Kiwu und Beruf als Hebamme

Liebe Community,

ich bin neu hier und habe gleich ein Thema, was mich beschäftigt. Und vielleicht gibt es auch Gleichgesinnte, die ihre Erfahrungen teilen möchten.

Es geht um die Vereinbarkeit meines Berufs (Hebamme) mit dem Kinderwunsch.
Ich habe zum Glück schon ein Kind, aber auch 2 Fehlgeburten (eine vor, eine nach meinem Kind).
Schwangerwerden ist bei mir nie "Ruck zuck" passiert, sondern mit Wartezeit und Hormonen verbunden.
Unbeschwert schwanger werden und unbeschwert schwanger bleiben, kenne ich bei mir nicht.
Seit meiner zweiten Fehlgeburt bin ich häufiger krankgeschrieben. Es ist unglaublich herausfordernd, schwangere Frauen oder im Wochenbett zu begleiten, wenn man selbst gerade eins verloren hat.
Zudem ist die Arbeit keine Ablenkung, man ist immer mit Schwangerschaft, Geburt, Babys konfrontiert. Schöne, wie auch schlechte Situationen, in denen ich selbst Haltung bewahren muss, aber wenig kann.
Egal ob freiberuflich, angestellt, Klinik, nicht Klinik: ich bin mit den Themen konfrontiert und erlebe tagtäglich, was mir im Moment verwehrt ist: Schwangerschaft und Geburten.
Mein Traumberuf entwickelt sich eher zum Albtraumberuf und ich schmiede im Moment Plan B bis Z, wie ich aussteigen kann. Einen neuen Beruf direkt anfangen ist auch schwierig, denn ich habe ja Kiwu und möchte nicht erst einige Zeit pausieren wegen einer neuen Ausbildung/eines neuen Studiums.

Ich erlebe, dass Außenstehende eher denken "ach sie ist vom Fach, sie weiß, dass Fehlgeburten passieren und dass Schwangerwerden oft einige Zyklen dauert". Das stimmt auch alles, aber das führt nicht dazu, dass ich nicht um meine verlorenen Schwangerschaften trauere oder weniger enttäuscht bin, wenn eine neue Schwangerschaft auf sich warten lässt.

Gibt es hier Gleichgesinnte? Hebammen oder vielleicht MFA, die beim Gyn arbeiten. Kinderkrankenschwestern auf Neugeborenenstation usw?
Wie geht ihr mit dem Beruf und dem eigenen Kiwu um? Was sind eure Strategien den Beruf trotzdem noch (gerne) weiterzuführen?
Ich kenne tatsächlich eine Kollegin, die aufgrund jahrelangen Kiwu und Fehlgeburten den Beruf aufgegeben hat. Das ist natürlich unglaublich traurig und schade. Aber für mich auch vollkommen nachvollziehbar.

So. Genug Text von meiner Seite 👋

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Huhu,

ich bin in einer ähnlichen Situation. Nicht als Hebamme, was sicherlich noch schwieriger ist, aber als Osteopathin arbeite ich viel mit Schwangeren und Neugeborenen/Säuglingen.
Wir haben glücklicherweise auch bereits ein Kind, was es mir etwas erleichtert. Allerdings ist der Wunsch nach einem zweiten Kind groß.
Wir haben auch von biochemischen Schwangerschaften und Fehlgeburten schon alles mitgenommen und ich werd auch nicht so einfach schwanger.

Was mir immer hilft, ist die Dankbarkeit für unseren Sohn und das Bewusstsein, dass keine meiner Patientinnen etwas dafür kann, dass ich nicht schwanger werde. Mittlerweile versuche ich mir klar zu machen, dass das Leben auch mit einem Kind wunderschön sein kann. Wir genießen jeden Tag und ich bin so froh, dass er da ist.
Und über jede Schwangere und jedes Baby, dem ich helfen kann, freue ich mich dann auch.

Ich kann verstehen, dass es in deinem Beruf nochmal schwieriger ist, weil er wirklich keinen Abstand von dem Thema duldet. Aber es ist ein so wertvoller Beruf. Überleg dir nochmal, ob du bereit bist deinen Traumberuf aufzugeben. Der Kinderwunsch begleitet dich auch in anderen Berufen, weil es dein Wunsch ist.

Alles Liebe für dich!
Flobienne mit 💙

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Mei, jetzt hat's meinen ganzen Text gelöscht, deshalb nochmal kurz:
Könntest du dir vorstellen, dich in deiner Gegend auf Sternenmamas zu fokussieren?
Selbsthilfegruppe anbieten? Rückbildungskurse für Sternenmamas?.. etc.

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Ich bin Kinderkrankenschwester.
Ich hab mal ein paar Monate auf einer Entbindungsstation gearbeitet. Das hat mir sehr Spaß gemacht und ich war tatsächlich trotzdem abgelenkt weil ich dort neu angefangen habe und mit der neuen Arbeit und den Abläufen, Kollegen usw. erstmal zurecht kommen musste.
Ich bin dort nach 5 Monaten schwanger geworden. Insgesamt war es der 9. ÜZ.
Jetzt arbeite ich hauptsächlich mit Kindern ab 1 Jahr, selten auch mal mit Babys. Aber die sind halt alle in Ausnahmesituationen und nicht alles super Friede, Freude, Eierkuchen von daher stört mich das nicht.

Wir sind jetzt im 19. ÜZ fürs 2. Kind und ich glaube ich könnte jetzt auch nicht mehr dauerhaft auf einer Entbindungsstation arbeiten.

Helfen tut dir das jetzt irgendwie auch nicht, Sorry.

Ich hoffe, dein Wunsch nach Kind Nummer 2 erfüllt sich bald.

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Hallo,
Ich habe zwar keinen wirklich tollen Rat, möchte dir aber gerne schreiben, da ich deine Situation sehr gut nachvollziehen kann! Ich bin Grundschullehrerin und wir haben seit mehreren Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch. Nachdem es nach langem warten und Behandlung endlich einmal geklappt hat, hatte ich eine Fehlgeburt in der 14. Woche. Das war für mich das Ende. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen mit Kindern und Eltern zusammenzuarbeiten. Ich habe mir jetzt eine Auszeit genommen und mache einfach mal was ganz anderes. Sachen die mir gut tun, nochmal etwas studieren. Trotzdem haben wir weiter einen Kinderwunsch und grade hat es auch noch einmal geklappt. Ich habe allerdings wieder mit Komplikationen zu tun und es ist nicht sicher, ob es gut ausgeht. Auch hier tut es also grade gut, nicht in der Schule sein zu müssen. Ich hoffe, dass es irgendwann vielleicht wieder geht, aber im Moment brauche ich einfach Abstand zu dem Thema. Was ja sowieso schon schwierig ist, aber mit einem entsprechenden Job noch mehr.
Ich wünsche dir alles Gute!