Sie rupft sich die Haare aus. Kinderpsychologe? *lang*

Hallo Ihr Lieben!

Wir haben ein ernsthaftes Problem und ich bin mit meinen Nerven gerade echt runter. Ich könnte nur noch weinen #heul

Es geht darum:

Unsere Tochter (fast 7) rupft sich neuerdings wieder die Haare aus. "Wieder" deshalb, weil sie es als Kleinstkind auch schon einmal für ne Weile gemacht hat. Sie hat wieder kahle Stellen am Kopf und jeden Tag finde ich wieder irgendwo ein Haarbüchel. Angefangen hat sie vor ca. 3 Wochen im Urlaub. Meinem Gefühl nach tut sie dies aus Langeweile; und das bestätigt sie auch. Auf Nachfragen sagte sie: "Ich weiß halt nicht, was ich mit meinen Händen sonst tun soll." Ganz massiv ist es beim Fernsehen und abends im Bett. Eben die Sache "eskaliert". Ich wollte ihr die Haare kämmen (die ohnehin schon sehr dünn und recht kurz sind) und sehe, dass sie an einer Seite eine etwa tischtennisball-große kahle Stelle hat. Das habe ich ihr im Spiegel gezeigt und sie fängt an zu lachen. Daraufhin ist mir leider reflexartig die Hand ausgerutscht #heul. Ja, schimpft ruhig, ich habe es verdient! Ich bin sehr traurig darüber und schäme mich sehr, aber es lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Nachdem wir uns beide beruhigt hatten, haben wir ein - wie ich finde - tolles Gespräch geführt. Ich habe mich ausgiebig entschuldigt, ihr gesagt, dass ich sie sehr liebe und mir große Sorgen mache. Auf Nachfragen, warum sie Haare rupft, sagte sie wieder "aus Langeweile". Sie hat mir aber auch gesagt, dass sie traurig ist, weil ich zu wenig mit ihr spiele. Und da hat sie leider Recht. Wir hatten einen Umbau am Haus und der Kleine (knapp 3) fordert mich auch ganz schön. Sie ist in der letzten Zeit wohl ein bisschen zu kurz gekommen und ich habe ihr versprochen, dass sie das ändern wird. Meine Befürchtung ist, dass sie eifersüchtig auf ihren kleinen Bruder ist, obwohl wir uns größte Mühe geben beiden gerecht zu werden.

Unsere Tochter ist von jeher ein starker Charakter aber gerade kommt sie mir eigentlich zum ersten mal sehr zerbrechlich und sensibel vor und ich weiß kaum, wie ich damit umgehen soll bzw. wie ich sie wieder aufbauen kann. Meine Fragen an Euch: Wie würdet Ihr vorgehen? Würdet Ihr einen Kinderpsycholgen aufsuchen oder erst mal alleine "arbeiten"? Ich habe Angst etwas zu übersehen und meinem Kind nicht die Hilfe geben zu können, die es braucht. Ich hoffe, Ihr versteht wie ich das meine!? Hat jemand Ähnliches erlebt? Habt Ihr Tipps? Mir geht es grad so richtig schlecht #schmoll

Liebe und traurige Grüße

Yvonne

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Liebe Yvonne,

ich kenne einen Fall aus meinem Freundeskreis. Sie hat sich helfen lassen (war schon Teenie, als sie mit dem Haarerupfen anfing).

Such Hilfe bei einem Psychologen, möglichst schnell. Bei meiner Freundin war es eine Zwangserkrankung, hat eine Weile gedauert, bis sie das im Griff hatte.

Aber ganz wichtig:: DU BIST NICHT SCHULD!!! Und Deine Tochter macht das aller Wahrscheinlichkeit nicht mit Absicht, sondern sie kann nicht anders.

Ich drück Euch fest und wünsche Euch alles Gute.

Alles Liebe

sakawa

2

ich würde an deiner stelle bei einer erziehungsberatungsstelle anrufen und um einen termin bitten.
In aller regel wird das eine ganze zeit dauern, bis du einen termin bekommst.
gib euch also dann die zeit, bis dahin und versuche deine Veränderungen umzusetzen.
wenn sich das "haare ausreißen" bis dahin wieder gegeben hat- umso besser, falls es doch noch besteht, laß dich dort (alleine- ohne tochter) beraten, wie du am besten weiter verfahren solltest.

in der zwischenzeit würde ich einen pakt mit deiner tochter schließen
1. du wirst ihre haare ausreißen ignorieren

2. vereinbart feste zeiten oder rituale in denen sie das bekommt, was sie braucht
3. übt entspannungsmethoden ein und möglichkeiten, wie sie mit frust umgehen kann

und dann: kümmere dich um deine große- sie braucht dich genauso wie der kleine.

3

Liebe Yvonne,

wie lange geht das mit dem Haare ausrupfen? Hat sie noch Geschwister? Geht sie oder kommt sie in die Schule?

Solche Sachen sind für mich meist ein "Hilfeschrei" - Mama ich werde vernachlässigt oder ich habe Angst vor der Schule. Kann auch etwas ganz anderes sein... Mit vernachlässige meine ich nicht dass es absichtlich getan wird. Oftmals werden die Kids auch gar nicht vernachlässigt, sondern sie sehen es nur so, weil du z.B dich mehr mit dem Kleinen beschäftigen (Beispiel Baby stillen) musst.

Mein Sohn (10) damals 6 Jahre hatte in der ersten Klasse auch immense Schwierigkeiten. Er hat mit Prügeleien und ähnlichem reagiert. Wir haben regelmäßg Abends, wenn die Kleine im Bett lag, Kuschestunden eingeführt. Haben über alles gesprochen, Schule, lernen oder auch ganz belangloses.

