mutter tut nichts mehr und lässt mich alles machen

Hey ihr ich muss mal so langsam meinen Unmut loswerden, ich bin jetzt 23 und lebe (noch) mit meiner Mutter zusammen. Eigentlich wollte ich mit 20 ausziehen, aber dann erlitt meine Mutter eine Psychose ganz plötzlich und hatte danach einen langen Heilungsprozess wo ich sie nicht alleine lassen wollte. Sie hat schon so viel für mich getan und ich wollte etwas zurück geben.
Ich habe mich viel um sich gekümmert, als nach dem Klinikaufenthalt eine Depression über sie herein brach, habe ich viele Tätigkeiten im Haushalt übernommen, die wir uns vorher geteilt hatte. Inzwischen ist auch die Depression abgeklungen, nur scheint sie sich daran gewöhnt zu haben dass ich nun alles mache. Ich gehe einkaufen, wasche, putze, ich mache praktisch alles und sie bringt einmal die woche den Müll runter.
Ansonsten sitzt sie den ganzen Tag vor dem Fernseher.
Ich habe schon so viel mit ihr geredet und sie will so oft was ändern, aber nach einer Woche ist es wieder so.
Nun führe ich seit 2 Jahren eine feste Beziehung und wir wollen zusammen ziehen. Mein Freund unterstützt mich sehr und ist oft bei uns, wo meine Mutter nun auch schon anfängt ihn einzuspannen, ob er nicht zum Beispiel müllsäcke mitbringen könnte dann müsse sie nicht zur Stadtverwaltung.
Manchmal werde ich richtig sauer doch finde ich dafür keine Worte. Ich hatte mich sogar schon beraten lassen, habe ihr eine Therapie empfohlen wo ich auch mitgegangen wäre. Hatte mich wegen einer Haushaltshilfe erkundigt.. usw.
Aber das will sie alles nicht.
Manchmal frag ich mich was das werden soll wenn ich dieses Jahr nun endlich ausziehe...
Aber ganz ehrlich? Ich kann das nicht mehr..
Ich möchte mir auch was eigenes aufbauen, eine Familie gründen und mein Leben leben.
Und doch habe ich Angst um sie. Habt ihr einen Rat?

11

Auch wenn ich Laie bin;
Den ganzen Tag teilnahmslos vor dem Fernseher sitzen und drohende Verlodderung klingt nicht nach einer erfolgreich behandelten Depression..

Hast du mal mit ihr gesprochen? Wie stellt sie sich die Zukunft vor? Du bleibst bei ihr wohnen bis stirbt? Kann sie deine Gründe verstehen?
Geht sie in Therapie? Wenn nein, würde ich da ansetzen. Vielleicht auch mit ihr gemeinsam eine Reha finden, Selbsthilfe Gruppe etc.

Und du machst das was in deinem Alter normal und der Lauf des Lebens ist. Du ziehst mit deinem Partner zusammen und bist nicht ihr Leben lang für die psychische Gesundheit deiner Mutter verantwortlich! Und ein Auszug bedeutet ja nicht gleich den radikalen Kontaktabbruch...
Deine eigene psychische Gesundheit ist nicht weniger wichtig, als die deiner Mutter! Und dauerhaft läufst du die Gefahr durch die Situation evtl auch eine Depression zu bekommen.

Ich würde regelmäßig nach ihr schauen, vielleicht sie regelmäßig zum Wocheneinkauf mitnehmen, wenn sie /ihr es euch leisten könnt eine Haushaltshilfe suchen, die einmal in der Woche ordentlich sauber macht.
Pflegegrad beantragen und wenn der genehmigt ist, über den Entlastungsbeitrag eine Art Gesellschafterin suchen die eine gewisse Zeit in der Woche deine Mutter betreut ( wenn sie Hilfebedarf hat natürlich nur, aber auch psychische Erkrankungen berechtigten manchmal zum pflegegrad)

Wie es momentan ist, ist keine Dauerlösung. Du wirst irgendwann ausziehen ( und eine psychisch gesunde Mutter möchte in der Regel auch das ihr Kind ein gesundes und gutes Leben hat). Ziehst du nicht zusammen, ist der Auszug nicht aufgehoben, sondern verschoben und vermutlich wird ein Auszug nicht unbedingt einfacher,wenn er in 5 Jahren ist...

