Kaum Familienzeit.. jetzt Trennung.

Guten Abend. Ich versuche mal meine Geschichte niederzuschreiben. - in der Hoffnung, der Schmerz wird erträglicher. Mein Mann und ich haben uns nach über 10 Jahren Beziehung, davon 5 verheiratet und 1 gemeinsames Kind, entschieden getrennte Wege zu gehen. Die Trennung schmerzt uns allen sehr.. Wir beide sind seeehr verschieden, er bspw spontan, ordentlich, Frühaufsteher - ich: wenig spontan, chaotisch, Langschläfer (zumindest bis ich Mama wurde). Hat lange Zeit gut funktioniert und irgendwann haben wir uns wegen Kleinigkeiten in die Haare bekommen, immer häufiger Diskussionen und Streitereien wegen allem. Es folgte letztendlich immer wieder die Versöhnung. Mittlerweile haben wir beide keine Kraft mehr zu streiten… wir sehnen uns schon Jahre nach Harmonie und mehr Liebe. Wir haben vieles versucht, zuletzt auch die Paartherapie. Er kann sich jedoch nicht öffnen. :( Unser vorerst letztes Gespräch hat mich sehr erschüttert. In den letzten 2-3 Monaten hatte ich schon regelrecht Angst mit ihm zu reden, denn mit jeder Frage könnte es in Streit ausarten. Er sieht alles extrem negativ. Er war nicht immer so. Vermutlich kommt es daher, dass ich ihm immer wieder gesagt habe, dass wir kaum Familienzeit haben. Er arbeitet unter der Woche seine 50 Stunden in der Firma, arbeitet regelmäßig auch zu Hause (wohnen im Altbau mit den Schwiegereltern im Haus) oder bei Freunden, trifft sich 2-3 mal wöchentlich mit Freunden, macht mindestens 3x wöchentlich Sport. Geschäftlich ist er circa 8 Wochen im Jahr im Ausland. Wir sehen uns meistens zum Mittagessen und Abendessen. Nach dem Abendessen gehts für das Kind ins Bett. Hin und wieder gehen wir zusammen spazieren und spielen zu dritt zu Hause. Unsere Tochter hängt sehr an ihrem Papa und weint, sofern er auch nur das Zimmer verlässt.. vermutlich da er erst für 2 Wochen im Ausland war. Sonntags haben wir meistens etwas mehr gemeinsame Zeit. Vormittags schaut er fast immer Serien und macht Sport. Vor der Geburt war alles auch überwiegend ok, aber ich wünschte mittlerweile, dass er irgendwo Abstriche macht und mehr Zeit mit der Familie verbringt. Wie ist das bei euch? Unternehmen Papa und Kind/Kinder (ohne Mami) außerhalb der Wohnung etwas? Das hat mein Mann bisher abgelehnt. Das Thema Zeit ist zu unserem größten Eheproblem geworden. Unterschiedliche Vorstellungen, wir kommen auf kein gemeinsamen Nenner. Dadurch sind wir unzufrieden, dünnhäutig, ausgelaugt und ständig am diskutieren... :( kaum zu ertragen, deshalb jetzt die Trennung.

Entschuldigung.. ich kann gar nicht klar denken und hoffe es einigermaßen verständlich geschrieben zu haben. Wer es bis dahin gelesen hat - vielen lieben Dank hierfür. 🙏🏼 Lg Isa

Bearbeitet von Isa721
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Hallo Isa,

es tut mir sehr leid, dass du gerade in dieser traurigen Lage steckst. Leider kenne ich dein Problem nur allzu gut. Mein erster Mann lebte für seine Arbeit und seine Hobbys. Es gab Phasen (z.B. nach der Hochzeit und nach der Geburt unseres Kindes), da sagte er, er wolle das alles reduzieren. 40 statt 60 bis 70 Wochenstunden an der Arbeit. Nur noch zwei statt fünf Hobbys. Es waren alles nur Phasen. Ausgehalten hat er es nie lange. Entweder war er außer Haus oder er lag auf dem Sofa und war zu fertig, um irgendwas mit mir/uns zu unternehmen. In allen Lebenslagen gingen der Job oder die Zusagen an Hobbykollegen vor. Selbst wenn unser Kind oder ich im Krankenhaus lagen oder jemand Nahestehendes gestorben war. Urlaub brach er regelmäßig ab, Verabredungen als Paar hielt er nicht ein. Ich fühlte, dass ihm alles andere wichtiger war als wir. Nach 16 Jahren konnte ich nicht mehr. Ich liebte ihn immer noch, aber ich wusste, dass ich niemals mit ihm glücklich sein würde. Denn er würde sich nicht ändern. Und auch wenn mein persönliches Umfeld immer behauptete, es müsse so sein, dass ein Mann so viel arbeitet und so viel Zeit mit Hobbys verbringt, wusste ich, dass es Männer gibt, die ihre Familie lieben und über alles stellen.

