Die guten Seiten?!

Hallo ihr Allein- oder Getrennterziehenden,

ich lese hier und höre im Forum und allgemein immer viel von den Herausforderungen, dem Bereuen und den Problemen, die nach einer Trennung kommen. Mit ein Grund, warum ich so sehr davor zurückschrecke, mich zu trennen...

Was hat sich nach der Trennung und/oder mit dem Modus allein bzw. getrennt erziehend zu sein, zum absolut Positiven für euch verändert? Was würdet ihr nie wieder eintauschen? Was hat sich für euer Kind/eure Kinder zum Positiven verändert?

Ich danke euch von Herzen für ein paar Antworten!

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Ich wurde in der Schwangerschaft mit Kind drei allein gelassen (war die zweite Partnerschaft, habe noch große Kinder im Wechselmodell). Fand ich erst richtig besch... und bin dann daran gewachsen. Habe gemerkt, was ich alles schaffen kann. Habe ein tolles Freunde-Netzwerk. Und vor allem: ich bin in der Elternzeit so viel es ging mit dem Kind (oder mit allen dreien) unterwegs gewesen, auch außerhalb Deutschlands. Hätte ich wohl in Partnerschaft nicht gemacht. Da hätte ich eher täglich den Haushalt geschmissen.

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Gut ist für mich eindeutig gewesen, dass es niemanden gab mit dem ich mich in Sachen Erziehung einigen musste. Ich sehe es im Umfeld wie ätzend es ist, wenn Vater und Mutter in einem Haus wohnen und sich in Alltagssachen nciht so ganz einig sind. Voll anstrengend. Auch, das Ausspielen, was Kinder ja gut können und was auch ganz normal ist finde ich in der Konstellation "wir leben zusammen unter einem Dach" viel anstrengender und es kann viel häufiger vorkommen.

Für die kinder finde ich positiv, dass sie oft einen lockeren Elternteil haben, bei dem sie quasi Urlaub vom Alltag machen können und trotzdem zu Hause sind.
Und sie haben, wenn sie Streit/Diskussion mit einem elternteil haben oft trotzdem noch einen Elternteil, der mit dem Thema grad nix zu tun hat und mit dem unbeschwert sein kann. Wenn Eltern in einem Haus leben, dann ist diese "Einheit Eltern" für Kinder glaube ich oft Sicherheit, aber auch nervig...weil wenn man mit Mama diskutiert, dass man sein zimmer nicht aufräumt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass papa, wenn er zu Hause ist, da auch irgendwie mit redet.....nervig :-) Bei getrennt lebenden Eltern hat das Kind meist einen Elternteil mit dem es dann trotzdem gut läuft...es fühlt also seltener "Ich armes Kind, habe scheiß Eltern"....sondern mehr "ich armes kind habe eine doofe Mama/einen doofen Papa...aber zum Glück einen lieben Papa/eine liebe Mama"....zumindest vermute ich, dass es bei meiner Teenietochter gefühlt oft so ist :-)

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Hi,
die guten Seiten:
weniger Durcheinander
weniger Dreck
weniger Wäsche
weniger Spülkrempel
weniger Strom
weniger Wasser
weniger Müllkosten - werden pro Person abgerechnet
weniger Heizkosten
weniger Lebensmittel und Verbrauchssachen, Seife, Duschgel, Zahnpasta
weniger Termin abstimmen, bzw. ich war auch vorher zu 99% dafür zuständig, jetzt mach ich halt alles. Bzw. die Nachbarin fährt lieber die Söhne holen, oder sogar 12 km zum Kfo, als es der Vater getan hat. Da bekam ich immer noch "Worte", wo man dann ewig Dankbar sein sollte, das er mal was gemacht hatte.

mehr Geld
mehr Zeit

Das allein sein, fühlt sich erholsam an, und nicht "herzlos". So alleine gefühlt, wie ich mich die letzten Jahre fühlte, aber so Seelenlos allein, daß wünsche ich niemanden.

Dieses "bedauert werden wollen", wenn er krank war, oder eine Überstunde machte, oder seinen Fahrtweg mal wieder ins Gespräch streute, um zu sagen, er hat so wenig Geld oder Zeit, um irgendwas für die Familie zu machen. Aber für die Band oder den Musikverein, da ist er gesprungen, und auch kein Tropfen Sprit war zu schade.

