Drogenabhängiger Partner doch ohne ihn am Existenzminimum

Guten Abend ihr lieben,

Ich muss es offen zugeben mein Partner ist Drogenabhängig und auch wenn der Konsum nicht in den eigenen 4 Wänden statt findet belastet es mich psysisch sehr stark. Ich bin aktuell in der 39. SSW und wie so oft in der Schwangerschaft rechne ich wieder mal meine Finanzen durch ob ich das nicht doch ohne ihn hinbekomme. Das ist doch auch absolut absurd. Ich weiß 100%ig, dass es absolut krank ist an dieser Beziehung festzuhalten und dass es für mich als auch meinen Sohn das beste ist ihn einfach vor die Tür zu setzen. Trotzdem bin ich zu schwach es durchzuziehen. Zu sagen „such dir eine andere Bleibe.“ oder das simple „Es ist aus, vorbei, schluss, aus, basta.“ bekomme ich einfach nicht über die Lippen.

Zu groß ist die Angst trotz dem Unterhalt meinen Sohn am Existenzminimum großziehen zu müssen. Das er sich doch wie es ja sonst auch schon häufig berichtet wurde aus der Verantwortung zieht und ich mit dem Studium und meinem Sohn vollkommen überfordert und alleine bin. Dann auch noch, dass ich ja irgendwie allen irgendwas rechtfertigen muss warum ich mich den von meinem armen armen Freund so kurz vor/nach der Geburt trenne.

Ich wusste vorher nichts von seiner Abhängigkeit. Wie der Gegenüber nach dem Konsum drauf ist konnte ich auch erst in der Schwangerschaft zusammen zählen. Manchmal und eigentlich immer gebe ich mir die Schuld dafür, dass ich es nicht eher gesehen habe. Ich bin jetzt seit knapp 3 Monaten auch aktiv in einer Therapie für Co-Abhängige und Angehörige und jetzt fange ich auch noch an mir dort die Dinge schön zu reden und die Therapeutin anzulügen, dass ja alles noch oke wäre.

Es streubt sich in mir zurzeit alles gegen mich und dass ich mich freiwillig dieser Situation aussetze. Ich habe es hier im Forum verfasst, weil ich mich aktuell zu sehr schäme mich meiner Familie, Therapeutin und so absurd es klingen mag noch meinem Partner anzuvertrauen. Danke fürs zuhören <3

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Hallo LisaNenaNeuer,

was bedeutet für dich und für deinen Sohn kurz vor der Entbindung am Existenzminimum zu sein?
Ist es wirklich nur deine Angst vor einem finanziellen Absturz, oder verbergen sich nicht dahinter auch deine viel tiefer gehenden Ängste und dein Schamgefühl vor Familie, Freunden, Therapeutin?

Du fühlst dich so unsäglich durch deine Lage überfordert und hast Panik, alleine mit einem Baby und mittellos in ein schwarzes Loch zu fallen.

Doch wie sähe deine Alternative aus, wenn du diesen Sprung nicht wagst?
Kannst du dir im Geist vorstellen, wie dein Leben mit einem Süchtigen und Baby in zwei oder drei Jahren aller Wahrscheinlichkeit aussehen dürfte?

Welche dieser Vorstellungen macht dir mehr Angst?

Für mich ist eine keine Schande, Hilfe zu suchen und in Anspruch zu nehmen, etwa von Familie, Ämtern, Caritas/Diakonie, sondern ein Ausdruck von innere Stärke und Fürsorge für dein Kind.
"Meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit", diesen Gedanken der schwachen Stärke und der starken Schwäche findest du auch in der Spiritualität.

Bearbeitet von Christoph61
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Ich schließe mich meiner Vorrednerin an. Sich Unterstützung holen ist eine Form der Stärke. Ich weiß ja nicht wie dein Partner drauf ist, wenn er konsumiert hat. Aber möchtest du wirklich dich und dein Baby auch in Gefahr bringen?

Klar, es wird vielleicht am Anfang hart. Du brauchst ein gutes Netzwerk, Freundinnen, Familie,…finanziell gibt es Unterhalt (oder halt Vorschuss) und Kindergeld, eventuell auch Wohngeld. Das muss ja auch nicht für immer so gehen. Aber ich denke, bleiben ist keine Alternative. Dir geht es nicht gut und nur eine Mama, der es selbst gut geht, kann gut für ihr Kind da sein.