job zu bewerben und das schon seit Monaten. Nachdem in den letzten Monaten nun auch gesundheitliche Beschwerden aufgetreten sind, habe ich ihn zum Arzt geschickt, der ihn einmal komplett auf den Kopf gestellt hat. Ergebnis ist die Diagnose Burnout.
Ich stemme hier zuhause den kompletten Haushalt bis auf die Arbeiten, die die beiden Jungs übernehmen und bin eigentlich auch am Anschlag.
Mein Mann ist nun die dritte Woche zuhause und hält sich akribisch an die Vorgabe des Arztes sich zu schonen. Nächste Woche hat er nochmal einen Arzttermin, dann soll besprochen werden, wie es weiter geht. Ich werde hier gerade irre, weil er mir einerseits natürlich irgendwie leid tut, aber andererseits kann ich mit seinem Selbstmitleid gerade überhaupt nicht umgehen. Ich schäme mich für den Gedanken, aber am liebsten würde ich ihn momentan zum Mond schießen.
Ich erhoffe mir ehrlich gesagt ein paar Erfahrungen von Familien mit vielleicht ähnlichen Problemen. Wie seit ihr damit umgegangen? Und welche Möglichkeit gibt es, meinen Mann aus diesem Loch wieder heraus zu bekommen? Wie geht es jetzt weiter?

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Burnout heißt nicht, dass dein Mann gar nichts machen darf, oder? Er kann doch im Haushalt helfen und mit den Kindern. Was den Job angeht, sollte er über eine Reduzierung oder über einen Wechsel nachdenken.

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Eine Stundenreduzierung im Job ist gerade nicht möglich, da aufgrund der Umstrukturierung noch nicht klar ist, welche Aufgaben er künftig bekommt. Meiner Meinung nach wäre ein Wechsel am sinnvollsten aber wie gesagt, er kann sich nichtmal dazu aufraffen, Bewerbungen zu schreiben.
Der Arzt hat ihm geraten, sich körperlich und geistig zu schonen und das lebt er gerade komplett aus.

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Schonung heißt aber nicht absolute Bettruhe, oder? Sorry, ich finde es zu einfach, dass du alles stemmen musst. Er kann durchaus Spaziergänge machen, zu Hause einige Aufgaben übernehmen.

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Am vorerst wichtigsten scheint mir, dass dein Mann von professionellen Händen betreut wird, das bedeutet von einem Psychiater oder Psychologischen Psychotherapeuten.
Diese Profis können dann zusammen mit ihm einen weiteren Plan erstellen, der evtl. auch einen Aufenthalt in einer Fachklinik einschließen könnte. Das weitere Vorgehen im beruflichen Bereich wird sich in diesem Rahmen mit der Zeit herauskristallisieren.

Eine zusätzliche ambulante Psychotherapie dürfte empfehlenswert sein, um die alten Fehlhaltungen aufzuarbeiten und Rückfällen vorzubeugen.

Ansonsten gilt die Devise der 3 G: Geduld, Geduld, Geduld.

Das stellt leider die Angehörigen oft auf eine harte Probe.

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Ich hoffe sehr, dass sich beim nächsten Arzttermin hinsichtlich einer weiteren Therapie was tut. Momentan ist er nur krank geschrieben, aber das löst ja das Problem nicht.

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Ein burn out ist letztlich eine Depression, ausgelöst durch Stress und Überlastung.

Ein depressiver Mensch braucht ggfs. Anti- Depressiva. Der Antrieb ist stark beeinträchtigt, und er ist krank. Es geht halt nichts mehr. Nur weil er zuhause ist bedeutet es doch nicht das er nun den Haushalt schmeißen sollte, sich bewerben (Stress!!) oder dergleichen. Er ist krank. Psychisch krank.

Mir fehlt da auf deiner Seite ein bisschen das Verständnis. Er kann sich gerade keinen neuen Job suchen, dass wäre fatal. Ein neuer Job ist doch immer erstmal mit viel zusätzlichem Stress und Belastungen verbunden, dafür müsste er erstmal wieder gesund sein. Er hat eben keine Energie für den Haushalt, der Akku ist leer und nun wo er zuhause ist schläft sie Erschöpfung erst so richtig zu.

Nun mal Butter bei die Fische-der hat doch vorher auch nicht gerade viel zuhause gewuppt, wenn er 50 Stunden arbeitet, oder?

Ich finde euer Pensum allgemein zu hoch, ihr kommt auf 85 Stunden gemeinsame Arbeitszeit- und zieht nebenher noch zwei Kinder hoch, gesund ist das nicht.

Es ist nicht so als würd dich nicht verstehen das es dich nervt. Du hast selbst Stress, und dann hockt der Mann da auf der Couch und packt nicht mit an- das nervt gewaltig. Aber das musst du nun erstmal aushalten.

Ich drück dir die Daumen das dein Mann schnell fachkundige Hilfe findet, sich sein Zustand bessert und du wieder eine Stütze in ihm hast.