Er zog nicht aus, daß war mein Problem.

Seit Mitte Juli alleine, mit 13 und 17 jährigen Söhnen, und es ist herrlich. Die Oberteile schlackern, die ersten Hosen sortiere ich aus, da zu weit. Ich brauch keine Schokolade oder Gummibärchen mehr, um mich glücklich zu machen. Ich bin so froh :)

Wenn er jetzt noch 14 tägig mal die Jungs über Nacht nehmen würde, wäre das nicht schlecht. Aber der "gute Vater", der die Söhne ja so "vermisst", hat ja nie Zeit................................ja ja, ich wußte schon wie es wird. Daher alles gut.

Wie es mit kleinen Kindern ist, keine Ahnung. Aber ich wußte es, daß er nur Zeit und Geld kostet, und Nerven, so viele Nerven.

Gruß

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Auch wenn wir uns nicht viel gestritten und im Guten getrennt haben, waren für mich die zwei größten positiven Faktoren:
1. Ich fühlte mich frei, nicht mehr kontrolliert und musste nicht mehr für jemand anderen Mitdenken.
2. Der tägliche Streit meiner Ex mit unseren Kindern entfiel.

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Hallo,

die "guten Seiten" sind doch stark davon abhängig, wie furchtbar die Beziehung ist. Der Streit und der Stress mit dem Partner fallen einfach weg.

Ich vermisse es total, dass jemand mit mir zusammen entscheidet und ich das eben nicht alleine tun muss, bzw. mich dazu mit demjenigen austauschen kann, der genauso wie ich erziehungsberechtigt ist. Wer sich in Erziehungsfragen aber ständig streitet, wird sich befreit fühlen.

Wer einen Partner hat, dem er alles hinterherräumen muss, wird es schätzen, nach einer Trennung weniger Arbeit zu haben.

Ich kann dem Modus alleinerziehend wirklich gar nichts Positives abgewinnen, aber ich bin auch verwitwet und haben den Mann verloren, der alles mit mir getragen hat.

An einer unglücklichen Beziehung würde ich trotzdem nicht festhalten, nur weil es anstrengender ist, seine Kinder allein großzuziehen. Schon gar nicht würde ich an einem Partner festhalten, der für mich keine Unterstützung, sondern nur zusätzliche Last und Arbeit ist. In dem Fall hatte man die Dinge, die ich vermisse, ja gar nicht und dann erscheint einem die alleinige Verantwortung wahrscheinlich auch nicht anstrengender.

LG

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Hi,

ich bin nicht allein erziehend wollte aber trotzdem meinen Senf zur Frage beitragen.

Ich glaube grob gesagt ist der größte Vorteil am alleinerziehend sein,
dass du im Alltag eigentlich alles nach deinen Vorstellungen und Bedürfnissen machen kannst ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse eines Partners nehmen zu müssen.

(Klar nimmst du Rücksicht auf die Bedürfnisse des Kindes, aber das machst du ja auch mit Partner)

Du entscheidest wann die Hausarbeit erledigt wird ohne dich absprechen zu müssen.
Du entscheidest was Priorität hat.
Neuanschaffungen oder was ausgemistet wird müssen nicht abgesprochen werden.
Wie du die Tage mit dem Kind verbringst müssen nicht abgesprochen werden.
Wann ihr aufsteht, wann ihr esst, wo ihr seid, ...

Natürlich musst du dann auch alles alleine machen - was Energie kostet.
Aber ich denke es kostet mehr Energie sich im Alltag ständig nach einem Menschen richten zu müssen, mit dem man nicht zusammen leben möchte. Der psychische Druck (den man sich vielleicht selber macht), die (innerlichen) Auseinandersetzungen, die Zweifel, die Überlegungen, die Wut, die Entäuschung, (über das "Versagen" des Partners), die Selbstvorwürfe (liegt es an mir? muss ich mich besser anpassen, alles nicht so eng sehen? Warum bin ich so ein schlechter Partner?) ... das alles kostet meiner meinung mehr Energie, als die Dinge komplett alleine zu machen, aber dafür den Kopf und das herz frei zu haben.

Die Frage ist halt immer auch, warum möchte man sich trennen - was erhofft man sich davon?