Erziehungstil & Konflikte

Hallo!

Meine Tochter ist 4 Jahre alt und ein toller Mensch mit viel eigenem Willen / Ideen. Mir gefällt das gut und wir lösen ihre vielen eigenen Ideen, die schlecht in die Zeitplanung passen, normalerweise gern über "Deals": "Wir können noch ein weiteres Buch lesen, aber das muss dann extra kurz sein und danach soll aber wirklich Schluss sein und wir kommen zur Ruhe".

Meine Frau meint, dass wir unsere Tochter gewinnen lassen würden, wenn wir so handeln und die Deals größer werden würden. Immer öfter, wenn meine Frau beim Einschlafen begleitet, eskaliert die Situation an solchen Deals (Kind wird angeschrien und beschuldigt), dann schreite ich normalerweise ein und löse meine Frau ab. Bei mir beruhigt sich die Lage schnell und alles ist gut.
Danach findet man einen echten Scherbenhaufen vor: Eine beleidigte Frau (über Tage) und ein Kind, das fragt, ob Mama noch böse ist und gerade letzteres bricht mir das Herz.

Ich habe bereits versucht, mit meiner Frau darüber zu sprechen.. aber sie beharrt darauf, dass sie (bzw wir) von unserem Kind manipuliert werden würden und ich sie dabei auch nicht einmal unterstützen würde.


Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und eine Lösung gefunden, die ich noch nicht kenne :D

Danke!

Bearbeitet von Darkbind
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Hallo,

Es gibt Situationen, da kann man mal einen Deal aushandeln, aber nicht immer. Es gibt auch Situationen, da haben die Eltern das letzte Wort und Ende. Das ist Erziehung und in der Erziehung muss man aich mal unbequeme Entscheidungen treffen und den Frust des Kindes aushalten. Hört sich für mich so an als würdest du nicht erziehen wollen und gehst den einfachen Weg.

Was du deiner Tochter zeigst ist, dass egal was Mama sagt oder macht, Papa kommt und ich bekomme meinen Willen. Du fällst deiner Frau voll in den Rücken und untergräbt ihre Autorität gegenüber eurer Tochter.
Die Lösung ist dich rausholen und die beiden das klären lassen. Deine Frau hat recht eure Tochter ist 4 Jahre und wird lernen egal was meine Eltern wollen, ich bekomme was ich will, wenn Papa kommt. Das ist wie gesagt keine Erziehung. Wo willst du die Grenze setzten? Jetzt ist es ein weiteres Buch. Was wenn es eine weitere Süßigkeit ist? Oder wenn sie die Medizin nicht will? Oder sie macht etwas, aber nur wenn sie ein neues Spielzeug bekommt? Wo ziehst du die Grenze und hältst du sie hart?

Hier gibt es eine klare Regel. Wenn einer mit dem Kind beschäftigt ist hält sich der andere raus, egal wie stark es eskaliert. Kritik wird erst geübt, wenn wir Eltern alleine sind. Gegenüber der Kinder sind wir immer eine Front. Denn wir wollen uns nicht von unseren Kindern gegeneinander ausspielen lassen.

Unsere Große ist knapp 5 Jahre alt und ja sie ist auch ein kleiner Dickkopf, aber trotzdem erziehen wir sie mit festen Regeln und Konsequenzen. Es gibt nicht für alles einen Deal, sondern auch klare Ansagen.

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Danke für deine Antwort!

Es scheint, dass meine Frau und du (anscheinend) ähnliche Auffassungen habt.
Kannst du erklären, warum du diesen Erziehungstil verfolgst? Waren deine Eltern ähnlich oder ganz gegensätzlich?

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Wir erziehen unsere Kinder so, weil es für uns die beste Art der Erziehung ist. Es gibt harte Bereiche, da wird nicht diskutiert und weiche Bereiche da kann man Deals machen.

Das Kind immer entscheiden lassen, was du ja machst, ist in meinen Augen keine Erziehung, sondern jeden Wunsch erfüllen. So läuft das Leben aber nicht. Dein Ansatz ist auch nicht Bedürfnisorienteiert. Der Ansatz ist anders als das was du machst.
Die Quittung kommt spätetsns in der Schule, wenn sie mit klaren Ansagen umgehen muss und Dinge tuen muss die sie nicht will. Da kann man keine Deals machen und Papa kann ihr da nicht helfen.
Aktuell verzieht du euer Kind, untergräbt deine Frau und sprichst ihr sie Erziehung ab. Du lässt sie Konflikte nicht selbst lösen, sondern verbietet ihr, indem einen Augen, kritische Situationen zu übernehmen. Du treibst einen Keil zwischen die beiden und zeigst eurer Tochter nur du bekommt alles was du willst, Mama ist böse und Papa ist der strahlende Held.

Wärst du dein Mann hättest du schon längst klare Ansage bekommen. Entweder du hältst dich aus den Situationen raus und beginnst das Kind wirklich zu erziehen oder da ist die Türe.

Schade, dass du nicht darauf eingehst wo deine Grenze wäre. Was wenn sie keine Medizin nehmen will, bekommt sie dann das teure 🎁 Geschenk? Sie will den Helm nicht aufziehen, aber trotzdem Fahrrad fahren. ....