Wenn es auch immer wieder Rückfälle gab, wurde es nach und nach besser.

Ich würde an deiner Stelle auch Kuschelstunden einführen und erst mal Ursachenforschung betreiben. Die Aussage "wohin mit meinen Händen" kann ich nicht so ganz glauben. Nägelkauen tut man oft unbewusst, tut ja auch nicht weh, aber Haare rausreißen schon.

Termin bei nem Kinderpsychologen zu bekommen ist meist sehr schwer, bzw. die Wartezeiten sehr lange - bei unserem geht unter 6 Monaten selten was. Mach doch einen Termin aus, solltest du es alleine hinkriegen, kannst du den Termin immer noch absagen.

lg bambolina

9

Hallo!

Angefangen hat sie im Urlaub, vor ca. 3 Wochen. Sie hat einen kleinen Bruder (knapp 3), der viel Aufmerksamkeit einfordert. Es ist mit bewusst, dass wir Joana unbewusst und ungewollt vernachlässigt haben. Das muss und wird sich nun dringend ändern!

Danke, dass Du Dich gemeldet hast. Wir haben gestern Abend noch lange gesprochen (siehe meinen Beitrag am Ende!)

LG yvonne

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Ich drücke euch ganz fest die Daumen dass es klappt.

Habe den Beitrag gelesen und das was ihr vorhabt klingt echt gut.

Alle Gute

lg bambolina

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Hallo

Sie hat mir aber auch gesagt, dass sie traurig ist, weil ich zu wenig mit ihr spiele. Und da hat sie leider Recht. Wir hatten einen Umbau am Haus und der Kleine (knapp 3) fordert mich auch ganz schön.

Kümmer dich um sie

Alles andere war wichtiger als sie änder das

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eine gute Freundin von mir ist Kinderpsychologin und die hat mir geraten, jeden abend mit einer Fingerpuppe )eine du und eine deine Tochter) zu spielen evtl schon im Bett wenn deine Tochter zur Ruhe kommen kann. Hab es ausprobiert und es funktioniert wirklich. Kinder versetzten sich sehr schnell in die Lage der Kinderpuppe und plaudern drauflos was sie so bedrückt usw.

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ich würde es als massiven Hilferuf ansehen und mich ihr jetzt massiv zuwenden. ganz bewusst mal ein ganzes We mit ihr allein verbingen oder sowas - ich weiß, im Umbau schwierig, aber ich denke auf lange Sicht bringt Euch allen das mehr. dass sie stabiler wird und sicherer in Eurer Liebe .... wenn das Problem jedoch dennoch weiter besteht oder gar schlimmer wird, würde ich zum Profi gehen.

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Hallo Du,

das nennt man Trichotillomanie und das ist durchaus eine psychische Geschichte - also
auch in klassifizierungen psychischer Krankheiten zu finden, genauso wie Nägelkauen.
Bei Kindern wartet man - in der Regel - ein halbes Jahr (mind.) um zu beobachten, ob das ne Phase ist oder ob sich was verändert.

Ich würde Dir raten, Dir 1. viel Zeit zu nehmen (so viel wie eben möglich) und 2.einen profesionellen Rat einzuholen bei einem speziellen Kindertherapeuten.

Alles Liebe!
Cora

8

Ich danke Euch allen sehr für Eure Antworten. Mein Mann und ich haben gestern nach Lösungen gesucht und beschlossen, dass Joana abends, wenn der kleine Bruder bereits im Bett ist, Extrazeit bekommt - und sie darf das "Programm" bestimmen: ob nun reden, vorlesen, spielen....; eben so, wie sie mag. Zudem werden wir mindestens einmal im Monat etwas mit ihr alleine unternehmen: Kino, schwimmen gehen, Eisessen, shoppen....

Ich werde versuchen, tagsüber mehr mit ihr zu spielen und mir bewusst Zeit für sie zu nehmen. Das mit der Fingerpuppe finde ich eine tolle Idee. Danke dafür!
Wir werden daws ganze ein halbes Jahr lang beobachten und dann weiter entscheiden.

LG Yvonne

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Hallo Yvonne,

wichtig finde ich auch, dass Du überlegst, WARUM Du Deiner kleinen Tochter noch eine gescheuert hast. Sie hat doch niemand Schaden zugefügt, sondern verhält sich 'nur' sich selbst gegenüber auffällig. Erwarten würde man in dieser Situation von einer Mutter jedenfalls Sorge und Mitgefühl, Traurigkeit auch, aber keine Schläge.

Warum hat Dich das so aufregt und Dich dazu gebracht, ihr weitere körperliche Schmerzen zuzufügen? Das solltest Du für Dich selbst herausfinden und aufarbeiten. Ich denke, das würde viel zur Problemlösung beitragen.
Alles Gute!

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Hallo! Da brauche ich nicht darüber nachzudenken, denn ich weiß es. Ich war in dem Moment, als ich ihre Glatze sah, sowas von geschockt, traurig, besorgt... Es ist nicht übertrieben wenn ich schreibe: Ich dachte, ich falle um. Und als ich ihr das dann im Spiegel zeigte und sie anfing zu lachen ist mir die Hand dummerweise ausgerutscht. Ich fühlte mich in diesem Moment nicht dür voll genommen, meine Sorgen und Ängste nicht ernst genommen. Das wird es gewesen sein. Ich will es nicht beschönigen oder mich verteidigen - ich hatte kein Recht dazu - ich wollte Dir nur eine Antwort geben.

LG Yvonne

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Hallo Yvonne,

ich würde auf jeden Fall schon einmal die Meinung eines Kinderarztes einholen.

Die meisten Ratschläge hier kannst Du in der Pfeife rauchen, denn wir sind alle nur Laien.

Viele Grüße
Heike

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