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Er hat vorher immerhin die Einkäufe übernommen und Fahrdienste für die Jungs, die beide im Sportverein aktiv sind. Mit dem großen Sohn hat er außerdem regelmäßig Mathe gelernt. Das muss nun alles ich mit übernehmen und gerade haben meine Tage gefühlt zu wenige Stunden.
Ich weiß, dass es ihm nicht gut geht. Aber ich bin ehrlich: wenn er auf der Couch liegt während ich im Chaos versinke und er mir erklärt, dass er sich schonen soll, dann muss ich mich schon sehr um Verständnis bemühen.

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Einkäufe - nutzt einen Abholservice (z. B. Re*We) oder Lieferdienst. Vielleicht schafft es ja sogar dein Mann zumindest vom Handy aus die Bestellung aufzugeben. Ansonsten du. Das Abholen selbst dauert dann 5 Minuten statt einer Stunde.
Fahrdienste - kannst du dich mit anderen Eltern absprechen und Fahrgemeinschaften bilden?
Mathe - sich auf komplexe Matheaufgaben zu konzentrieren wird für deinen Mann grad etwas schwierig sein, aber es sind bald Ferien. Das Thema kann also bald erstmal ruhen

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Ich denke mit schonen/ ausruhen ist gemeint, dass er jetzt Zuhause keine Baustelle beginnt, also nicht mit renovieren oder Gartenumgestaltung anfängt.
Ein Alleinlebender könnte ja auch nicht mehrere Wochen alles liegen lassen im Haushalt oder müsste einkaufen gehen um nicht zu verhungern.
Würde das ihm genau Mal so sagen & kann er ja dann beim nächsten Termin auch mit seinem Arzt besprechen.

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Ich finde du hast sehr wenig Verständnis für deinen Mann. Er ist krank, psychisch. Kannst du weniger arbeiten, ich finde es schon ne Hausnummer soviel zu Arbeiten und noch Kinder erziehen. Dein Mann eine Psychotherapie

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Ich weiß, dass es ihm nicht gut geht und ich versuche Verständnis zu haben, aber manchmal ist es schwer wenn ich gerade auch kein Land mehr sehe.
Kurzfristig Stunden reduzieren geht bei uns nicht so einfach und außerdem wäre das finanziell auch schwer, mein Mann rutscht ja ins Krankengeld.

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Ich bin nicht sicher ob einige hier wirklich schon ein Bourn-Out hatten. Ich finde es eher krass, dass dein Mann geschafft hat z.B. ein Fußballspiel zu begleiten.

Mein Bournout ging mit verschiedenen anderen Problemen wie Angstzuständen einher. Ich habe teilweise schon Panik bekommen, wenn mein Mann den Briefkasten öffnen wollte. Wenn irgendeine Nummer auf meinem Display stand. Wenn jemand mich falsch angeschaut hat. Dinge wie aufstehen um Wäsche zu machen - fast unmöglich. Ich musste irgendwie weiterfunktionieren, aber meinem Bournout wäre es deutlich besser ergangen, wenn ich mich wirklich mal 4 Wochen von der Außenwelt abgeschirmt ins Bett gelegt hätte. Einfach um das System mal runterzufahren, welches so langer in so starke Daueranspannung und Stress gelebt hat, dass es irgendwann nen Kurzschluss hatte.

Hättest du mir gesagt, ich soll mich neu bewerben und das mehrmals - keine Ahnung, ob ich noch am Leben wäre. Ich hätte selbst vor meinem absoluten Traumjob Panikattacken. Ich bin froh, dass ich meinen Sohn hatte - ich wollte ihm nicht seine Mutter nehmen, aber das war der absolut einzige Grund, wieso ich überlebt habe.
Dein Mann wird ja das Bournout nicht erst seit gestern haben - die Diagnose holt man sich nicht wenn es einem ein bisschen schlechter geht, bei mir waren es knapp 9 Monate bevor ich mir selbst eingestehen konnte, was genau da bei mir schief lief.

Du musst dringend Verständnis aus tiefsten Herzen entwickeln - so richtig einen Tipp kann ich dir nicht dazu geben. Mein Mann hat glücklicherweise erkannt, dass ich wirklich komplett am Ende war und wir haarscharf an einer Katastrophe vorbei waren. Letztlich hätte er das schon 3-4 Jahre früher erkennen müssen und die Reißleine ziehen, aber er hat wohl immer gehofft dass es noch besser wird.
Aus dem Loch heraus bekommst du ihn nur, indem du ihn unterstützt. Verständnis zeigen, unterstützen, Anteilnahme. Und JEGLICHEN Stress von ihm fernhalten. Das ist nicht einfach, mit Bornout sind selbst normale Dinge wie was gibt es zu Mittag oder der Handwerker hat ne Rechnung geschickt riesen Stress.
Im nächsten Schritt dann gemeinsam planen, wieder Ziele im Leben entwickeln, die nicht mit Arbeit und Leistung zusammenhängen. Wofür lohnt es sich zu leben? Mal so richtig verrückt die Kids im Winter aus der Schule nehmen und 2 Monate verreisen? Ein Haustier? Für was kann sich dein Mann begeistern, was möchte er?
Und danach, ganz langsam, kannst du ihn mit Alltagsdingen belasten. Mit allem anderen schadet du nur dir selbst, weil es ansonsten ewig dauert oder gar nicht mehr weg geht, bis er gesund ist. Drei Wochen sind bei Bournout nichts, rechne lieber mit 9 Monaten - 2 Jahre, bis dein Mann wieder arbeitsfähig ist. Und bitte belaste ihn mit dem Wiedereinstieg nicht, das kommt zu deinem deutlich späteren Zeitpunkt.