Wenn mir überlege, wir müssten jetzt 5 Tage zweimal täglich Medikamnete nehmen. Da gab es kein wenn und aber die Medikamente würden genommen. Klar gab es auch Geschrei, aber Gesundheit geht vor.

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Ich finde es bezeichnend, wenn es schon heißt "das Kind gewinnen lassen" - als ob das Familienleben ein Kampf wäre, wo es Gewinner und Verlierer geben muss. Diese Sicht kann ich leider so überhaupt gar nicht teilen. Jeder sollte sich im Familienleben auch mal zurücknehmen können.

Mal Hand aufs Herz: in den Situationen mit den Deals, gibst du da nur des lieben Friedens Willen nach ODER geht es deiner Frau eher ums Prinzip, dass sie nicht nachgibt? Ich gehe jetzt tatsächlich mal von Letztem aus. Auch spricht es nicht unbedingt für einen lösungsorientierten Charakter bei deiner Frau, wenn ihr nicht mal sprechen könnt, sondern sie tagelang von solchen Situationen beleidigt ist. Sie muss doch selbst erkennen, dass es wenig Sinn macht ein Kind zum Schlafen anzumoppern!? Das wird ja wohl kaum dazu führen, dass das Kind bereitwillig einschläft, sondern das eine angenehme Abendsituationen für alle Beteiligten viel zielführender ist, damit das Kind zeitnah schläft.

Wir hatten manchmal ähnliche Situationen, leider. Ich bin auch immer konsequent eingeschritten, wenn es anfing arg zu eskalieren. Inzwischen hat mein Mann aber zunehmend verstanden - und erlebt, dass mein Vorgehen ruhiger und somit angenehmer ist und vor allem das Junior bei mir aus Prinzip wesentlich kooperativer ist als bei ihm. Das hat ihm tatsächlich zu denken gegeben, dass er zunehmend erlebte, dass ich etwas sagte und Junior "folgte" während er etwas sagte und es folgte ein "Nein!" oder Wutanfall.

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Danke für deine Antwort!

Hat dein Mann denn nachhaltig verinnerlicht, warum dein Vorgehen besser funktioniert hat? Davon abgesehen, freue ich mich, dass man einen solchen Konflikt scheinbar (und das ist schon ein schlimmer Konflikt) auflösen kann.

Unsere momentane Lösung ist, dass ich alles "kritische" übernehme, damit es nicht weiter eskaliert. Aber ich hätte eigentlich auch gerne die Gewissheit, dass meine Frau nicht derartig ausrastet.

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Ich möchte da gar nichts beschönigen. Es ist ein schwieriger Weg und hat tatsächlich bei uns zu ein paar sehr unschönen Streits geführt. In 10 Jahren Ehe haben für unsere Streits für keine 2 Hände gereicht, aber seit dem Kind... Puh, frag nicht nach Sonnenschein... 🙈

Mein Weg war anfangs genauso, dass ich meinem Mann die eskalierenden Situationen zunächst komplett abgenommen habe - das war im Sinne aller. Mein Mann hat dann mehrfach beobachten können wie es krisenfrei läuft und ich habe es meist später in Ruhe angesprochen warum ich so oder so agiert habe. Damit er es erst einmal grundsätzlich versteht. Irgendwann habe ich kleinere, unkritische Situationen zugelassen - es kam natürlich dann oft zu Gebrüll, aber da kann ich genauso stur sein und wies meinen Mann an sich jetzt auch gefälligst ums aufgelöste Kind zu kümmern! Das ist nämlich konsequente Erziehung live am Partner 😉 - der Partner moppert rum -> Kind weint -> ergo/Konsequenz: Partner hat das Kind zu trösten! Ich glaube DAS gefiel ihm dann irgendwie nicht so, was ihn dann auch dazu animiert hat es doch mal anders zu versuchen. Vorher hatte ich leider nämlich auch den Fehler gemacht ihn da aus der Verantwortung zu nehmen und habe das Kind dann selbst getröstet. So wurden die unschönen Situationen Stück für Stück durch meinen Mann geübt und sukzessive wurden es immer weniger.

Bei uns hat(te) das Konfliktpotential hauptsächlich 3 Ursachen: ich kümmere mich die meiste Zeit ums Kind (habe also mehr Übung/ Erfahrung), ich lese mich zu Themen Entwicklung/Erziehung ein (tut mein Mann gar nicht) und auch die eigene Erziehung von uns beiden. Ich würde behaupten wir beide sind sehr locker erzogen worden, vielleicht ich sogar noch mehr als mein Mann - der große Unterschied ist: ich fand es gut so und bin meinen Weg stets zielstrebig gegangen. Ich bin der Typus "Grenzen und Verbote akzeptiere ich nur, wenn ich den Sinn einsehe", ansonsten waren und sind sie mir egal. Mein Mann hingegen wirft seinen Eltern vor, dass sie zu wenig streng mit ihm waren und er hätte mehr aus seinem Leben machen können, wären sie strenger gewesen. Ich glaube mein Mann verwechselt da leider Strenge mit Motivation bzw. Zielen im Leben. Er meint es gut fürs Kind, schießt aber übers Ziel hinaus und da versuche ich dann eben zu intervenieren.