Wir sind seit sieben Jahren getrennt. Seither kümmert er sich mehr schlecht als recht um unser Kind. Nach wie vor gibt er an, er habe wenig Zeit wegen Arbeit und Hobbys. Oft verschiebt er deshalb Papawochenenden und in den Ferien will er ihm auch nicht mehr als drei Wochen pro Jahr. Mittlerweile fragt unser Kind schon, warum der Vater sich nicht kümmert. Warum er nie etwas mit dem Kind unternimmt. Ich finde es schade, denn er vergibt schon wieder eine Chance. Ich hatte wirklich gehofft, dass unsere Trennung ihm diesbezüglich die Augen öffnet.

Ich selbst bin wieder verheiratet. Diesmal habe ich einen ganz lieben Mann. Einen, der gerne zuhause ist und selbst sagt, dass er seine Zeit am liebsten mit mir verbringt. Natürlich machen wir auch jeder unser eigenes Ding. Hin und wieder. Aber niemals würde er unseren Urlaub wegen der Arbeit unterbrechen, Hobbys über die Familie stellen oder wäre nicht für uns da, wenn wir ihn brauchen.

Ich denke, auch für dich gibt es einen Partner, der besser passt. Du bist jetzt traurig, aber dein Mann wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ändern.

Alles Liebe!

Bearbeitet von .cherry.blossom.
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Liebe cherry blossom, ganz lieben Dank für deine Nachricht. 🌷 Da hast du bereits auch viel durchstehen müssen, was mir sehr leid tut, auch für euer gemeinsames Kind. Desto mehr freut es mich zu hören, dass du einen Mann gefunden hast, welcher euch an erster Stelle sieht. Ich finde mich in einigen Situationen wieder. Urlaub haben wir jedes Jahr gemacht, da habe ich mich durchgesetzt und es war meist die schönste Zeit im Jahr, Harmonie und Liebe… bis uns der Alltag wieder hatte. Wir sind beide Mitte 30 und ich hatte gehofft, dass eines Tages die regelmäßigen Treffen mit Freunden reduziert werden und man sich eben alle 1-2 Wochen sieht. Meine Freundinnen sind überwiegend in Elternzeit und ich sehe sie im Schnitt einmal im Monat. Das ist für mich ok. Mein Mann ist wie sein Vater und braucht die Arbeit anscheinend um ausgeglichen zu sein. Dennoch ist wohl eine Stunde unter der Woche und 3-4 Stunden am Samstag und Sonntag mit der Familie zu viel verlangt. Wir wollten beide noch ein bis zwei weitere Kinder, aber so unvorstellbar. Ich war doch schon überwiegend alleinerziehend. Da er sich nicht ändern wird, kann ich mehreren Kindern nicht gerecht werden.

Ich bemühe mich nach vorne zu sehen und nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein.

Nochmal vielen Dank dir und alles Gute, vlt kommt der Vater eines Tages doch noch zur Vernunft. 🙏🏼

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Deine Geschichte gibt mir wahrlich Hoffnung auf ein persönliches Happy End mit anderem Mann. DANKE

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Das klingt alles sehr schwierig, und als hättet ihr euch diese Entscheidung nicht leicht gemacht.

Das Problem sind ja nicht nur die Unterschiede in euren Persönlichkeiten, sondern die Zeitfrage. Und Zeit ist eben immer auch Priorität. Keine Zeit gibt es nicht. Klar muss man arbeiten für seinen Lebensunterhalt, einkaufen und zum Arzt und so. Aber in diesem Rahmen hat man selbst in der Hand, wofür man die übrige Zeit nutzt. Man hat Zeit nicht, man nimmt sie sich.