Das wichtigste ist deiner Mutter das klar zu kommunizieren, ein deutliches Gespräch führen und gleichzeitig Hilfsangebote aufzeigen mit dem Angebot mit ihr die Hilfsangebote zu organisieren. Und auch um Verständnis bitten, dass du nicht dein Leben lang ohne Partner bei ihr in deinem Kinderzimmer wohnen magst.

Ich wünsche dir viel Kraft und alles gute!

1

Mein Rat ist, dich abzugrenzen, so grausam das auch klingt. Deine Mutter ist erwachsen und hat alle Möglichkeiten an der Hand, um sich aus diesem Loch zu hieven.
Du kannst nicht dein eigenes Leben an den Nagel hängen, weil sie sich nicht kümmert. Das kann auch niemand von dir erwarten.

Sag ihr, dass ihr ab jetzt auf Wohnungssuche seid und auch nicht zögern werdet, auszuziehen, wenn ihr fündig werdet.

2

"Und doch habe ich Angst um sie."

Was befürchtest du denn, könnte passieren?

3

Sie hat so viele Ängste seit der Psychose, ist manchmal nicht ganz stabil wo ich dann dafür sorge dass sie ihr bedarfsmedikament nimmt und sich hinlegt.
Auch habe ich Angst dass sie Verwahrlosen könnte wenn sie weiterhin selbst nichts tut, sich noch stärker abkapselt als ohnehin schon. Im Grunde hat sie nur noch mich als festen sozialen Kontakt.
Aber es erdrückt mich alles so. Es ist wie eine schwere Last die auf meinen Schultern wiegt..
😞

6

Nur weil du ausziehst, brichst du den Kontakt ja nicht komplett ab.
Du kannst nach wie vor regelmäßig anrufen oder vorbeischauen um nach den Rechten zu sehen.

Wenn du aber was für sie bessern willst, z.B. die sozialen Kontakte fördern, dann muss sie auch mal aus ihrer Komfortzone raus. Und das wird sie nicht wenn du 24/7 um deine Mutter herumwuselst und ihr jeden Handgriff abnimmst.

Mein Rat daher auch, zieh aus und gib ihr Stück für Stück die Verantwortung für ihr eigenes Leben zurück.

weiteren Kommentar laden
4

Versuch es über eine Liste und bestehe drauf, dass sie ihren Teil macht, wenn miteinander reden nix bringt.

Du darfst diese Umkehrung nicht länger laufen lassen - und nein: du sollst und darfst auch keine Angst haben, wie es ist, wenn Du ausziehst. -- Zum Gesund werden gehört auch eine Forderung. So lange sie nicht selbst ran muss, tut sie es auch nicht.
Sie wird es wieder lernen müssen, wenn du ausgezogen bist, -- das wird sie auch. - und muss sie auch.
Da darfst du dich nicht von beeinflussen lassen. --- das klingt heute grausam für Dich, - muss aber so sein, denn diese Umkehr ist für Dich nicht gesund.

Du wirst sie ja besuchen -- also verwahrlosen wird sie nicht. -- sie muss aber lernen, wieder selbständiger zu werden. notfalls eben doch über eine Sozialhilfe, - und nicht nur durch Deine eigenleistung.
Wenn etwas krankhaft ist, dann muss sie zum Arzt, Tabletten besser einstellen, Psychotherapie etc.....

Bearbeitet von tr357
7

Ich danke euch, ihr gebt mir Mut und Kraft. niemand aus der Familie fragt was ich eigentlich möchte. Alle finden es gut dass meine Mutter nicht alleine ist und sind teilweise sogar richtig stolz auf mich, aber sie kriegen auch nur die Hälfte mit.
Als ich mal erwähnte dass ich mit meinem Freund nun auf Wohnungssuche gehe war die einzige Frage: und was soll dann aus Mutti werden?

So als wäre es jetzt mein Part mich für immer um sie zu kümmern, Hauptsache sie müssen es selbst nicht tun.. klingt gemein, fühlt sich aber echt so an und ist total unfair mir so ein schlechtes Gewissen unterzujubeln

9

Lass dich davon nicht beeinflussen. Andere haben immer gut reden, solang sie nicht selbst ran müssen.

Wie gesagt, deine Mutter ist ein Erwachsener Mensch. Wenn sie Hilfe benötigt zur Bewältigung ihres Alltags, dann gibt es zahlreiche Stellen. Dabei kannst du sie unterstützen. Aber du kannst nicht ihre Alltag für sie bewältigen.

