Warum Intimbereich nicht zeigen / anfassen?

Der Titel klingt etwas komisch, ist mir bewusst :-D Wir sind momentan an dem Thema sensible Körperzonen, unangemessene Berührungen, Nein sagen und so weiter dran. Also immer mal wieder ganz locker mit ein, zwei Büchern. Unser Kind (4 Jahre) findet das soweit auch alles einleuchtend, bis auf die Frage: Warum dürfen Fremde den Intimbereich nicht sehen? Jede unserer Antworten ist irgendwie nicht genug, erscheint nicht logisch genug, und uns gehen die Ideen aus.

Welche Antworten habt ihr da so gegeben? Vielleicht hat ja jemand eine kreativere, anschaulichere Erklärung als wir :-D

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Ich finde das tatsächlich auch schwierig und mir fehlt da manchmal auch noch ein Argument. Unser Kurzer ist 4 und fragt zum Beispiel, warum ich ihn nicht am Penis streichle, über den Bauch oder Popo (und selbst das werfen einige vielleicht schon zu viel finden). Warum ist Sex (so im allgemeinen) nur was für erwachsene? machen das nur Erwachsene, aber doktorspielr sind schon ok?
„Wireso ist das bei manchen ok, in anderen Konstellationen nicht?

Da kommt immer nur das nächste Warum.
Wie soll man das vermitteln ohne dass man mit „bösen Menschen“ kommen muss und den Kindern unnötig Angst macht. Mal abgesehen vom „ mein Körper gehört mir“- Gedanke, den wir schon auch verbreiten (blöd, wenn er dann gegen die Erziehungsbersuche gerichtet wird 😄), aber Sexualität, und auch ihre kindliche, soll ihnen als was schönes bewahrt bleiben.

Bin gespannt, wie andere das so machen und erklären.

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Bei Doktorspielen wurde z.B. von einer Erzieherin geraten, diese nur an Puppen oder Kuscheltieren zu erlauben. Damit eben klar ist: Die Grenzen gelten für alle, den Intimbereich sehen nur Eltern, Erzieher oder Ärzte an, wenn sie einen Grund haben.

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Was allerdings dann aber eine völlig gesunde, natürliche und normale Entwicklung ignoriert - was nämlich Doktorspiele unter Gleichaltrigen einfach darstellen. Sollte einer Erzieherin eigentlich bewusst sein.
Natürlich gelten die Grenzen für alle. Aber nicht, wenn sich gleiche Machtverhältnisse einvernehmlich und mit passenden Regeln auf ein "ja" verständigen.

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Wir können uns da bisher gut mit „Ist halt so.“ behelfen. Nackt herumlaufen ist nur zuhause OK, draußen haben alle etwas an.

Wenn ich darüber nachdenke, dann ist es nicht lecker die Organe mit denen man defäkiert und uriniert beim Essen zu sehen. Vielleicht wäre das ein Argument, was von der sexuellen Schiene aus weggeht?
Beim anfassen sagen wir einfach, dass wir das nicht möchten. Genauso wie wir es machmal nicht möchten ein Kind auf den Arm zu nehmen oder nicht möchten, dass uns die Nase geputzt wird oder so.

Nackt herum laufen können die Kinder (auch Besuchskinder) zuhause.

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Diese Zonen sind einfach privat, da haben andere Menschen nichts dran zu suchen. Ausnahmen: Ärzte usw. Du kannst erzählen, dass sich Erwachsene dort berühren, wenn sie kuscheln wollen (oder Sex oder wie auch immer altersgerecht es benannt werden soll) und dies ist auch nur Erwachsenen vorbehalten. Man darf sich selbst da berühren, aber sonst hat da keiner was zu suchen.

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Die Frage war, wie man einem Kleinkind das Konzept "privat" oder "intim" erklärt. Das ist für sie ja nicht selbstverständlich.

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Hallo,
es ist natürlich blöd, wenn ihr dazu jetzt schon so arg ausgefragt werdet. Aber in der Regel erwacht das Schamgefühl beim Kind von ganz allein, irgendwann bis im Schnitt zum 5. Geburtstag. Von daher wäre ich da erst mal noch entspannt und würde darauf bauen, dass das Gefühl in den nächsten Monaten von ganz allein kommt, dass man sich nicht mehr jedem präsentieren möchte.
Wir hatten es da leicht, da A ein natürliches Schamgefühl bereits früher einsetzte und B Antworten wie „das ist etwas ganz persönliches…“ ausreichten.
Bis da ein tieferes Verständnis durch Schamgefühle entsteht, würde ich es glaube ich bei euren Aufklärungsversuchen belassen und die Regel vermitteln, dass der Intimbereich bitte niemandem ausser … gezeigt wird. Es gibt ja noch einige andere Regeln, die man nicht in jedem Alter bis zum geht nicht mehr erklärt, sondern die einfach vermittelt werden, bis die Reife da ist das detailliert zu verstehen.
Ich bin mir fast sicher, dass das in einem Jahr ganz logisch für euer Kind ist. 🙂

Bearbeitet von Rainbowfriend
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Ich habe es meiner Tochter (3 J.) so erklärt:
Wenn sie in der KiTa auf Toilette geht und die anderen Kinder auch auf Toilette sind, ist es okay, bei den anderen Kindern hinzuschauen. Anfassen ist aber ein Tabu. Das ist unhygienisch und kann z.B. zu einer Blasenentzündung führen.

Wenn andere Kinder sie im Spiel auffordern, ihren Popo oder ihre Scheide zu zeigen, was schon vorgekommen ist, sagt sie laut "Nein, das ist ein blödes Spiel, ich muss ja gar kein Pipi und Kacka machen."