Du fragst wie das bei anderen ist. Bei uns ist es so, dass der Papa meiner Tochter immer schon viel mit ihr gemacht hat, auch zu dritt haben wir viel unternommen. Mit meinem neuen Partner ist das nicht anders, Paarzeit und Familienzeit stehen vorn, auch wenn natürlich jeder auch eigene Interessen und Freundschaften pflegt. Ich finde das normal und wünschenswert. Und du scheinbar auch. Dein (Ex-)Mann nicht.

So wie sich das liest ist die Trennung die richtige Entscheidung, auch wenn es jetzt weh tut. Ihr kommt da nicht weiter, seid dünnhäutig und ausgelaugt. Das ist doch schlimm und für eure Tochter auch nicht gut. Es ist immer traurig wenn man sich eingestehen muss dass alle Mühe nichts bringt. Aber das irgendwann einzusehen und eine Entscheidung zu treffen ist wichtig und richtig. So hast du die Chance zur Ruhe zu kommen und irgendwann einen Partner zu finden, der ähnliche Prioritäten hat wie du. Alles Gute!

Bearbeitet von Laniluna
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Herzlichen Dank Laniluna für deine liebe Nachricht. Perfekt zusammengefasst. Das trifft es zu 100%.
In harmonischen Phasen gab es schon Momente in denen er sich bemüht hat und mehr Zeit für uns hatte. Sobald es aber zu Spannungen kommt flieht er. Das ist seine Art. Die Paartherapie habe ich ihm vor circa zwei Jahren vorgeschlagen und im Anschluss gelegentlich nachgefragt. Vor etwa 4 Monaten hat er eingelenkt. Kann sich aber nicht öffnen und meint es sei zu spät. Laut seiner Aussage „Seine Schuld, hätte er vlt doch früher eingelenkt, wäre die Ehe möglicherweise noch zu retten gewesen.“ Ich merke heute wie die Anspannung, die Angst etwas falsches zu sagen verpufft ist, ich wieder besser Luft bekomme, auch wenn es schmerzt. Wir haben alles gegeben. Das hilft sicherlich beim verarbeiten.

Vielen Dank für die tolle Nachricht und deine Erfahrungen. Alles Liebe auch für euch. Schön, wenn es ein Happy End (so gut es für alle Beteiligten geht) gibt. Lässt mich hoffen. 🙏🏼🌷

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Noch ein Punkt. Ich finde es ganz wichtig, dass jeder von uns seine Freiräume hat. Der eine braucht eben mehr, der andere weniger. Dennoch sollte die Familienzeit und die Paarzeit an erster Stelle stehen und nicht zu kurz kommen. Bin ich ganz bei dir.

Für meinen (noch) Mann ist die Situation auch nicht einfach. Er ist eher der Typ, der es zu spät merkt. Bisher habe ich dann auch immer nachgegeben. Ich hoffe, dieses Mal bleiben wir beide standfest. Das ist das richtige und vernünftigste..

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Ich kann gerade deinen Beitrag lesen, weil der Papa im Kinderzimmer mit unserer Maus (1) spielt. Sonst gehen sie auch ganz gerne mal zusammen spazieren und ich hab etwas Zeit für mich. An den Wochenenden machen wir viel gemeinsam. Aber er hat auch noch seine Hobbies (Fitnessstudio geht er direkt nach der Arbeit hin, Musik machen->nachdem er die Kleine bettfertig gemacht hat, oder abends auch mal mit Freunden in die Kneipe).
Ich finde, dein Partner hört sich ziemlich egoistisch an. Das tut mir leid für dich und euer Kind.

Bearbeitet von Lavendel.85
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Herzlichen Dank für deinen Beitrag. So soll es sein. 🥰 Freut mich sehr zu hören, dass der Papa gerne Zeit mit eurer Tochter in und außerhalb den vier Wänden verbringt. Das hätte ich mir auch gewünscht. Ich vermute, da er eben kaum Zeit mit unserer Tochter verbringt, dass er sich auch nicht allein mit ihr an die frische Luft traut. Hätte man jedoch jederzeit ändern können. In der Wohnung kommen sie super miteinander aus. Die zukünftige Beziehung zwischen den beiden bereitet mir bereits jetzt schon Sorgen. Lieben Dank dir 🌷