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Kannst du ihn nicht in eine Akutklinik für Burnout abschieben. Dann kann er sich in Ruhe erholen und bekommt auch notwendige Unterstützung mit seinem neuen Leben umzugehen.

Dich als Frau möchte ich eher nicht haben mit der Diagnose.

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Was soll das "abschieben"? Tatsächlich fände ich einen stationären Aufenthalt besser, denn das Burnout löst sich ja nicht von alleine in Luft auf. Ich hoffe, dass sein Arzt da auch in die Gänge kommt.

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Ja, kenne ich. Meine Mutter hatte Burnout und mein Mann auch Und fachlich auch. Ich glaube, es ist immer beides. Mitleid mit dem Erkrankten und Wut, weil man plötzlich so viele Probleme allein an der Backe hat. Schlechtes Gewissen, dass der andere sich übernommen hat und Genervtheit. Wunsch zu helfen und Ärger, dass man selbst überlastet hinten runter fällt- und keinen interessiert es, Mann kann nicht mehr genug mitdenken, wieder Besorgnis...

Ich kann beides verstehen.

Ich würde gucken, dass ihr den nächsten Arzttermin abwartet. Und da dann schon im Vorfeld darauf hin wirken, dass was passiert. Therapie, stationär, ambulant.

Jetzt guck mal, wie du für dich Entlastung finden kannst. Was liegen bleiben kann. Was Aufgabe der Kinder sein könnte. Ob du mal ein paar Tage frei nehmen kannst. Oder auch eine Krankschreibung brauchst. Ob jemand zum helfen vorbei kommen kann. Ob das Kind sonst halt eine Klasse wiederholt, wenn er von allein nicht will.

Und dann müsst ihr eh langfristig gucken, wie ihr euer Pensum reduzieren könnt, damit nicht gleich das nächste Burnout kommt. Wenn du am Anschlag bist und er drüber, dann müssen da wohl irgendwelche Einschnitte gemacht werden, auch, wenn es unbequeme Folgen hat.

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Bearbeitet von Kenneichmehrfach
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Ich habe schon oft angesprochen, dass er auch auf 35 Stunden gehen soll und sich dann an die Arbeitszeit halten soll. Er wollte nie, weil er immer dachte, es schadet der Karriere. Jetzt wird umstrukturiert und wie es mit seiner Karriere weitergeht ist plötzlich komplett offen.
Ich hab ihm auch immer gesagt, dass ich ihn trotz seiner Arbeitsbelastung von Familienleben und den dazugehörigen Aufgaben nicht entbinden kann, ich kann nicht alles alleine tragen.

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Aus eigener Erfahrung: Burnout ist sch****. Das ist eine Krankheit und er hat recht wenn er jetzt zu Beginn einfach alle Fünfe gerade lässt. Je mehr er jetzt zu Beginn loslassen kann, desto eher wird es besser.

Deshalb, so schwer es dir fällt, akzeptiere es, dass er sich nicht einbringen kann. Wenn es ihm wieder etwas besser geht, wird er von sich aus wieder mehr machen.
Wenn du ihm jetzt ein schlechtes Gewissen machst oder ihn zwingst mehr zu machen, ist das nur kontraproduktiv.

Gut wäre evtl., wenn es ihn gut genug geht, dass er jeden Tag etwas an die frische Luft kommt.

Was ihr sonst noch machen könntet ist, Blutwerte checken lassen. Eisen, Vitamin D, Vitamin B12, Zink usw. Oft gibt es da Mängel und wenn die behoben sind, geht es der Person schon viel besser.

Vielleicht könntest du die kommenden Wochen weniger Arbeiten und so die Last die auf dir ruht etwas mindern. Evtl. vorhandene Überstunden abbauen oder jede Woche einen Urlaubstag nehmen.

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Die Bluwerte wurden bei ihm alle gecheckt und waren ok.

Wir haben für Anfang August drei Wochen Urlaub gebucht. Eigentlich würde ich die Tage lieber aufteilen, aber ich weiß nicht, was mit unserem Urlaub passiert. Wir können nicht ohne weiteres stornieren, er muss krank geschrieben werden, damit die Reiserücktrittsversicherung greift. Ich habe das angesprochen, aber möchte oder kann sich nicht damit beschäftigen.

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Wurden da auch Vitamine und Co geprüft? Die sind nicht beim großen Blutbild dabei und werden beim Hausarzt meistens von der Krankenkasse nicht übernommen. Deswegen wird das oft nur auf expliziten Wunsch geprüft.

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