10

Naja, in erster Linie ist deine Familie wohl froh, dass du die Drecksarbeit machst. Jetzt haben sie Angst, dass Teile davon an ihnen hängen bleiben könnten.


Deine Mutter ist erwachsen und kann sich selbst versorgen. Dafür braucht sie ihre Tochter nicht.

8

Puh…….das ist wirklich eine schwierige Situation.
Und ganz sicher ist es sehr schwer, das Gefühl zu haben, die Mutter im Stich zu lassen.

Trotzdem ist es für euch beide wichtig, dass du deine eigenen Wege gehst.
Lass dich nicht davon abhalten, auszuziehen und lass dich nicht erpressen.
Lass dich beraten, welche Hilfestellungen es für deine Mutter geben könnte. Sie muss gewillt sein, Hilfe anzunehmen. Erkundige dich, ob es vielleicht von der Diakonie oder von einem Reha-Verein Angebote gibt. Sollte sie alle Hilfen ablehnen, wirst du das akzeptieren müssen. Sie ist ja noch mündig und du bist nicht ihr Vormund.

Ich kenne einige ältere Leute, die jede Hilfe ablehnen, selber keinen Handgriff mehr machen und nur die Hilfe ihrer Angehörigen einfordern.
Du darfst dein eigenes Leben haben und du bist nicht dafür zuständig, sie zu versorgen.

12

Liest sich ein bisschen, als wäre sie extra krank!? So weiss sie, das du nicht gehst, dich weiter kümmerst.

Du hast auch nur ein Leben!

13

... und wenn die Te der Mutter alles abnimmt, dann wird sie auch nicht selbständig werden.

14

Hm, es gibt Alltagsbegleiter, die genau so etwas machen: Für einen einkaufen gehen, einem bei Dingen helfen, bei denen man überfordert ist (keine Ahnung, ob das den Haushalt mit einschließt). Normalerweise bekommen Pflegebedürftige das bezahlt. Also, es müsste ein Pflegegrad festgestellt werden und dann könnte man einen Alltagsbegleiter beantragen. Eventuell könnte man ihn auch privat zahlen.

Was ich mich gerade frage: Könnte es sein, dass sie das unbewusst macht, damit du nicht ausziehst? Dass sie in ihrem jetzigen Zustand Angst vor dem leeren Nest hat, aber so richtig?
Trifft sie Freunde, geht sie Hobbys nach?

Was sagt sie, wenn du - freundlich - fragst, ob ihr zusammen Hausarbeit macht? Eine bügelt, die andere legt zusammen. Beide wischen in einem Zimmer gemeinsam Staub. Eine sortiert die Wäsche, die andere befüllt die Waschmaschine, eine hängt die Wäsche auf, die andere legt die trockene Wäsche in den Korb etc.? Damit würde sie ja wieder in die Tätigkeiten reinkommen,

Ich schließe mich aber den anderen an: Eine Depression zeigt sich durch Überforderung bei normalen Routinetätigkeiten. Es wäre also SEHR sinnvoll, dass sie das mal ihrem Hausarzt mitteilt und noch mal eine Therapie anschließt. Sie muss sich auch nicht schämen, sie kann einfach sagen "ich fühle mich zu Hause von der Hausarbeit überfordert. Könnte das noch Teil der Depression sein? Muss ich vielleicht noch mal in Kurzzeittherapie, wäre das sinnvoll?"


PS
Wie sieht es aus mit Aufstehen, Waschen, raus gehen? Depressiven fällt es auch oft schwer, sich morgens anzuziehen und zu waschen. Also: Gibt es noch andere Anzeichen, die darauf hindeuten, dass die Therapie eventuell nicht 100%ig gewirkt hat?

Bearbeitet von Toschkalee
15

Hallo,

Freiwillig passiert oft gar nichts. Die Angst vor einer Veränderung und dem unbekannten sind oft zu groß. Man muss diese Menschen oft zu ihrem Glück zwingen. Ich würde dir raten ambulant betreutes Wohnen für psychisch kranke zu kontaktieren und ein Infogespräch mit deiner Mutter auszumachen. Das ist eine intensive ambulante Maßnahme und eine der besten Hilfen. Alternativ ginge auch ambulante psychiatrische Pflege. Dies ist aber eine kürzere Maßnahme und die Versorgung ist nicht an allen Orten gleich gut.

Du kannst dich beim Sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt beraten lassen über Hilfen und entsprechende Anbieter.