Sie selbst hat sich auch schon bei uns zuhause vor den Spiegel gestellt und geschaut/angefasst.
Hab ihr dann gesagt, dass sie vorher die Hände gewaschen haben muss und sich nicht grob anfassen soll, damit sie an der Scheide kein Aua hat.

Das ist unser Umgang mit dem Thema Sexualität bei Kleinkindern - bisher fahren wir damit ganz gut 👍

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Hi,

wir haben jetzt nie gesagt, dass man den jemand nicht sehen darf.

Es war einfach, zu Hause kann jeder nackig rumlaufen, die Kinder sehen ja auch uns nackig, wenn wir mal aus der Dusche kommen, bzw. ich kann eh nicht alleine duschen, einer kommt immer rein :D

Draußen müssen wir uns aber anziehen, weil das vom Gesetz zu vorgeschrieben ist und man draußen nicht nackt rumlaufen darf. Das war für meine Kinder dann einleuchtend genug.

Ausnahmen sind z.B. Sammelumkleiden. Da ist das ok, wenn man sich gegenseitig nackig sieht, weil wenn das jemand nicht will, kann der ja in eine Einzelumkleide. Inzwischen nutzen wir die auch, weil die Kinder alt genug sind, sich alleine abzutrocknen und anzuziehen.

Unsere Kinder dürfen sich aber z.B. am See auch noch am Platz umziehen, solange es sie nicht stört. Der Große hatte es letztes Jahr jetzt das erste Mal, dass er lieber in die Umkleide ist, er ist jetzt 9. Auch zu Hause merkt man, dass er die Badtür zumacht, wenn er aufs Klo geht und zumindest seine Schwester und den Papa rausschickt, wenn er duschen will (bzw. muss, wollen tut er ja nie :D) Ich darf aber immer noch rein, das stört ihn nicht :D
Die Kleine wird bald 6 und stört sich noch gar nicht daran, mal schaun, wann das bei ihr anfängt.

Von daher ist sehen nicht das Problem. Wichtiger ist ja, dass niemand den anfassen darf und abgesehen von Ärzten, die eine Untersuchung machen müssen niemand da ohne Einverständnis einfach dran darf.

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Irgendwann so ca. mit Schuleintritt entwickelten meine Kinder und auch die mir sonst bekannten Kinder einfach eine natürliche Scham. Nackt ausziehen z.b. im Garten war dann iiih oder zum baden/Duschen wurde darauf geachtet, dass die Tür zu war - solche Sachen.

Ich habe das vorher auch nie großartig besprochen. Sicher, sie mussten niemanden umarmen, küssen, wenn sie das nicht wollten und es auch nicht "ertragen". Hat bei uns aber auch niemand gemacht. Und da kleinere Kinder eigentlich noch gar nicht allein unterwegs sind, hätte es ja auch gar keine Situation gegeben, die unangemessen gewesen wäre, zumindest bei uns nicht.
Ich glaube in dem Alter sind sie mit dem Thema einfach überfordert. Ich finde es jedenfalls schwierig irgendetwas anderes zu sagen als: niemand hat das Recht, dich körperlich zu berühren, wenn du das nicht willst außer einem Arzt. Alle weitergehenden Erklärungen würden nur Angst machen und das hab ich nicht gewollt.

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Viele hier schreiben von einem "natürlichen" Schamgefühl, als würde dies von innen heraus kommen. Meiner Meinung nach ist das rein kulturell. Jede Kultur hat eigene Regeln, wann wie wo Nacktheit okay ist und wo nicht. Mit der Zeit verinnerlichen Kinder diese Regeln. Auch die Regel, dass über solche Themen leider ungerne gesprochen wird. Aber dein Kind stellt die völlig berechtigte Frage nach dem warum. Warum darf man in der Öffentlichkeit den Bauchnabel zeigen, aber die weibliche Brust nicht. Warum ist es in der Sauna okay, aber im Schwimmbad nicht. Das ist nichts angeborenes, das sind einfach die Regeln, auf die sich in unserer Kultur geeinigt wurde.

Ich denke es geht damit einher, dass man bestimmte körperliche Reize (welche genau ist kulturabhängig) nur mit dem Partner teilen will, damit diese etwas besonderes bleiben. Und weil das alle so machen, fällt es total auf, wenn jemand bei dieser Regel nicht mitmacht. Bei einem 2-Jährigen weiß man natürlich, dass das Kind mit seiner Nacktheit nichts kommunizieren möchte, aber spätestens ab der Pubertät ist das etwas anders. Und wir Eltern wollen nicht, dass es zu Missverständnissen kommt und bringen den Kindern bereits in jungen Jahren die Regeln bei. (Letztendlich natürlich auch, weil wir sie vor den Blicken von Pädophilen schützen möchten, aber ich weiß nicht, ob sie das mit 4 Jahren wissen muss.)

Also das wäre meine Antwort: Dass die Gesellschaft sich geeinigt hat, dass ein nackter Intimbereich etwas besonderes ist, was man nur mit ausgewählten Sexualpartnern teilt, oder mit Menschen, die als Sexualpartner eh nicht in Frage kommen (engste Familie zum Beispiel). In manchen Bereichen werden begründete Ausnahmen gemacht (Sauna), aber auch da gehört es sich dann nicht, auf diese Körperstellen zu starren. Und es gibt Clubs und Bereiche für Menschen, die diese Regeln nicht mitmachen wollen und besonders im Sommer gerne nackig unterwegs sind (z.B. FKK Campingplätze).

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Wir hatten das Thema bei meinem großen auch sehr lange und sehr ausgiebig. Ich meinte dann mal "schau du zeigst ja auch nicht allen in deinen Mund oder in die Ohren. Es gibt einfach am Körper Stellen die gehen nicht jeden etwas an usw