Partner akzeptiert Trennung nicht

Hallo, ich bin neu hier und erhoffe mir ein paar gute Ratschläge von euren Erfahrungswerten.
Seit ca. 2007 wohnt mein Partner bei mir. Er hat schon immer einen Hang zum Alkohol.
Wurde 2008 mit 1,3 mg/l beim Fahren erwischt, weiter 2013 mit 0,34mg/l und 2014 mit 0,32 mg/l. Er bekam 1 Jahr Fahrverbot mit MBU. Ende 2015 erhielt er die Fahrerlaubnis wieder. Er ist selbstständig und ich bin mit in der Firma angestellt.
Wenn er nix getrunken hat, verstehen wir uns in der Partnerschaft prima. Auch arbeitete ich immer sehr gern mit ihm zusammen.
Leider hat er nach 2015 nicht die Finger vom Alkohol gelassen und trinkt regelmäßig so um die 10 Bier täglich. Leider auch wieder während der Arbeit und so kam es, wie zu erwarten, dass er jetzt wieder mit 0,96 mg/l angehalten wurde und die Fahrerlaubnis entzogen. Er hat noch keinen Bescheid von der Fahrerlaubnisbehörde.
Ich habe das alles so satt, will mich trennen, habe mich auch schon nach einem neuen Job umgeschaut, aber er klammert jetzt an mir. Macht alles für mich, was schon seit Jahren nicht mehr passiert ist. Ich lasse mich immer wieder einlullen, obwohl ich mein Leben nicht mehr von ihm abhängig machen will. Ich empfinde eigentlich nur Mitleid, schaffe es aber irgendwie nicht mich durchzusetzen.
Wie gehe ich die Sache am besten an?

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Vielen Dank für deine sehr präzise Schilderung seiner Alkoholgeschichte sogar mit den Promillewerten. Er trinkt laut deiner Angabe so um die 10 Bier täglich und ist mittlerweile 3 mal bei Polizeikontrollen mit Führerscheinentzug erwischt worden. Dein Partner ist selbständig, du bei ihm angestellt. Du hast versucht dich von ihm zu lösen, aber er klammert sich an dich.
Er scheint aber in keinster Weise einsichtig zu sein, was seinen Alkoholismus anbelangt, das belegt auch der wiederholte Führerscheinentzug.

Diese Geschichte scheint relativ typisch für einen funktionellen oder sogar hochfunktionellen Spiegeltrinker. Er ist noch gut funktionell, weil seine Alkoholblutwerte noch nicht in der Zone eines fortgeschrittenen Spiegeltrinkers angekommen sind. Das dürfte ihm aber noch bevorstehen. Ich habe befreundete Spiegeltrinker, die mit solchen Blutwerten noch ein komplettes Hochschulstudium durchgezogen haben.

Was nun?

Ich würde zwei Bereiche abgrenzen:

1. Was kannst du für dich tun?

Du kannst dich beruflich, privat und räumlich abgrenzen. Das hast du ja schon versucht, aber bislang erfolglos. Du schaffst es aus Mitleid nicht, wie du selbst sagst.
Das ist deine Co-Abhängigkeit wie aus dem Lehrbuch.
Ich sehe da zwei Möglichkeiten.
Du könntest selbst einmal eine Beratung der Suchtberatungsstellen in deiner Region in Anspruch nehmen, die haben auch mit Angehörigen zu tun.

Ich würde dir außerdem den Kontakt zu einer Selbsthilfeorganisation wie Al-Anon empfehlen (die haben auch Zoom-Video-Meetings).
Bei Al-Anon könntest du dir auch eine sog. Sponsorin (Beraterin, Begleiterin) nehmen, das sind erfahrene Angehörige, die sich 1:1 um ihren Schützling kümmern. Nach meiner Erfahrung verbunden mit häufigen Telefonaten. Darüber reden können würde schon einen Teil der Last von dir nehmen.

2. Was kannst du für ihn tun?

Du musst ihm eigentlich konsequent die Pistole auf die Brust setzen. Sage ihm knallhart, dass er ein Alkoholiker für dich ist und du keinesfalls mit einem nassen Alkoholiker zusammenleben wirst.

Stelle ihn vor die Alternative Trennung oder Entzug mit anschließender Therapie und lebensbegleitendem Besuch von Selbsthilfegruppen.
Hier musst du dich selbst zwingen, konsequent zu sein und du darfst dich auch durch sein Bitten und Betteln nicht erweichen lassen.

Wenn er Interesse hat, kann er gerne auch mal mit mir telefonieren oder ihn in ein AA-Zoommeeting zu begleiten.

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Was meinst du mit diesem Satz: „Er ist noch gut funktionell, weil seine Alkoholblutwerte noch nicht in der Zone eines fortgeschrittenen Spiegeltrinkers angekommen sind“? Der Mann hatte anlässlich der Verkehrskontrollen Werte von bis zu 1.3 mg/l (entspricht 2.6 Promille). Werte über 0.8 mg/l bzw. 1.6 Promille gelten als hochproblematisch. Das war zudem kein Ausreisser, andere Male hatte er ähnlich hohe Werte. Man muss bei dieser Ausgangslage von einer massiven Giftfestigkeit ausgehen, die Problematik ist also sehr fortgeschritten.

Bearbeitet von rabi2020
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Hallo es tut mir leid ich habe da die Einheiten verwechselt. Beim Überlesen des Beitrags bin ich vom Promillegehalt im Blut ausgegangen und nicht von Milligramm pro Liter in der Atemluft. Du hast natürlich völlig recht mit deiner Umrechnungsformel und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Beurteilung der Situation.

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Hallo christoph61,
vielen dank für deine schnelle Antwort.
Ich selbst bin schon in der Suchtberatung für Angehörige, was mir persönlich sehr gut getan hat. Mehrmals habe ich auch versucht, meinen Partner ebenfalls mit an den Tisch zu bekommen, leider erfolglos.
Auch jetzt habe ich ihn gefragt, ob er in eine Therapie geht um einen Entzug zu machen, aber vergeblich. Er trinkt jetzt täglich 1 Bier und sagt, er schafft es auch so.
Er hat nun seit 14 Tagen keinen Führerschein mehr und ist ständig auf Fahrer angewiesen. Wenn er keinen findet,fahre ich. Aber genau das habe ich schon mal in 2015 für ein Jahr durch. Er reist oft durch ganz Deutschland. Ich will das aber alles nicht mehr. Wenn ich von Trennung spreche, macht er riesen Theater, dann bittet und bettelt er mich an und versucht mir alles recht zu machen, dass ich mich in die Enge getrieben fühle. Ich fühle mich in meinem eigenen Heim nicht mehr wohl

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Hallo das tut mir leid das von dir zu hören. Dann bleibt der eigentlich nur noch die Trennung von deinem Partner, wenn er keine Einsicht in seine Sucht zeigt. Du würdest nur in eine weitere Abwärtsspirale geraten.

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Die Trennung selbst musst du schon allein schaffen, Theater und Mitleid aushalten.

Eventuell wäre diese Reihenfolge ne gute:

Ihn nicht mehr rumfahren. Wird er akzeptieren müssen.

Neuen Job suchen, ist ja im Moment kein riesiges Problem.

Dann räumlich trennen, Freunde, Ferienwohnung o.ä. Ihm ein paar Wochen Zeit geben, dann hat er ausgezogen zu sein. So minimierst du sein Klammern und Gejammer.

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Schade, dass du nicht mehr antwortest.